Führungs- und Kommunikationsschwäche, Willkür und fehlendes Onboarding
Gut am Arbeitgeber finde ich
Tolles Produkt, hinter dem die Mitarbeiter stehen und welches sie mit Überzeugung verkaufen. In der Mittagspause wird häufig zusammen gegessen (selber gekocht oder gemeinsam bestellt). Sprich, es herrscht eine herzliche Grundstimmung mit Umarmungen und viel Platz für Privates. Auch die Lage der Büroräumlichkeiten ist super, es gibt Parkplätze und Einkaufmöglichkeiten in fußläufiger Erreichbarkeit.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Neben der mangelhaften Kommunikationskultur ist das fehlende Onboarding ein großes Manko. Es gab keine richtige Einarbeitung, was damit begründet wurde, dass diese Position neu geschaffen worden wäre (was so nicht stimmte). Als problematisch empfand ich, dass die Teamerweiterung durch meine Einstellung in keiner spürbaren Weise von der Geschäftsführung oder Personalabteilung geführt oder moderiert wurde: die neuen Zuständigkeiten und Hierarchien wurden nicht hinreichend an alle Involvierten kommuniziert, was zu vermeidbaren Kompetenzkonflikten führte. Auf meine Bitte hin, hier klare Regeln aufzustellen, fand, obwohl zugesagt, keine Mediation oder Intervention statt. stattdessen wurde, ohne Bemühen des Arbeitgebers, der einfache Weg der Kündigung gewählt. Rechtlich einwandfrei in der Probezeit, jedoch menschlich angesichts des "Wir haben uns alle so lieb"- Selbstbildes purer Hohn, zumal ich für diesen Job 400 km in ein anderes Bundesland zog und einen unbefristeten Arbeitsvertrag auflöste, und die Geschäftsführung es vorzog, dies nicht persönlich zu kommunizieren. So sollte man nicht mit Mitarbeitern umgehen.
Verbesserungsvorschläge
- Einarbeitungsmanagement schaffen
- Feedbackkultur stärken
- einen verbindlichen Arbeitsstil schaffen
- Nicht einzelne Mitarbeiter bevorzugen bzw. im Falle von Sonderstellungen, diese auch kenntlich machen
- Professionelle Arbeitsplätze schaffen
- Umsetzung von Hygienekonzepten zum Schutz der Mitarbeiter in der Coronapandemie
- Umgang mit Menschen verbessern
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre ist offen, alle sind per Du und es herrscht eine lockere Grundstimmung mit viel Raum für Privates.
Kommunikation
Wenngleich die Wege kurz waren, fand kein regelmäßiger Austausch zu Benchmarks und Zieldaten statt. Wenn man nicht zufällig in Hörweite war oder auf Nachfrage von Mitarbeitern auf Stand gebracht wird, fehlten für die Arbeit wichtige Informationen. Formelle Übergaben, z.B. bei Krankheit oder bei Abwesenheit, erfolgten nicht. Da es keine organisierten Strukturen wie z.B. Meetings und Protokolle gab, war man vom Wohlwollen einzelner Kollegen abhängig. War diese Informationsbereitschaft nicht vorhanden, was aufgrund Revierdenken oft der Fall war, fehlten für die Arbeit wichtige Grundlagen. Leider fand bei fachlichen Fragen kein Diskurs auf Augenhöhe statt. Obwohl ich für einen Fachbereich eingestellt wurde, wurde ich bei fachlichen Themen häufig nicht involviert und auch bei proaktivem Einbringen meiner Expertise wurde diese nicht berücksichtigt und wertgeschätzt.
Kollegenzusammenhalt
Die meisten Angestellten sind offen und herzlich, aber leider gibt es auch seitens einzelner Führungskräfte Ausgrenzungen, die von deutlich hörbarem Getuschel bis hin zum "Vergessen" einzelner Mitarbeiter bei Pausenverabredungen. Außerdem wurde über einzelne Mitarbeiter in deren Anwesenheit über sie, aber nicht mit ihnen gesprochen. Auffällig war auch illoyales Verhalten gegenüber der Geschäftsführung und der Assistenz, deren Entscheidungen vis à vis begrüßt wurden, und hinterrücks ,mit drastischer Wortwahl kritisiert wurden.
