Mehr Schein als Sein...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Aus finanzieller Sicht ist das Unternehmen überragend aufgestellt - wer gute Arbeit leistet und evtl. noch ein Dauer-Ja-Sager ist, hat auf jeden Fall einen sicheren Arbeitsplatz für die Zukunft. Durch den aktuellen Zuwachs in der Führungsebene sind endlich Impulse von außerhalb ins Unternehmen gewandert. Während meiner Zeit dort konnte ich schon eindeutig merken, wie die alteingessenen, starren Strukturen dadurch endlich aufgebrochen wurden und das Unternehmen einen frischen Wind bekam. Wie es sich weiterentwickelt kann ich jedoch nicht mehr beurteilen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das ganze Unternehmen leidet an Betriebsblindheit und einer komplett gestörten Selbsteinschätzung. Das Selbstbild des perfekten, unfehlbaren, familiären Unternehmens wurde dermaßen indoktriniert, dass jegliche Kritik abgewiesen und offensichtliche Fehlstände ignoriert werden. Dies geht sogar so weit, dass auf dieser Plattform von den immergleichen Personen absolut perfekte Bewertungen erstellt werden. Hin und wieder mal mit nur 4 Sternen, damit es auch bloß nicht zu offensichtlich ist. Im Gegenzug werden negative Bewertungen gern mal gelöscht. Dessen ist man sich bewusst, da dies auch für alle hörbar öffentlich besprochen wird. Wenn man zur Abwechslung mal eine ehrliche Selbsteinschätzung betreiben würde, könnte man die zahlreichen Baustellen angehen. Denn es ist ein Unternehmen mit Potenzial - vielleicht kann dieses Potenzial mal ausgeschöpft werden. Dann wäre es sogar ein empfehlenswerter Arbeitgeber.
Verbesserungsvorschläge
Alte Strukturen aufbrechen. Ja-Sager nicht mehr fördern und an einer ehrlichen Selbsteinschätzung arbeiten. Für ein faires und kollegiales Miteinander sorgen, anstatt auf das Haifischbeckenprinzip zu setzen. Auf die Erfahrung älterer Kollegen hören und diese mit einbinden, anstatt diese abzustempeln. Gleiches für junge Kollegen von außerhalb oder für Azubis. Die alteingesessene Führungsebene mal ordentlich durchleuchten und die gravierenden Mißstände beheben. Die Mitarbeiter ehrlich und aufrichtig als Teil des Unternehmens schätzen, loben, fördern und mit einbinden. Nicht immer nur fordern,fordern,fordern und nichts zurückgeben außer leeren Floskeln, die einen motivieren sollen nur noch ein bisschen länger den Kopf über Wasser zu halten. Ehrliche Selbstkritik üben und sich nicht gegen jegliche Art von Kritik wehren.
Arbeitsatmosphäre
Ein positiver Aspekt der Arbeitsatmosphäre sind die Kollegen - es herrscht ein kollegiales, freundschaftliches Verhältnis untereinander. Sicherlich ist dies nicht bei jedem der Fall, aber im Großen und Ganzen war die Atmosphäre eher locker und angenehm. Dies ist jedoch nicht der Verdienst des Unternehmens. Ferner hängt es auch stark davon ab, in welchem Team man tätig ist - Aussagen von Kollegen zufolge herrschte unter Führungskräften anderer Abteilungen eine deutlich striktere und kältere Atmosphäre. Einige Führungskräfte loben so inflationär & offensichtlich simuliert, dass der Lob seine Aufrichtigkeit und somit seine Wirkung verliert- andere hingegen pressen nicht mal ein halbgares "Passt scho" raus. Was jedoch durch alle Abteilungen hinweg nahezu gleich ist, ist die übermäßige Kontrolle, das fehlende Vertrauen in die Kompetenzen der Mitarbeiter, ein unnachgiebiger Druck der Führungsebene und die mangelnde Wertschätzung der Angestellten. Die immense Fluktuation, sogar unter Auszubildenden, spricht für sich. Durch den Zuwachs in der Führungsebene hat sich jedoch ein positiver Trend in die richtige Richtung bemerkbar gemacht, auch wenn es noch ein langer Weg ist.
