Potential vorhanden, geht jedoch durch Missmanagement und schlechte Kommunikation verloren
Gut am Arbeitgeber finde ich
In manchen Bereichen offen für Änderungen und Vorschläge (solange keine Investition nötig ist). Gleitzeit mit Arbeitszeitkonto. Guter Zusammenhalt innerhalb der Abteilungen. Freundlicher Umgang mit den meisten Kollegen. Möglichkeit, viele verschiedene Prozesse aus verschiedenen Abteilungen kennenzulernen. Betriebliche Alters- und Gesundheitsvorsorge.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
"Zweiklassen-Firma": Dringend nötige Erneuerungen oder Renovierungen bei "LOBA alt" werden mit mangelndem Budget abgelehnt, während gleichzeitig laut Zeitungsberichten für 100 Millionen Euro eine Biotech-Anlage nebenan gebaut wird. Katastrophale Kommunikation von oben nach unten. "Wer am lautesten schreit, hat Recht"-Mentalität. Unzuverlässige Entscheidungsträger. Fehlendes Know-How: Fundamentale Falschinformationen werden gepflegt, wodurch Projekte ausgebremst werden. Durch Fluktuation verursachter Brain-Drain. Chaotisches bzw nicht vorhandenes Projektmanagement. Fragwürdige firmenstrategische Entscheidungen. Wenig Arbeitnehmerwertschätzung, offene "jeder ist ersetzbar"-Mentalität. Duldung von fragwürdigem und respektlosem Verhalten von höheren Vorgesetzten.
Verbesserungsvorschläge
- Bessere Kommunikation, höhere Projektkonsistenz und Verlässlichkeit der Senior Management-Ebene
- Mitarbeiter in Entscheidungen einbinden, und nicht nur auf den letzten Drücker wegen der ausufernden Gerüchteküche "informieren"; ein solches Verhalten erwarte ich von einem Weltkonzern, aber nicht von einer so kleinen Firma.
- Mehr Wertschätzung (sowohl monetär als auch nicht-monetär) für Mitarbeiter: Der einzige Grund, weshalb die Firma noch existiert, ist das außerordentliche Engagement der Mitarbeiter.
- Abschaffung der "LOBA alt" und "LOBA neu"-Differenzierung
- Motivierte Mitarbeitern fördern und fordern (in vernünftigem Umfang, s. auch "Kommunikation" und "Interessante Aufgaben")
- Proaktive Kundensuche für rentable Produkte
Arbeitsatmosphäre
Zumeist schlechte Arbeitsatmosphäre, die durch massive Unternehmensumstrukturierung weiter angespannt wird. Für eine kleine Firma sehr hohe Mitarbeiter-Fluktuation (>10%/Jahr). Einige wenige Abteilungen haben ein angenehmeres Arbeitsklima.
Kommunikation
Katastrophale Kommunikation - insbesondere von oben nach unten. Die Gerüchteküche brodelt über bevor dann per E-Mail über grundlegende Betriebsentscheidungen, die dann oft noch dazu kurzfristiger Natur sind, kommuniziert wird. Auch im Tagesbetrieb sind teilweise grundlegende Kommunikationsfehlstände an der Tagesordnung, die oft genug mit hohem Maß an Mehrarbeit für Mitarbeiter einhergehen.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der Abteilungen zumeist gut, jedoch gibt es unter den Abteilungen teilweise extreme Spannungen, die bisweilen in offene Verachtung gipfelt. Kritisch ist auch die vom Management initiierte und geförderte Spaltung der Firma in "LOBA alt" und "LOBA neu".
Work-Life-Balance
(Noch) Keine Schichten bzw. nur eine Schicht, Gleitzeit für viele Mitarbeiter, Einarbeitung von Fenstertagen. Obligatorische Überstunde für All-In-Mitarbeiter wird vorausgesetzt.
Vorgesetztenverhalten
Erlebt wurde:
- Auf vorgebrachte Sicherheitsbedenken wurde in drohender Art und Weise reagiert (um den Nachweis zu erschweren wurde die anschließende Mail deutlich freundlicher formuliert)
- Leere Versprechen im Mitarbeitergesprächen, sofern sie stattfanden
- Auf Expertenmeinungen nicht oder nur sehr spät hören
- Ein Entscheidungsträger bezeichnete während eines Audits die Firma als seine "Spielwiese vor der Rente" sowie bei anderer Gelegenheit die Labormitarbeiterinnen als "Laborratten"
- Offene Kommunikation einer "Jeder ist ersetzbar"-Mentalität
- Individuelle Wertschätzung nur von wenigen Vorgesetzten - jedoch vorhanden, daher 2 Sterne anstatt von einem.
Interessante Aufgaben
Bisweilen interessante Projekte, leider auch oft genug Aufgaben, die - bezüglich ihres Kosten-Nutzen-Verhältnisses - den Verdacht einer "Beschäftigungstherapie" nahelegten. Kleinere Projekte in Eigenregie sind möglich, man muss nur wissen wie diese kommuniziert werden - auch zuweilen gegen stärkeren Widerstand.
Arbeitsbedingungen
Veraltete Maschinen und Labore gemischt mit einzelnen Top-Geräten. Bausubstanz stellenweise fragwürdig - viele Risse in den Wänden, bröckelnder Putz von der Decke. Keine Klimatisierung im Chemie-Produktionsbereich und im Entwicklungslabor. Teilweise gute elektronische Ausstattung der Büros mit modernen Druckern und Laptops/PCs. Kantine mit Zugang nur für "LOBA-neu"-Mitarbeiter. Home-Office unabhängig von Sinnhaftigkeit regulär nur für ausgewählte Mitarbeiter/Abteilungen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zeitgemäße Anpassungen nur auf den letzten (gesetzlichen bzw. behördlichen) Drücker.
Gehalt/Sozialleistungen
Kollektivvertrag Chemische Industrie. 1 Stern Abzug wegen zu niedriger Einstufung vieler Mitarbeiter bezogen auf tatsächlichem Aufgabenspektrum bei gleichzeitiger "Werbung" mit "überkollektivlicher" Bezahlung. Bonuszahlungen sind - soweit vorhanden - für die Chemie/Pharma vergleichsweise mager und wirken eher gezwungen als auf tatsächliche Leistung bezogen - jede/r bekam in etwa Dasselbe.
Image
Je nachdem wen man fragt. Ein paar wenige schwärmen davon Mitarbeiter für die LOBA werben zu können, während andere potenziellen Mitarbeitern davon abraten, sich zu bewerben. Sehr gute Internetpräsentation des Unternehmens, die jedoch mit der Realität größtenteils nicht mithalten kann.
Karriere/Weiterbildung
Sinnvolle stellenbezogene Fortbildungen werden teilweise genehmigt. Karrierefortschritt durch Weiterbildung ist auf Grund der kleinen Firmengröße und der Tendenz, lieber teure Consultants und neue Fachkräfte einzustellen als bestehenden Mitarbeitern neue Karriereoptionen vorzuschlagen, sehr schwer (siehe hierzu auch "Kommunikation"). Dies ist jedoch auch wieder stark von der/dem Vorgesetzten und ihrem/seinem Verhältnis zu den Entscheidungsträgern abhängig.