Als Sprungbrett nach dem Studium vielleicht ganz nett...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Interessante Aufgaben und guter Einstieg für Absolventen - zumindest besser als bei einem "IT-Berater" bzw. Leihbude zu landen -.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Fehlende Hierarchien.
Fehlende Transparenz.
Umgang miteinander - sowohl zwischen Chef und der Belegschaft als auch innerhalb dieser -.
Rahmenbedingungen: nicht marktgerechtes Gehalt (v.a. bei langjährigen Kollegen), zu wenig Urlaubstage, Fehlen jeglicher Benefits
Verbesserungsvorschläge
Professionelle Strukturen und Hierarchien aufbauen.
Eine professionellere Einstellung an den Tag legen.
Die Arbeitnehmer ernst nehmen und bei Konflikten Konsequenzen ziehen und die Firma nicht weiterhin zu einem Kindergarten verkommen zu lassen.
Marktgerechte Gehälter und Rahmenbedingungen bieten.
Arbeitsatmosphäre
Selten gibts ein Lob vom Chef, wenn er merkt und verängstigt ist, dass die Leute unzufrieden und auf dem Absprung sind.
Konflikte innerhalb der Belegschaft werden seitens des Chefs einfach ohne arbeitsrechtliche Konsequenzen für beteiligte Kollegen ausgesessen. Selbst Beleidigungen, Mobbing und sogar Androhung physischer Gewalt - in Gegenwart des Chefs - werden nicht ernst genommen und haben keinerlei Konsequenzen.
Kommunikation
Völlig intransparentes Firmenmanagement: Infos zur finanziellen Situation der Firma, sowie Budgets für Projekte - für die die Angestellten aber immer wieder notwendige Hardware recherchieren sollen ohne entsprechend zu wissen, wie viel Geld eigentlich zur Verfügung steht und entsprechend schwer fällt, was wiederum der Chef dann nicht nachvollziehen kann - gibt es schlicht keine! Einzig an der Gemütslage des Chefs, welche er ganz offen auslebt, ist zu erahnen, wie es eigentlich um die Firma steht. Auch Kündigungen von Kollegen werden möglichst lang geheim gehalten. So wird die Belegschaft meist erst kurz vor Ende des Beschäftigungsverhältnisses darüber in Kenntnis gesetzt worden, wodurch die notwendigen fachlichen Übergaben meist sehr chaotisch von Statten gehen.
Wenn es in Meetings mit dem Kunden um Kosten- und Vertragsdetails geht, werden die Mitarbeiter - auch die technischen Projektleiter - aufgefordert das Meeting zu verlassen.
Jeden Januar werden Mitarbeitergespräche angekündigt. Diese werden dann mit zwei, drei Leuten geführt. Danach scheint der Chef keine Zeit, oder eher Lust, mehr zu haben und skipt die restlichen Leute. So hatte ich in 8 Jahren nur 2 solcher Gespräche!
Kollegenzusammenhalt
Sehr schwieriges Thema. Teile der Belegschaft verstehen sich sehr gut und entsprechend angenehm und hilfreich ist der Umgang. Jedoch gibt es auch den ein oder anderen schwierigen Charakter, welche die Stimmung in der Firma unter den Gefrierpunkt drücken. Beleidigungen und Mobbing sind so an der Tagesordnung, ohne dass es seitens des Chefs ernst genommen wird.
Da es innerhalb der festen Belegschaft keinerlei Hierarchien und damit Verantwortungskompetenzen gibt - was aufgrund der Vielzahl an Alpha-Männchen hier auch schwer einzuführen ist -, werden Verantwortlichkeiten bei Problemen sich gerne gegenseitig zugeschoben.
Work-Life-Balance
40h Woche bei nur 28 Tagen Urlaub!
Es wird vom Mitarbeiter erwartet, auch nach Feierabend, im Urlaub und während einer Krankmeldung für berufliche Fragen erreichbar zu sein. Anmerkungen, dass man dies nicht möchte, werden mit Unverständnis quittiert und teilweise auch ignoriert. Immer mit der "Entschuldigung", dass es ja so wichtig gewesen sei...
Urlaub kann i.d.R. jederzeit und spontan genommen werden. Lange Urlaube ( 2 Wochen) werden zwar genehmigt, aber meist nicht gern gesehen, was im Einzelfall auch mal vor versammelter Belegschaft kommuniziert wird.