Kommunikation
Die Kommunikation ist innerhalb der Teams sehr solide. Es gibt wöchentliche Besprechungen und Jour fixe, in denen über alle aktuellen Themen gesprochen wird. Für diese Besprechungen wird sich auch ausreichend Zeit genommen und jeder kommt zu Wort. Die Kommunikation zwischen den Teams ist gut bis mäßig, was öfter mal zu Diskrepanzen zwischen den Teams führte. Die Kommunikation zwischen Führungsebene und Mitarbeitern war quasi nicht existent. Die einzige Möglichkeit wirklich aktiv an der Unternehmensgestaltung mitzuwirken sind Verbesserungsvorschläge - hier wurde schon die ein oder andere kleinere Idee tatsächlich auch umgesetzt. Nonkonformisten jedoch, die die geltenden Dogmen anfechten, eigene Ideen/Sichtweisen einbringen und zu Veränderungen der starren, veralteten Strukturen beitragen wollen, werden belächelt und teilweise hinterrücks (von Führungskräften!) denunziert. Doch auch hier machen sich die neuen Impulse der erweiterten Führungsebene positiv bemerkbar, da endlich eine direkte Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Mitarbeiter herrscht. Kann sich somit noch zum Besseren entwickeln.
Kollegenzusammenhalt
Oberflächlich betrachtet ganz okay. Innerhalb der Abteilungen gut, zwischen den Abteilungen ausbaufähig. In der Vergangenheit wurden oftmals nach Feierabend von der Firma organisierte Aktivitäten geplant, die den Kollegenzusammenhalt weiter stärken sollten. Hinter den Kulissen jedoch.. Kollegen werden in Ihrer Abwesenheit hinterrücks bei Führungskräften angeschwärzt, es wird nach Fehler gesucht um seine Kollegen zu diskreditieren, öffentliche Lästerei im Großraumbüro über abwesende Kollegen ist an der Tagesordnung. Dieses Verhalten wird von den Führungskräften nicht unterbunden, sondern gefördert, da diese selbst dran teilnehmen. Von Angesicht zu Angesicht macht man dann jedoch gute Miene zum bösen Spiel, um das Schauspiel aufrecht zu erhalten. Dies ist ein offenes Geheimnis, dessen sich jeder bewusst ist und mit dem jeder rechnet, der mal außer Haus ist.
Work-Life-Balance
Je nach Position im Unternehmen besser oder schlechter. Es besteht eine Gleitzeitregelung, Überstunden sollen vermieden werden. Klappen tut dies selten. Überstunden häufen sich ziemlich an, ohne dass diese jemals komplett ausgeglichen werden können. Von den Kernarbeitszeiten abgesehen kann man seine Arbeitszeit relativ frei gestalten, auch wenn man sich abfällige Bemerkungen anhören muss, falls man früh geht (obwohl man früher anfängt) oder spät kommt (obwohl man länger bleibt). Beantragter Urlaub wird meistens auch so gewährt, man darf auch mal früher gehen bei z.B. Arztterminen, Freitag ist ein verkürzter Arbeitstag, Teil-Home Office wurde eingeführt - im Großen und Ganzen also in Ordnung.
Vorgesetztenverhalten
Siehe Arbeitsatmosphäre, Kommunikation und Kollegenzusammenhalt. Die Führungsebene (zumindest im Verkauf) ist maßlos überfordert. Bei Problemen wird der direkte Kontakt gemieden, Tadel erfolgt per Chat oder Mail. Früh morgens kann man dann schonmal mit einer ellenlangen Mail des Vorgesetzten in den Tag starten. Nicht gerade motivierend. Oder man wird gleich öffentlich gedemütigt, z.B. durch eine Mail an den gesamten Firmenverteiler. Es werden scheinbar willkürliche und unrealistische Ziele gesetzt, die jedes Mal aufs Neue eine demotivierende Wirkung haben. Gleichgeltend für Entscheidungen, die schlecht kommuniziert werden. Man versucht den Anschein zu erwecken, dass die Mitarbeiter einbezogen werden - Beschwerden und Kritik werden nicht wahrgenommen oder gleich abgewiesen. Trotzdem halten sich die Vorgesetzten für das Non plus ultra .. ein komplett gestörtes Selbstbild. Hier mangelt es eindeutig an Führungskompetenzen und es herrscht dringender Handlungsbedarf. Positiv: Der Zuwachs in der Führungsebene macht im Gegenzug einen überaus kompetenten, zugänglichen und freundlichen Eindruck und lässt Hoffnung für Besserung aufkeimen.
