Mit der Gesamtsituation unzufrieden - unbedingt vor einer eventuellen Bewerbung die Kununu-Bewertungen durchlesen!
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Alle paar Monate wurde uns versichert, dass die Kurzarbeit "so bald wie möglich" beendet werden würde. Sobald die Bundesregierung die Rahmenbedingungen wieder veränderte, wurde diese aber wie selbstverständlich immer wieder verlängert, ohne jegliche Perspektive auf ein Ende.
Verbesserungsvorschläge
Etwas mehr Anstrengungen unternehmen, um langjährige Mitarbeiter zu halten und nicht ständig neue Mitarbeiter einstellen zu müssen, beispielsweise die Gehälter pünktlich zahlen.
Arbeitsatmosphäre
Hier muss ich zwischen der Zeit vor und unter Corona unterscheiden. Vor Corona war das Büro immer belebt mit diversen Workshops und äußerst interessanten Gästen. Fast jeden Tag wurde von den angestellten Köchen dann für alle Mitarbeiter und vorhandenen Besucher in der unternehmenseigenen Küche gekocht und in der Mittagspause gemütlich und ungezwungen zusammen gegessen.
Mit März 2020 und damit auch dem Beginn der Kurzarbeit wurde die Atmosphäre zunehmend angespannter und die Kommunikation verlegte sich auf E-Mail und Telefon. Wenn ich meine Arbeit in den verbliebenen vier Arbeitsstunden/Woche nicht vollständig und in aller Perfektion (wie sie anscheinend das gesamte Management beherrscht und auch von den Mitarbeitern konstant erwartet) erledigen konnte, wurde ich dann eben über das Telefon oder in langen E-Mail Texten schroff zurechtgewiesen anstatt persönlich eine Schimpf-Tirade über mich ergehen lassen zu müssen.
Dadurch, dass die Vorgesetzten die meiste Zeit im Homeoffice verbrachten, war die Arbeitsatmosphäre bis auf den Baustellenlärm relativ ruhig. Lob war äußerst dünn gesät, man wird eher an seinen (kleinen, durch Zeitdruck entstehenden) Fehlern gemessen.
Kommunikation
In meiner Probezeit fand eine sehr genaue und umfangreiche Einarbeitung statt, in welcher ich auch für einen besseren Überblick Präsentationen von allen Abteilungen bekam, dafür wären eigentlich 4 Sterne mehr als verdient ABER
Maximaler Output mit minimalem Input - diverse Recherchen konnte ich immer erst nach gefühlt fünfmaligem Nachfragen starten. Es wurde zwar immer gefordert, alles so bald wie möglich zu erledigen, aber die Aufgaben waren einfach viel zu ungenau und mit möglichst wenig Informationen versehen.
Es sollte außerdem nicht nur einmal passieren, dass am Morgen eine mir unbekannte Person vor mir steht, welche anscheinend ihren ersten Arbeitstag hat. Und das, obwohl es eigentlich meine Aufgabe war, die Unterlagen/Pläne für die Einarbeitung von neuen Mitarbeitern zu erstellen. Was natürlich nicht passieren kann, wenn ich nicht einmal darüber informiert werde, dass jemand Neuer eingestellt wird...
Selbiges gilt für Kündigungen von Mitarbeitern, es passierte oft, dass ich nur durch Zufall davon erfuhr.
Regelmäßige Meetings für die gesamte Belegschaft waren nicht vorhanden, sie fanden maximal einmal im Jahr statt. Verkaufspersonal traf sich glaube ich öfter.
Kollegenzusammenhalt
Hier gibt es eine Spaltung zwischen dem Management bzw. den Führungspositionen und den "einfachen" Angestellten.
Jeder Bereich hält für sich halbwegs gut zusammen, aber davon, dass die ganze Firma ein homogenes Team ist, ist man sehr weit entfernt, dazu ist einfach die Mitarbeiterfluktuation zu groß.
Falls einer der Köche mal wieder einen schlechten Tag hatte und mehr oder weniger grundlos seine schlechteren Charaktereigenschaften zeigte bzw. dies verbal an mir ausließ, erfuhr ich aber trotzdem meistens Rückhalt durch eine meiner Vorgesetzten.