Work-Life-Balance
Abgesehen davon, dass die Mittagspause verpflichtend eine Stunde dauerte, damit das Büro von Anfang bis Ende der Öffnungszeit von allen Mitarbeitern besetzt ist, haben sich die Arbeitszeiten im normalen Rahmen bewegt. Urlaub wurde im Team abgesprochen, was auch wunderbar klappte. Eine elektronische Zeiterfassung ist nicht vorhanden, was von einigen Mitarbeitern auch zulasten der anderen Kollegen großzügig ausgenutzt wurde.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten kann man leider nicht als solches bezeichnen. Es gab weder eine klare Kompetenz-Zuweisung, noch inhaltliche Zielvorgaben. Vielmehr sollte das Team Fragestellungen und Aufgaben unter sich besprechen und klären. Ich sollte in diesem Teamgefüge auf Augenhöhe mit den anderen Mitgliedern gleichberechtig agieren. Soweit die Theorie. Faktisch fand ein gleichberechtigter Austausch aber nicht statt, und die Handlungsfähigkeit war dahingehend limitiert, dass eigene Vorschläge und Wünsche kaum zur Kenntnis genommen und teils sogar ignoriert wurden.
Die Freigabe von Arbeitsergebnissen durch die Geschäftsführung gestaltete sich äußerst schwierig, da es mehrere Geschäftsführer gab, die alle involviert werden wollten. Es gab also keinen "Entscheider", der Ergebnisse abnickte, sondern dadurch häufig verschiedene sich widersprechende Feedbacks.
Auffällig ist auch das mangelnde Vertrauen der Geschäftsleitung den Mitarbeitern gegenüber, weswegen Homeoffice nur im äußersten Notfall möglich war.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsplatzgestaltung entsprach nicht den Corona-Hygienevorgaben, da der Abstand der Arbeitsplätze teilweise zu gering war und die regelmäßige Raumlüftung auf Widerstand stieß. Zudem war das Büro gleichzeitig Aufenthaltsraum für Lehrkräfte, was einem konzentrierten Arbeiten nicht förderlich war. Es wurde häufig laut Musik gehört und der Anteil an privater Konversation war sehr hoch. Grundsätzlich finde ich es richtig und wichtig, dass der Smalltalk im Büro Platz hat. Aber aufgrund der räumlichen Gegebenheiten und der fehlenden Pausenräume störte dies jedoch sehr. Außerdem gab es nicht ausreichende Arbeitsmittel (Kamera, Equipment" und veraltete Büromöbel sowie eine mangelhafte Arbeitsplatzausstattung. Zudem waren Kaufanfragen wie für Bürobedarf, ein Kraftakt, denn auch Kleinstanfragen für günstige Büroartikel (Schreibblöcke, Laminierfolien, Ablagen, Druckpapier) wurden widerwillig und mit zeitlicher Verzögerung beantwortet. Zugänge für arbeitsrelevante Software wurde erst nach Monaten eingerichtet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zum Sozialbewusstsein gehört für mich auch der faire Umgang mit Mitarbeitern. Über ehemalige Mitarbeiter wurde teilweise sehr abwertend und respektlos gesprochen. Anstelle Lösungen herbeizuführen, wurden Mitarbeiter, die nicht passten, herauskomplimentiert.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Grundgehalt war in Ordnung und ich hatte auch Verständnis dafür, dass, wie mir gesagt wurde, es bis auf weiteres Coronabedingt erst einmal keine Sonderleistungen wie Weihnachtsgeld gezahlt werden könne. Kein Verständnis hatte ich, als ich erfuhr, dass es sehr wohl Mitarbeiter gab, die von einer solchen Sonderzahlung profitierten.