Interessante Aufgaben
Vielfältige Branche, zumindest im Vertrieb ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet. Man ist nur bedingt selbstständig in seiner Arbeitsgestaltung, da man sich strikt an das Workflow-System zu halten hat. Hier wird einem kein Freiraum für freie Entfaltung oder selbstständige Entscheidungen gelassen. Die Arbeitsbelastung ist teilweise immens, die Verteilung oft ungerecht. Manche Kollegen sammeln schamlos Überstunden an, um sich damit rühmen zu können, obwohl der bewältigte Workload bestenfalls ein Bruchteil von anderen Kollegen ist. Andere Kollegen nehmen dafür selbstlos eine Aufgabe nach der anderen an sich um im Anschluss unter der Aufgabenflut unterzugehen - um zum Dank dafür getadelt zu werden, weshalb Anfrage xy liegen gelassen wurde, weshalb Vorgang T1xx nicht gemäß Vorgabe abgewickelt wurde, und und und... auch hier arbeitet jedoch der Zuwachs in der Führungsebene an der Problembehebung, zu Gunsten einer faireren Arbeitsverteilung. Gut, da dringend nötig.
Gleichberechtigung
Ausgeglichene Frauenquote, keine Benachteiligung - eigentlich sogar das Gegenteil. Manche Kollegen bzw. Kolleginnen werden schamlos und offensichtlich bevorzugt, sodass sich schon Unmut unter Kollegen breit macht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Umgang mit älteren Kollegen
Zu meinem größten Bedauern sehr negativ. Kollegen mit jahrelanger Berufs- und Branchenerfahrung werden nicht ernst genommen, belächelt, denunziert. Die privaten Beziehungen zu diesen Kollegen ist zwar gut, die berufliche jedoch unterste Schublade. Das ist kein Umgang, den ich in irgendeiner Weise jemals loben könnte.
Arbeitsbedingungen
Auf dem neuesten Stand der Technik. Papierloses Büro, moderne Geräte, ergonomisch Stühle und Tische, ausreichende Beleuchtung durch großzügig dimensionierte Fenster, Klimaanlage usw., hier kann das Unternehmen sich vorzeigen. Außer im Lager, welches im Winter bzw. Sommer (im Gegensatz zum klimatisierten Büro) sehr kalt bzw. warm werden kann.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Reines Handelsbüro, daher gibt es hier nicht viel zu sagen. Papierloses Arbeiten, Verpackungen werden wiederverwendet, keine unnötige Verschwendung von Ressourcen. Löblich.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehälter immer pünktlich. Gehalt an sich... naja. Reicht von unterdurchschnittlich bis sehr gut, je nach Position und Verhandlungsgeschick. Wer sich nicht abspeisen lässt und sich seines Werts bewusst ist, kann sich hier sicherlich ein attraktives Gehalt sichern. Mittagsessenzuschuss, jedoch aktuell nicht der Rede wert. Chance auf Firmenwagen aus dem Hause Opel oder Skoda. Mercedes - Benz oder Audi darf man hier nicht erwarten. Vermögenswirksame Leistungen wurden vor einer Weile eingeführt. Ansonsten wenig vorzuweisen, keine Provision, keine Gewinnbeteiligung,
Image
Das Marketing hat sehr gute Arbeit geleistet, um mithilfe der Website und der allgemeinen Selbstdarstellung ein möglichst gutes Bild über das Unternehmen nach draußen hin darzustellen. Leider nur Fassade. Der Dauerbrenner vom familiären Unternehmen ist fernab von der Realität - kalte Konzernatmosphäre bei mittelständischen Ausmaßen triffts eher.
Um das konstruierte Bild jedoch nicht kollabieren zu lassen, wird marketingtechnisch viel unternommen. Dass nicht nur (Ex-) Kollegen, sondern auch Kunden und Lieferanten dieses Bild durchschauen und sogar Mißstände wie z.B. die hohe Fluktuation oder die Arbeitszeiten kommentieren, sollte schon alles aussagen.
Karriere/Weiterbildung
Möglichkeiten zur Weiterbildung werden geboten, jedoch nichts spektakuläres - "Stahlhandelskaufmann-/frau". Gähn. Aufgrund der "flachen Hierarchien" jedoch kaum Aufstiegsmöglichkeiten. Dafür eine sehr gute Ausbildung, bei der man viel für das spätere Arbeitsleben lernen kann - zwar überfordernd, aber trotzdem effektiv. Ansonsten nichts weltbewegendes, nichts nennenswertes. Durchschnitt halt.