Vom Mitarbeiterglück zur Zahlenknechtschaft: Der schmerzhafte Wandel bei Kaufland
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre hat leider deutlich nachgelassen. Bei jedem Besuch im Büro ist eine unausgesprochene Spannung zu bemerken, die in der Luft hängt und das Arbeitsklima beeinträchtigt. Die Motivation der Kollegen scheint stark beeinträchtigt, hauptsächlich aufgrund der zunehmenden Fokussierung auf Zahlen und messbare Ergebnisse. Das Gefühl, als Mitarbeiter geschätzt und respektiert zu werden, weicht immer mehr dem Eindruck, lediglich als Mittel zur Gewinnerzielung gesehen zu werden.
Kommunikation
Die Teamkommunikation ist stark verbesserungswürdig. Es herrscht eine ständige Fluktuation an Änderungen, die jede Woche erneut eingeführt und oft in der darauffolgenden Woche schon wieder verworfen werden, ohne erkennbare Konsistenz oder einen roten Faden. Diese konstante Welle an wöchentlichen Änderungen hat eine Überforderung der Mitarbeiter zur Folge und erschwert die Umsetzung der Aufgaben erheblich.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt ist im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Natürlich gibt es, wie in jedem Arbeitsumfeld, immer wieder Einzelpersonen, mit denen die Zusammenarbeit herausfordernder ist, aber das ist ein üblicher Aspekt des Berufslebens.
Work-Life-Balance
Kaufland betont stets seine herausragende Work-Life-Balance, doch die Realität sieht meiner Erfahrung nach leider anders aus. Sogar kleine Überstunden, die man macht, um am nächsten Tag früher gehen zu können, werden kritisiert. Auch das Versprechen von fünf Tagen Homeoffice pro Woche wird nicht eingehalten. Tatsächlich ist man verpflichtet, mindestens an drei Tagen pro Woche im Büro zu erscheinen. Grundsätzlich wäre das kein Problem, doch wenn man mit einem flexiblen Modell wie "5 Tage Homeoffice" wirbt, sollten die tatsächlichen Arbeitsbedingungen diesen Versprechen auch entsprechen.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten meiner Vorgesetzten hat sich leider in eine Richtung entwickelt, die ich als entmenschlichend empfinde. Ich fühle mich weniger als Mensch und mehr als eine Zahl wahrgenommen. Team- und Abteilungsleitung wirken auf mich wie Marionetten der obersten Führungsebene. Kleinigkeiten, die für mich vor einem Jahr noch selbstverständlich waren, werden jetzt als außerordentlich großzügige Gesten der Führungskräfte dargestellt. Mir fehlt inzwischen die menschliche Komponente.
Interessante Aufgaben
In meiner Rolle als "qualifizierter Mitarbeiter" finde ich mich ständig mit einer Flut von zusätzlichen Aufgaben konfrontiert, die mir von meiner Vorgesetzten zugewiesen werden und weit über das hinausgehen, wofür ich entlohnt werde. Bei dem Versuch, eine angemessene Einstufung und Vergütung einzufordern, die meinen tatsächlichen Aufgaben gerecht wird, erlebe ich nichts als Hinhaltetaktik. Trotz viel heiße Luft und großspurigen Versprechungen bleibt eine greifbare Verbesserung meiner Situation ein fernes Phantom. Es wird viel geredet, aber Taten, die diese leeren Worte stützen, sind bis heute nicht in Sicht.
Gleichberechtigung
Die Frage der Gleichberechtigung hängt stark von der individuellen Perspektive ab. Als regulärer Mitarbeiter fühle ich, dass meine Meinung oft wenig Gewicht hat und ich hauptsächlich dazu da bin, die Anweisungen der Teamleitung umzusetzen. Natürlich verstehe ich, dass die Aufgabe einer Führungskraft in der Führung liegt und es die Verantwortung der übrigen Mitarbeiter ist, diese Anweisungen auszuführen. Doch letztendlich hängt viel von der Art und Weise ab, wie diese Anweisungen kommuniziert werden!
Umgang mit älteren Kollegen
Im Grunde genommen bleibt zu diesem Punkt nicht viel zu sagen, da die Situation ähnlich zu den bereits im Abschnitt "Gleichberechtigung" genannten Umständen ist. Die Verhaltensmuster sind dieselben.
