Modern, aufregend, chaotisch.. Auf dem 1. Blick ein attraktiver Arbeitgeber, aber alt wird man dort für gewöhnlich nicht
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Firma befindet sich bedingt durch verschiedene Faktoren seit einiger Zeit in einem Umbruch, aber allen voran durch den Fakt, dass die komplette Antiviren-Branche am wackeln ist. Mit der Übernahme durch den Investor werden vermutlich noch weitere Änderungen folgen, die das Betriebsklima und die Außenwahrnehmung innerhalb oder auch außerhalb der Branche signifikant ändern werden. Dass meine Einstellung überhaupt erfolgte, grenzt in Anbetracht dessen, was meiner Abteilung aufgrund strategischer Ausrichtung widerfahren ist, an einem Wunder. Dennoch bin ich darüber sehr froh und bedanke mich, für das was ich in der knappen Zeit gelernt habe und was zum Ausbau meiner Weitsicht erheblich beigetragen hat.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es fehlt ein langfristiges Ziel und eine klare, zukunftsweisende Strategie, an der festgehalten wird. Die konstanten und einschneidenden Änderungen und Umstrukturierungen kosten dem Betrieb die nötige Ruhe und wahnsinnig viel Energie und Effizienz. So mancher Unternehmensberater würde sich wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen...
Verbesserungsvorschläge
Wie gegenüber der Personalabteilung bereits geäußert, sollten sie allen voran an der Fluktuationsrate arbeiten und den Mitarbeitern mehr Wertschätzung entgegenbringen, allen voran denen, die mit dem Unternehmen bereits durch dick und dünn gegangen sind. Keine Benefits und kein Boni der Welt können einem "Danke, dass du so treu und loyal bist und immer deinen vollen Einsatz bringst" aufwiegen.
Und sollte es einen trifftigen Grund geben, sich aus betrieblichen Gründen von einem/r Mitarbeiter/in trennen zu müssen, sollen sie es bitte möglichst fair und human gestalten. Zuallerst gilt aber zu prüfen, ob es nicht unter anderen Voraussetzungen eine Möglichkeit gibt, weiterhin zusammenzuarbeiten. Das sollte die oberste Priorität haben, damit auch das Vetrauen der Belegschaft in das Unternehmen und dessen Managern zurückkehren kann.
Arbeitsatmosphäre
Da man in sehr modernen Räumlichkeiten mit gutem Equipment arbeitet, ist die Arbeitsatmosphäre grundsätzlich angenehm und entspannt. Jedoch kann je nach Zuständigkeitsbereich der Stresspegel arg nach oben steigen, daher sollte man lernen nicht alles verstehen zu wollen und gewisse Entscheidungen nicht zu hinterfragen und sich nicht zusätzliche Aufgaben und Verantwortungen, welche über den eigenen Wirkungskreis hinausgehen, andrehen zu lassen, um dem entgegen zu wirken.
Kommunikation
Die Kommunikation ist prinzipiell gut, es wird viel Aufwand dafür betrieben, dass die Mitarbeiter rechtzeitig und allumfassend über generelle Geschehnisse informiert werden. Dazu dienen in erster Linie die monatlichen Employee Meetings, die allen voran vom CEO abgehalten werden, auch konstant in Zeiten von Homeoffice. Weiteres wird mit dem Intranet, sowie anderen digitalen Plattformen, die Transparenz für interne Daten, Projekte und Prozesse gewährleistet. Das ist ein klarer Pluspunkt, wovon sich meines Erachtens nach einige andere Firmen eine Scheibe abschneiden dürfen.
Ein Negativpunkt ist, dass damit die Kommunikation ganzeinheitlich aber auch innerhalb der Teams gut funktioniert, aber aus mir unergründlichen Gründen zwischen den Teams nicht. Dies würde ich jedoch weniger dem Unternehmen zuschreiben, als den betroffenen Teams selbst bzw. deren leitende Personen.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt kann nur für die jeweiligen Abteilungen bzw. Teams einzeln bewertet werden. Da ich die meiste Zeit ein Teil eines Teams sein durfte, dessen Zusammenhalt - vor allem dadruch geprägt, was diesem Team zuteilgeworden ist - weltklasse war, kann ich diesen Punkt nur positiv bewerten. Dennoch muss ich anbringen, dass die Vermutung nahe liegt, dass es gewiss nicht auf alle Teams zutreffen mag.
Zusammenhalt bei Kollegen aus verschiedenen Teams war ebenfalls gegeben, jedoch war dies nicht überall zutreffend und vor allem nicht bei Teams aus verschiedenen Standorten.