Kernarbeitszeit von 11 bis 16 Uhr. Davor und danach sehr flexibel und auf Vertrauen basierend.
Home-Office wird sehr ungern gesehen und nur wenigen Mitarbeitern - vorwiegend denen mit Familie - genehmigt.
Hohe Erwartungshaltung bzgl Bereitschaft Überstunden zu machen. Zwar heißt es immer, dass solche nicht gewollt sind und man darauf achten soll, innerhalb der regulären Arbeitszeit fertig zu werden. Jedoch wird bei wichtigen Deadlines auch erwartet mal bis Mitternacht oder am Wochenende im Büro zu sein.
Vorgesetztenverhalten
Aufgrund fehlender Hierarchien gibt es nur den Geschäftsführer als Vorgesetzten. Diesem fällt es recht schwer zwischen Beruflichen und Privaten zu trennen und sieht jeden seiner Angestellten als Kumpel. Das führt zwar in guten Zeiten zu einem lockeren und freundlichen Miteinander, aber auch zum Überschreiten professioneller Grenzen zwischen AG und AN, insbesondere in schlechten Phasen. Kündigungen werden sehr negativ und persönlich aufgenommen, was man als AN dann auch zu spüren bekommt.
Konflikte innerhalb der Belegschaft werden nicht ernst genommen und schnell vergessen.
Ziele, Projektinhalte, Deadlines werden sehr spontan gesetzt und angepasst. Das führt dazu, dass man auch mal kurzfristig alles stehen und liegen lassen muss, um sich einer anderen Aufgabe zu widmen, wodurch natürlich all die eingeführten Prozesse und das SCRUM Projektmanagement ad Absurdum geführt werden.
Mitarbeiter werden immer nach ihren Meinungen und Wünschen gefragt, jedoch letztlich meist bei der Zielsetzung und Umsetzung der Projekte ignoriert
Interessante Aufgaben
Der einzige wirkliche Lichtblick in dieser Firma: die fachliche Thematik. Mittlerweile konzentriert sich die Firma auf Bildverarbeitung im Automobil. Ein hochaktuelles Thema mit allerlei Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Ein Traum für jeden, der Freude an Bildverarbeitung hat!
Unter dem größeren Teil der Belegschaft wird die Arbeitsbelastung recht gleichmäßig aufgeteilt. Jedoch gibt es ein paar wenige Mitarbeiter - vorwiegend solche mit Dr.-Titel -, die Narrenfreiheit genießen. Offenbar herrscht hier seitens des Chefs Angst, dass diese direkt kündigen, wenn die Erwartungshaltung an sie steigt.
Gleichberechtigung
Da es keine Aufstiegsmöglichkeiten gibt, werden Frauen auch nicht benachteiligt. Wiedereinsteigerinnen gab es bisher auch nicht. Dabei ist anzumerken, dass hier generell wenige Frauen arbeiten. Zum Zeitpunkt meines Ausscheidens waren es nur vier (eine Ingenieurin, eine Sekretärin und zwei Werkstudentinnen) von insgesamt 25 Angestellten.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Arbeitnehmer (ü50) bekommen hier eine Chance, sofern sie gehaltstechnisch nicht zu viel verlangen. Kollegen, die zuvor bei großen Mittelständlern und Konzernen waren, mussten auf jeden Fall Abstriche machen. Dies dürfte aber generell für alle Mitarbeiter hier gelten.
Langdienende Angestellte werden finanziell auf jeden Fall benachteiligt. Das damals noch deutlich niedrigere Einstiegsgehalt wird durch die wenigen Gehaltserhöhungen keinesfalls auf ein aktuell marktgerechtes Niveau angehoben. Dies führt dazu, dass mittlerweile Uni-Absolventen nahezu das gleiche Gehalt haben, wie Kollegen, die seit mehr als 8 Jahren hier arbeiten.
Eine Förderung in Form von Weiterbildungen oder ähnlichem gibt es nicht.
Arbeitsbedingungen
Büro befindet sich im unmittelbaren Stadtzentrum. Es steht genügend Platz für jeden einzelnen zur Verfügung. Reservierte Parkplätze sind zwar Mangelware, aber die öffentliche Tiefgarage im Parkhaus bietet genug Stellflächen. Parkplatzkosten werden von der Firma gezahlt.