Arbeitsbedingungen
Nach einer überaus fragwürdigen Anordnung, die uns zwingt, anstatt der zuvor zugesicherten fünf Tage Homeoffice, nun dreimal wöchentlich das Büro aufzusuchen, kam der nächste Hammer: Alle Getränke- und Essensautomaten sind wie von Geisterhand aus dem Bürogebäude verschwunden. Sind wir hier im Absurdistan gelandet? Erst beordern Sie uns zurück ins Büro und dann eliminieren Sie jegliche Optionen für grundlegende Annehmlichkeiten wie das Kaufen eines Getränks? Dieser Vorfall ist nur die Spitze des Eisbergs und ein weiterer klarer Beweis dafür, dass hier Zahlen und Gewinnmaximierung den Menschen und dessen Wohlbefinden bei weitem übertrumpfen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Der Schein trügt in diesem Unternehmen: Mir fällt immer wieder auf, wie sorglos und verschwenderisch vor allem in der Verwaltung mit Ressourcen umgegangen wird. Besonders auffällig ist das bei den Verpackungen der Lebensmittel, die für Produktfotos verwendet werden. Anstatt diese wiederzuverwenden, landen sie einfach im Abfall, während am nächsten Tag neue Verpackungen zum Einsatz kommen. Ein solcher Umgang mit Ressourcen scheint mir nicht nachhaltig.
Gehalt/Sozialleistungen
Kaufland scheint das Prinzip zu verfolgen: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Die Priorität liegt nicht darin, die Mitarbeiter fair zu entlohnen, sondern die Gewinne zu maximieren. Das aktuelle Gehalt reicht kaum zum Leben.
Besonders störend empfinde ich, dass bestimmten Personen Prämien gewährt werden, nur um später zu behaupten, diese Prämien hätte es nie gegeben. Dieser Schachzug verhindert, dass reguläre Mitarbeiter, die diese Prämien ebenso verdient hätten, sie einfordern könnten. Es zeugt von einem Mangel an Transparenz und Fairness in der Gehaltsstruktur.
Image
Angesichts meiner vorherigen Ausführungen sollte das wahre Image des Unternehmens offensichtlich sein. Die Eigenwerbung als "Top Arbeitgeber" wirkt in Anbetracht der Realität regelrecht ironisch. Ein Blick auf die hier abgegebenen Bewertungen bestätigt dies eindrucksvoll - das tatsächliche Bild weicht stark von der Selbstdarstellung ab.
Karriere/Weiterbildung
In der Finanzabteilung spielt persönlicher Erfolg eine untergeordnete Rolle, solange man nicht den Bilanzbuchhalter (BiBu) vorweisen kann. Ohne diesen bleibt der Zugang zu Führungspositionen versperrt. Selbst mit dem BiBu in der Hand erhält man zwar (mit Glück) ein höheres Gehalt, doch im Verhältnis zur zusätzlichen Arbeitsbelastung steht dieses in keiner angemessenen Relation.
Ich und mehrere meiner Kollegen planen, Kaufland in naher Zukunft zu verlassen. Wir möchten uns nicht weiter mit einem Konzern identifizieren, dessen Praktiken und Unternehmensphilosophie unseren persönlichen Werten und Vorstellungen von einem fairen Arbeitsumfeld widersprechen.
Arbeitgeber-Kommentar
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu bewerten und darin deine Eindrücke so detailliert zu schildern.
Wir bedauern sehr, in welcher Art und Weise du aktuell dein Arbeitsumfeld in deinem Bereich wahrnimmst.
In Bezug auf die Möglichkeit des mobilen Arbeitens ist dies vom klassischen „Home-Office“ zu unterscheiden.
Entgegen deiner Aussage haben wir bei Kaufland kein „Versprechen auf 5 Tage Home-Office“.
Die Arbeit vor Ort ist nach wie vor unser zentraler Anlaufpunkt und kann mit der zusätzlichen Option des mobilen Arbeitens das konzentrierte und fokussierte Arbeiten unterstützen und zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem beitragen.
In welchem Umfang und an welchen Tagen mobil gearbeitet wird, ist abhängig von den betrieblichen Erfordernissen im jeweiligen Bereich und mit der jeweiligen Führungskraft abzustimmen.
Da du deiner Beschreibung zufolge momentan mit fast allen Aspekten in deiner Arbeitsumgebung nicht zufrieden bist, empfehlen wir dir, die nächstmögliche Gelegenheit zu nutzen und dich mit deiner Vertrauensperson Mitarbeiterbindung in einem Vier-Augen-Gespräch auszutauschen.
Deine Vertrauensperson Mitarbeiterbindung steht dir als neutraler Berater zur Seite und kann mit dir gemeinsam Lösungswege zur Verbesserung der momentanen Situation definieren.
Du kannst sie jederzeit vertraulich auf telefonischem Weg oder unter feedback@kaufland.de kontaktieren.
Wir helfen dir gerne weiter und hoffen, dass du bald wieder mit deiner Arbeit bei uns zufrieden bist!
Viele Grüße Bianca