Work-Life-Balance
Über Weihnachten und Neujahr ist jährlich Betriebsurlaub, was vor allem mit Kindern zuhause eine sehr gute Sache ist. Angestellte mit Kindern haben generell in den Ferienzeiten Vorrang.
Längerer Urlaub muss verständlicherweise mindestens einen Monat im Voraus bekannt gegeben werden, aber einzelne Tage können auch eher spontan genommen werden.
Dadurch, dass Überstunden nicht gerne gesehen sind und auch keine elektronische Arbeitszeiterfassung stattfindet, hat man leider keine Möglichkeit auf Zeitausgleich oder Überstundenauszahlung bzw. irgendwie mehr als die fünf Wochen Urlaub anzuhäufen, falls man diesen mal brauchen würde.
Die Arbeitszeiten bewegen sich durchaus in einem normalen Rahmen, leider wurde ich sehr oft auf meinem Privathandy (ich hatte/wollte/brauchte kein Firmentelefon) wegen jedem kleine Blödsinn in meiner Freizeit kontaktiert, den die Kollegen auch selbst mit ein kleines bisschen mehr Aufwand ohne mich herausfinden hätten können. Aber es war halt einfacher, mich aus meinem Feierabend/freien Tag herauszureißen.
Vorgesetztenverhalten
Das Management befindet sich die meiste Zeit unerreichbar im Homeoffice, ich vermute mal dass man vor allem jetzt in der Coronazeit alle Hände voll zu tun hat, vor allem wenn man ein Unternehmen leitet, und deshalb lieber ungestört zu Hause arbeiten möchte.
Ich wurde nach meiner Kündigung nicht einmal persönlich verabschiedet, obwohl ich der längst dienende Mitarbeiter unter den "normalen" Angestellten war, was jetzt für mich nicht unbedingt auf eine übermäßige Wertschätzung der Mitarbeiter hindeutet (siehe dazu auch den Punkt mit der Auszahlung der Gehälter).
Bezüglich der realistischen Ziele sollte ich während der Kurzarbeit einen Großteil meiner administrativen Arbeit (welche vom Hausverstand her natürlich immer gleich lange dauert, der Aufwand nicht umsatzabhängig ist!) plötzlich statt in 38,5 in nur 4 Stunden erledigen - was sich natürlich hinten und vorne nicht ausgeht, vor allem nicht zum Monatsende hin.
Es werden immer wieder jahrelange Angestellte mitsamt ihrem umfangreichen Fachwissen (für mich grundlos und nicht nachvollziehbar) gekündigt und nach langen Vorstellungsprozessen wieder neue Mitarbeiter eingestellt.
Interessante Aufgaben
Mein Aufgabengebiet war überaus vielfältig und sehr interessant, ich lernte sehr viele Menschen aus der ganzen Welt kennen und konnte auch meine Fremdsprachenkenntnisse anwenden.
Mit der Zeit durfte/musste ich auch immer wieder etwas Neues von aktiv und passiv gekündigten Mitarbeitern dazu übernehmen und bekam so einen noch besseren Überblick über das Gesamtbild.
Gleichberechtigung
Dadurch, dass eigentlich die Hälfte der Führungskräfte weiblich ist, würde ich von einer sehr guten Gleichberechtigung ausgehen.
Umgang mit älteren Kollegen
Jüngere Kollegen werden bei der Einstellung aufgrund des niedrigeren Kollektivgehaltes eher bevorzugt, es werden aber auch manchmal ältere Kollegen eingestellt.
Wenn langdienende Kollegen geschätzt werden würden, wäre ich vermutlich am Tag meiner Kündigung dazu überredet worden, doch noch ein paar Monate länger zu bleiben. Stattdessen wurde meine Entscheidung stillschweigend zur Kenntnis genommen.
Ich würde diesen Punkt gerne noch auf den Umgang mit jüngeren Kollegen ausweiten: Diese werden auch mit einem höheren Bildungsabschluss bzw. einer Berufsausbildung auch nach Jahren noch konstant wie das blöde Lehrmädchen behandelt und bezahlt.