Work-Life-Balance
Durch für so ein modernes IT-Unternehmen äußerst ungewöhnliche Regeln bzgl. der Arbeitszeiteinteilung, oder in anderen Worten gesagt, stumpf festgelegte Arbeitszeiten, die nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Vorgesetzten aufgehoben werden können, muss ich dieses Kriterium leider negativ bewerten, wohlwissend, dass diese Regularien nicht für alle Unternehmenseinheiten gelten.
Grundsätzlich können Pause- und Urlaubsansprüche problemlos geltend gemacht werden.
Vorgesetztenverhalten
Der Wahrheit hier gerecht zu werden, ist wohl das schwierigste aber auch das interessanteste Feedback. Ich möchte hiermit ausdrücklich klarstellen, dass die Bewertung nicht die Präsenz oder das Verhalten des eigenen Vorgesetzten betrifft, sondern viel mehr die Art und Weise, wie das Unternehmen Vorgesetzte erkürt, einsetzt und nach Belieben wechselt. Der Vorgesetzte selbst, kann im Prinzip von fürchterlich/inkompetent bis angenehm/kompetent sein, aber das hängt nicht nur von der subjektiven Wahrnehmung ab, sondern ist in diesem Kontext obendrein irrelevant. Weil Unternehmensstil und -organisation sind zu schnelllebig um den betroffenen Menschen, also Mitarbeiter und deren Vorgesetzte, die Zeit zu gewähren, um in der jeweiligen Konstellation zu reifen und vollends zu funktionieren. Ein eingespieltes Team kann durchaus Mitglieder enthalten, die neu an Bord sind, aber ein Fundament aus erfahrenen und gut platzierten Mitglieder sollte gegeben sein. Allen voran sollte der Teamleiter nicht nur die Strukturen und Ansprüche auf Management- und Teamebene kennen, sondern auch diese jeweils von oben nach unten und von unten nach oben transportieren können... Aber hier Fehlanzeige!
Interessante Aufgaben
Durchaus durfe ich mich sehr interessanten Aufgaben widmen, die für mich nicht nur völlig neu waren, sondern auch extrem zu meiner beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung beigetragen haben. Ob und welche "Sonderaufgaben" man zugeteilt bekommt bzw. wo genau man sich im Team und damit in dem Gefüge des ganzen Unternehmens positioniert, hängt allerdings sehr mit der Eigeninitiative zusammen. Persönlichkeiten, die von Natur aus introvertiert sind, würden defintiv den Kürzeren ziehen und bei der Entwicklung innerhalb des Unternehmens stagnieren, und sich damit automatisch weniger wertvoll machen als die alles-an-sich-reißenden Kollegen, was im Falle einer Umstrukturierung/Rationalisierung fatal sein könnte.
Gleichberechtigung
Das ist das einzige Kriterium, welches ich mit 5/5 bewerten kann, weil ich nichts Gegenteiliges jemals bemerkt hätte. Ganz im Gegenteil, im Vergleich zur vorherigen Tätigkeit in der Metallbranche, arbeiten bei Avira sehr viele Frauen in höhergestellten und leitenden Positionen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt nicht viele "ältere Kollegen", aber soweit ich es zu beurteilen vermag, wird mit ihnen angemessen und fair umgegangen. Ob das Alter bei der Einstellung eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen, aber Fakt ist, dass es sich bei den Neuankömmlinge immer um ziemlich junge Menschen handelt und es insgesamt ein sehr junges Unternehmen ist. Das ist für mich persönlich aber ein Pluspunkt, da sich die Zusammenarbeit und Kommunikation damit einheitlicher gestalten lässt.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedinungen sind optimal, zumindest am Standort in Tettnang. Bedingt durch die Corona-Pandemie hat Avira schnell und entschlossen reagiert und alle Mitarbeiter in das Homeoffice verfrachtet. Die Arbeit von zuhause ist an dieser Stelle nicht zu bewerten, aber dem Unternehmen muss man zugutehalten, dass zeitnah jeder Mitarbeiter unabhängig von seinem Gehalt oder der Betriebszugehörigkeit pauschal 500 EUR erhalten hat, um sein Homeoffice mit fehlenden Gerätschaften oder Einrichtungen zu ergänzen. Da es auch zweckentfremdet eingesetzt werden durfte, konnt es auch damit im weitesten Sinne dienen, den heimischen Komfort anzuheben.