Die Büros haben keine Klimaanlage! Jedoch soll das kein Vorwurf an die Firma sein, die die Büros auch nur angemietet hat.
Lärmpegel ist gemäß einer Innenstadtlage. Gerade im Sommer kann es von den umgebenden Cafés und Straßenmusikanten schon recht laut werden. Dafür hat man aber Noise-Cancelling-Kopfhörer - die man sich selbstverständlich privat anschaffen muss -.
Bis auf kostenlosen Kaffee und einen Obstkorb, ein- bis zweimal die Woche, gibt es nichts. Selbst die Bitte nach Mineralwasser wurde abgelehnt, so dass man sich mit Leitungswasser begnügen oder sich komplett selbst versorgen muss. Eine Kantine gibt es nicht. Einige Mitarbeiter gehen regelmäßig in den umliegenden Restaurants Essen, was jedoch in Folge von Corona und der Inflation stark nachgelassen hat. Einen Zuschuss zum Mittagessen, wie es viele andere Firmen mittlerweile anbieten, gibt es natürlich nicht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
"Fair trade" spielt keinerlei Rolle. Es wird viel Schnickschnack bei Amazon, Alibaba und Co bestellt.
Umweltbewusstsein wird vermittelt, indem vorwiegend mit der Bahn zu Kundenbesuchen gereist wird. Kann natürlich auch einfach eine Kosten- und Komfortfrage sein, da Flüge von Köln/Düsseldorf zeitlich nicht viel effizienter sind.
Bei Gehaltsunterschieden von bis zu 30% für die gleiche Art von Tätigkeiten und Verantwortungen - wie gesagt, es gibt keine Hierarchien und jeder Mitarbeiter hat seine Projekte, für die er auf technischer Basis verantwortlich ist und die alle ähnliche Kompetenzen erfordern - sprechen nicht von einem sonderlich ausgeprägten Sozialbewusstsein. Zumindest nicht im Bezug auf die eigene Belegschaft.
Gehalt/Sozialleistungen
Branchenintern absolut unterdurchschnittlich und kaum zu glauben, wenn man sich die doch namhafte Kundenliste der Firma ansieht.
Einstiegsgehälter wurde mittlerweile zwar angehoben, wovon langjährige Mitarbeiter, die noch für deutlich weniger angefangen haben, nicht im geringsten profitieren. So kommt es, dass Uni-Absolventen mittlerweile direkt gleichauf mit vielen älteren Kollegen sind.
Aktuelles Einstiegsgehalt eines M.Sc. liegt bei ca. 54k €. Mit einem Dr.-Titel sind ca. 74k € drin (40h/Woche , 28 Tage Urlaub)
Weihnachts- und Urlaubsgeld gibt es nicht. Personalisierte Boni ebenfalls nicht. In finanziell guten Jahren gibt es einen für alle Angestellten gleichen Bonusbetrag. Dies traf auf drei der letzten acht Jahre zu und variierte von 1500€ bis 4000€.
Es gibt keinerlei sonstigen Benefits: keine Zuschüsse zu Fortbildungen, ÖPNV, Mittagessen; keine Kantine ; kein Diensthandy - es wird tatsächlich erwartet, dass man über sein privates Smartphone sowohl für die Firma als auch für die Kunden erreichbar ist ! -; kein Firmenwagen ; kein Jobticket!
Image
Ein Blick auf die Website der Firma spricht Bände: die Außendarstellung ist mieserabel. Der Belegschaft ist dies sehr wohl bewusst, dem Chef eher nicht.
Das Image bei den Kunden dürfte ganz gut sein, da die Firma offensichtlich eher der Low-Budget-Anbieter bei doch guter Qualität ist. So entschieden sich einigen Kunden für CanControls mit dem Hinweis, dass ihnen die Lösung der Konkurrenz - viele Anbieter in diesem Bereich gibt es nicht - zu teuer ist.
Karriere/Weiterbildung
Keine Hierarchien, keine Karriere!
Bis auf eine SCRUM Weiterbildung, in deren Genuss aber nur ein Teil der Belegschaft gekommen ist, gab es keinerlei Angebote für Fort-/Weiterbildungen.
Die Firma kann als Sprungbrett nach der Uni dienen, um recht schnell viel zu lernen und zu erleben. Aber nach zwei, spätestens drei Jahren sollte man den Absprung schaffen.