Arbeitsbedingungen
Die Räume sind nun frisch renoviert und sehen super aus. Leider funktionierte die Internetverbindung nicht immer zuverlässig, was zu einem Problem wird, wenn man nur zwei Stunden Arbeitszeit zur Verfügung hat und die erste Stunde davon am Telefon mit dem IT-Techniker und/oder mit Aus- und Einschalten des Computers verbringt.
Abgesehen davon war mein Computer aber definitiv auf dem neuesten Stand der Technik und die neue Beleuchtung funktionierte auch an fast allen Tagen, an denen ich im Büro war. Der Lärmpegel ist durch die Baustelle mit Stemmen usw. manchmal etwas erhöht gewesen, aber das geht ja alles vorüber.
Eine neue Kollegin war nach einem Monat Probezeit auf eigenen Wunsch schon wieder weg, da man es trotz einem halben Jahr Vorlaufzeit nicht schaffte, ihr einen voll funktionstüchtigen Computer und eine eigene E-Mail Adresse einzurichten.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Mülltrennung funktionierte leider nicht immer so gut, ich fand oftmals eine Plastikflasche von Kollegen in meinem Papierkorb.
Auch der verantwortungsbewusste Umgang mit Lebensmitteln ist nur sehr spärlich vorhanden. Sobald etwas abgelaufen ist, wird es nicht mehr verwendet und/oder weggeschmissen, auch wenn es UHT verpackt/ein Gewürz ist und noch ewig lange halt- und genießbar wäre.
Wenn neue Rezepte ausprobiert und alles Probe gekocht wurde, wurde das Essen fotografiert und nachwenigen Stunden in die Biotonne geschmissen, ohne die Mitarbeiter zu fragen, ob diese sich die Reste vielleicht nach Hause nehmen möchten.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt, wie man es in jeder anderen Firma selbstverständlich erwarten würde, war nur während der dreimonatigen Probezeit pünktlich zum Monatsersten auf dem Konto.
Danach änderte sich dieser Zahlungsrhythmus rabiat, und ohne große Kommunikation durch das Management wurde das nächste Gehalt teilweise erst fast eineinhalb Monate später überwiesen. Wenn ich damals schon größere Fixkosten als meine Autoversicherung gehabt hätte, wäre das für mich definitiv zum Problem geworden, aber so war ich so naiv und loyal und trug ich den Zahlungsverzug mit.
Nach meinem ersten Jahr wäre ich bereit für eine merkliche Gehaltserhöhung gewesen. Leider kam Corona und eine Kurzarbeitsphase ohne Ende dazwischen und ich hatte leider keine Gelegenheit bzw. einfach nie das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen gekommen wäre.
Image
Das Image, welches nach außen transportiert wird, ist wirklich gut und vermittelt ein harmonisches Familienunternehmen, was jetzt nicht unbedingt der Realität entspricht.
Für mich ist ein Familienunternehmen wie eine kleine Familie, in der man respektvoll miteinander umgeht, mit kurzen Entscheidungswegen und einer angenehmen Atmosphäre. Doch trotz der nur knapp 20 Mitarbeitern fühlt man sich austauschbar, wie in einem Großbetrieb mit mehr als 100 Mitarbeitern, in welcher man von oben herab behandelt wird und nur sehr spärlich Informationen über die Entwicklung des Unternehmens bekommt.
Mitarbeiter (vor allem vergangene) wissen nicht viel Gutes über die Firma zu erzählen, auch unter den bestehenden ist immer wieder eine verstärkte Unzufriedenheit auszumachen.
Karriere/Weiterbildung
Durch die sehr flache Hierarchie hat man jetzt nicht wirklich die Chance auf einen großen Aufstieg auf der Karriereleiter, aber größere Aufgabengebiete zu übernehmen ist aufgrund von Kündigungen jederzeit möglich.
Weiterbildungen wurden mir überhaupt nie angeboten, werden vermutlich aufgrund des erhöhten finanziellen Aufwandes nicht in Erwägung gezogen.
Bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung bekommt man definitiv eine dicke Haut, da man sehr viel (unberechtigte) Kritik einstecken muss und das alles nicht so sehr an sich heranlassen darf, will man keinen psychischen Schaden davontragen.