Hardware und überwiegend Software sind wie für ein typsiches IT-Unternehmen up-to-date und erleichtern den Arbeitsalltag enorm. Einzig und allein anzubringen wäre aber, dass bei der Software manchmal ein bisschen weniger mehr ist.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Bis zum Zeitpunkt der Akquisition durch Investcorp, ein in Bahrain ansässiger Investor der das Unternehmen mehrheitlich im Frühjahr 2020 übernommen hat, wurden mit jeder verkauften Lizenz eine Spende an die Auerbach-Stiftung geleistet. Da dieses außerordentliche Engagement von "heute auf morgen" eingestellt wurde und ich von keinem anderen sozialen Engagement Kenntniss genommen habe, bleibt mir nur eine entsprechend negative Bewertung abzugeben.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter befinden sich soweit ich es beurteilen kann und was mir persönlich angeboten wurde in einem fairen und branchentypischen Bereich. Mir wurde zwar von Kollegen/innen mit langer Betriebszugehörigkeit gesagt, dass Gehaltsanpassungen nach oben sehr schwierig oder gar umöglich sind, aber ich vermute das ist im Einzelfall zu bewerten und kann nicht als allgemeines Merkmal bewertet werden.
Zudem darf man nicht übersehen, dass Avira ein kostenloses Fitnessstudio, betreut durch durch extern-beauftrage professionelle Trainer und Kursanbieter, zur Verfügung stellt, und eine Kantine mit für kantineverhältnisse meist sehr gutem Essen anbietet, dessen Kosten subventioniert werden. Zudem konnte man in den Sommermonaten bis letztes Jahr in den Genuss von völlig kostenloser Eiscreme kommen. Durch die coronabedingten Maßnahmen - was zur Folge hat, dass alle Mitarbeiter seit März im eigenen Zuhause arbeiten - sind diese Benefits leider nicht mehr zugänglich, was ich aber fairerweise dennoch in die Beurteilung miteinfließen lassen möchte.
Image
Das Image ist auf zwei Ebenen zu bewerten, welche als Arbeitgeber und als Anbieter für Antiviren-Software sind. Als Arbeitgeber ist es ein Unternehmen, dass seine Vorzüge aber vor allem auch seine Nachteile aufweist. Das ist den einzelnen Kritierien herauszulesen. Als Anbieter für Antiviren-Software möchte ich das Image aus einer Sichtweise beurteilen, die möglichst objektiv ist und dem Sinn und Zweck der Nutzung durch einen Privatkunden, welche mittlerweile ausschließlich die Zielgruppe darstellen, widerspiegelt: Die Produkte abseits von dem Antivirenprogramm selbst sind "nice-to-have", aber keineswegs den Preis wert. Der Password Manager und das VPN sind die beiden nützlichsten Features davon, welche mit ungefähr derselben Qualität von anderen Hersteller ebenso angeboten werden, und auf den Rest kann man getrost verzichten. Was damit bleibt ist das Antivirus selbst, das durchaus seinen Zweck erfüllt, aber mit der Free Security bereits völlig kostenlos ist. Keine mir bekannte computeraffine Person würde schlecht über Avira sprechen, aber auch nicht dafür bezahlen, zumal Microsoft mit der eigenen Sicherheitssoftware deutlich aufgeholt hat... Vorerst nutze ich es selbst, vorerst...
Karriere/Weiterbildung
Als ich mich intern auf eine Position in einer anderen Einheit beworben habe, bevorzugte man einen externen Bewerber, was in Anbetracht der Voraussetzungen wohl nachvollziehbar ist. Jedenfalls fällt es mir nicht leicht, anhand meiner eigenen Laufbahn eine eindeutige Bewertung abzugeben, da ich zu kurz im Unternehmen tätig war. Dies trifft aufgrund der hohen Fluktuation auch auf viele andere Mitarbeiter zu, denen, ähnlich wie bei der Fügung eines Teams, in aller Regel zu wenig Zeit eingeräumt wird, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Dennoch möchte ich diesen Punkt nicht allzu schlecht bewerten, da ich durchaus auch Beispiele vernommen habe, die einen steilen Karriereweg erklommen haben. Da es aber auf die Minderheit zutrifft, würde ich pauschal sagen, dass es kein Unternehmen ist, in dem man eine lange und erfolgreiche Laufbahn anstreben kann, ohnehin bedingt durch die Schnelllebigkeit. Andererseits, bilden sich dadurch auch immer wieder Chancen einen großen Sprung nach oben zu machen, es bleibt jedoch die Frage, wie beständig das ist.