Einst ein dynamisches Start-Up, chaotische Transformation zum mittelmäßigen Mittelständler
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die interessantesten Algorithmen, an denen ich jemals gearbeitet habe.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Zuletzt nur noch schlechte Stimmung, viel Frustration, viel spontane Deadlines. Management überfordert. Man hat zu viel mitbekommen mit dem unschönen Umgang mit anderen Kollegen, die nicht so viel leisten konnten. Verhältnis von Wertschätzung (monetär und persönlich) zu erwarteter Einsatzbereitschaft stimmt nicht.
Arbeitsatmosphäre
Positiv am Anfang: Man konnte auch als junger und neuer Mitarbeiter eigene Ideen einbringen.
Negativ am Ende: Mangelnde Wertschätzung, viel zu oft spontane Deadlines, dauerhaft zu viel Stress und schlechte Stimmung. Prozesse waren erst chaotisch, später hat man versucht Großkonzerne zu kopieren und jede Menge Reporting-Kram eingeführt.
Kommunikation
Die "offizielle" Kommunikation von Management/HR wurde zuletzt immer mehr angefüllt durch sehr generische Managementphrasen ("ganzheitlich", "transparent"), ist länglich und enthält kaum interessante Informationen. Wirkt mehr wie Infos für Investoren oder Kunden und nicht wie Infos für Mitarbeiter. Es gab während Corona sogar den Plan, diese zweiwöchentlichen, einstündigen "Update-Meetings" durch die Geschäftsführung zur "Pflichtveranstaltung" zu erklären und nicht als Arbeitszeit zu zählen.
Kollegenzusammenhalt
Vor Corona konnte man mit Stammtischen, Hütten-WE (das war wirklich toll) usw. einiges wettmachen. Seit dem dauerhaften Home-Office und dem zu schnellen Wachstum war vom firmenübergreifenden Zusammenhalt leider nicht mehr so viel zu spüren. Nur innerhalb der Teams auf gleicher Hierarchieebene hat es noch weitgehend funktioniert.
Work-Life-Balance
Wer weiterkommen will muss mehr als 40h arbeiten - was bei dem bestenfalls mittelmäßigem Gehalt eigentlich nicht gerechtfertigt ist. Keine Gleittage möglich (außer unter der Hand mit viel Quengeln, aber dann darf's niemand wissen...). Viele arbeiten auch am Wochenende, sowohl im Industrie- als auch im Sportbereich (wird zusätzlich vergütet).
Vorgesetztenverhalten
Teamleiter werden nach technischer Kompetenz und Arbeitseinsatz ausgesucht, nicht aber nach Sozialkompetenz und diplomatischen Fähigkeiten. Es fehlt die Contenance in schwierigen Situationen. Lange Zeit versuchten die Teamleiter den Druck von Kundenseite und Geschäftsführung abzufedern, gegen Ende hat das nicht mehr wirklich funktioniert.
Interessante Aufgaben
Eigentlich der einzige große Pluspunkt von Kinexon, bis zum Ende. Habe noch an keiner anderen Position so spannende Algorithmen entwickelt. Wird leider durch die vielen anderen Punkte nicht aufgewogen...
Gleichberechtigung
Sehe beim Thema Gleichberechtigung keinerlei Probleme.
Umgang mit älteren Kollegen
In der Entwicklung wird Erfahrung noch halbwegs geschätzt, im Nicht-Entwicklungsumfeld werden Leute, die nicht "die Extrameile" gehen aussortiert. Auch Methoden wie "alle sind im Corona-Home-Office, der/die eine:r muss aber trotzdem reinkommen" sind beliebt, um ältere Leute, die nicht so viel leisten können wie die ganz jungen, gezielt zum Gehen zu drängen.
Arbeitsbedingungen
Vor Corona: Chronische Raumknappheit, laute und überfüllte Büros.
Nach Corona: Home-Office, PCs top. Kein Zuschuss für Mobiliar oder Monitor.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Habe nicht den Eindruck, dass sich da jemand für interessiert. Aber ist jetzt auch keine Branche, die sich dafür anbietet.
Gehalt/Sozialleistungen
Bestenfalls mittelmäßiges/durchschnittliches Gehalt für die Branche und die Qualifikation der Mitarbeiter. Verträgt sich nicht mit dem Anspruch, nur die Besten und einsatzbereitesten Leute haben zu wollen.
Image
Hat zuletzt darunter gelitten, dass gerne mehr verkauft wird, als man bereits liefern kann.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt interne technische Vorträge und die Möglichkeit Konferenzen zu besuchen (2 Tage / Jahr). Die zwei Tage Weiterbildung waren das erste, was mit Corona gestrichen wurde, obwohl das Unternehmen gar keine wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte.