Unterirdischer Umgang, aber danach kennt man sich mit Arbeitsrecht aus
Gut am Arbeitgeber finde ich
- die daraus entstandenen Freundschaften
- die Erkenntnis, was man vom Arbeitsleben erwartet
- Arbeitsrecht kann spannend sein
- man hat mal das Arbeitsgericht gesehen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- den Umgangston, die Kontrolle, das Vorgesetztenverhalten
- das Gefühl, ständig beobachtet zu werden
Verbesserungsvorschläge
- Vielleicht einmal wirklich einen Rhetorik-Kurs besuchen
- Miteinander reden und Lösungen erarbeiten
- vernünftige und leistungsorientierte Bezahlung
- gesunden Umgang untereinander vorleben
- vielleicht mal das Arbeitsrecht lesen und verinnerlichen
Arbeitsatmosphäre
Wenn die GL mit ihren Lieblingen im Urlaub ist, herrlich. Da kann es durchaus vorkommen, dass man so etwas wie Spaß an der Arbeit hat. Bei Anwesenheit ist es jedoch so, dass jeder auf der Hut ist. Anschreien im Flur und Beleidigungen sowie die absolute Kontrolle über die Mitarbeiter wird dann wieder gelebt. Beobachter sitzen in jeder Abteilung und verraten die eigenen Kollegen, wenn es Vorteile bringt. So gibt es kaum bis keinerlei Vertrauen untereinander.
Kommunikation
Wenn spitze Bemerkungen, Beleidigungen und fiese Nachrichten per Mail oder Whatsapp zählen, dann ganz hervorragend. Ansonsten wird fleißig miteinander übereinander geredet, alles hinter dem Rücken des jeweils Abwesenden, der somit auch automatisch Schuld ist an all den Dingen, die vielleicht gerade nicht laufen.
Wenn man vertrauensvolle und loyale Kollegen, die die Zeit bei der Firma lange genug überstehen, um sie richtig kennen zu lernen, hat und man sich fernab der Arbeit trifft, dann ist es wirklich angenehm. Leider haben die meisten Mitarbeiter Angst, zu vertraut zu wirken, da man sonst wieder in den Fokus gerät und zu enger Kontakt auch nicht gebilligt wird (außer bei den Schätzchen).
Kollegenzusammenhalt
Siehe auch Kommunikation. Wenn es hart auf hart kommt, kämpft jeder für sich, um nicht in die Schusslinie bzw. auf die Abschussliste zu geraten. Passieren Fehler - zumeist wegen der chronischen Unterbesetzung der Abteilungen - schiebt sie jeder schnell in die Schuhe des anderen. Kollegenzusammenhalt darf höchstens in der Pause gelebt werden, doch auch da haben die Wände Ohren oder plötzlich holen sich die Lieblinge ständig Kaffee, gucken auf den Essensplan, gucken auf den Essensplan und gucken vorsichtshalber nochmal auf den Essensplan.
Echter Kollegenzusammenhalt besteht nur außerhalb der Firma.
Work-Life-Balance
Hier gilt: Das Büro ist halb voll und nicht halb leer.
Abteilungen sind permanent unterbesetzt, weil ständig Mitarbeiter gehen und nur wenige nachkommen. Das Pensum ist hoch, kaum schaffbar und der Druck immens. Es ist kein Wunder, dass die Mitarbeiter, die gute Arbeit leisten, krank werden oder irgendwann kapitulieren, wenn sie den x-ten Mitarbeiter in diesem Jahr einarbeiten müssen, mit dem Hintergedanken, dass er eh keine drei Monate durchhält.
Schulungen und Seminare, die in den meisten Fällen völlig nutzlos für die eigene Arbeit sind, "dürfen" ohne Vergütung, ohne Zeitausgleich am Wochenende besucht werden. Es ist schließlich ein Privileg, seine Zeit damit zu vergeuden, etwas über Fußpflege im Kosmetikstudio zu lernen, wenn man selbst im Unternehmen noch nicht einmal Kunden berät oder auch nur die Produkte verkauft.
Vorgesetztenverhalten
Gäbe es hier Minus-Sterne, sie wären angebracht.
Trotz aufgehängtem Rhetorik-Zertifikat im Büro ist davon leider absolut nichts zu spüren. Die Kommunikation von oben nach unten, von oben zur Seite ist unmenschlich, entwürdigend und arrogant. Ein normaler Umgangston ist sehr sehr selten. Es ist kein Wunder, dass der Ruf der Firma insgesamt nachlässt und sich selbst Branchenübergreifend eine Meinung gebildet hat, die keinesfalls positiv gestimmt ist - was weder an den Mitarbeitern, noch an den Produkten liegt. Das Verhalten passt zu der Außendarstellung und erfolgt hier keine Einsicht oder minimale Besserung, wird das Konstrukt, was einmal liebevoll aufgebaut wurde, einstürzen.
Interessante Aufgaben
Die gab es, die Arbeit machte - gerade am Anfang (unverbraucht und motiviert) - auch Spaß. Man soll Ideen einreichen, die in den seltensten Fällen umgesetzt, anerkannt oder gewürdigt werden. Ist eine gute Idee dabei, wird sie dem Lieblingsmitarbeiter zugesprochen und derjenige, der sie eigentlich hatte, wird niedergemacht. Da die Mitarbeiterstruktur so schwach und brökelig ist, bleibt auch kaum Zeit kreativ zu sein oder weiter zu denken, denn irgendwo muss immer ausgeholfen werden. Verbesserungsvorschläge werden als Kritik ausgewiesen, nach dem Motto "das haben wir schon immer so gemacht" verfahren und so verpuffen die interessanten Aufgaben meist im Nichts.
Gleichberechtigung
Egal ob Mann oder Frau, ob Ehemann oder Schulfreund - hier werden alle niedergemacht, wenn es die Situation erlaubt und ein Zeichen gesetzt werden muss.
Umgang mit älteren Kollegen
Auch hier gibt es kaum Unterschiede. Wer auf der Liste steht, steht auf der Liste. Bis zur Rente in dieser Firma ausharren zu müssen ist so ziemlich die traurigste Vorstellung überhaupt.
Arbeitsbedingungen
Die hübschen Firmenräume täuschen darüber hinweg, wie schmutzig es zur Sache geht. Die PCs sind alt, die Schränke und Tische in den Büros verbraucht und abgenutzt.
Lebensmittel am Arbeitsplatz - und seien es Pistazien in einer Tupperdose - sind abmahnungswürdig.
Steht man richtig im Fokus, bekommt man ein schickes Einzelbüro in Nähe der GL, schaut vor die Wand, hat kein Telefon und einen Holzstuhl. Vorteil hierbei - man hört nebenbei Disneymusik, hat das Arbeitsrecht neben sich auf dem Tisch und googlet Kündigungsschutzklage.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Soziale können wir hier getrost einmal runterfallen lassen, wird in der Firma ja schließlich auch so gehandhabt.
In der Küche wird der Müll getrennt, regelmäßig entleert und der Kühlschrank gereinigt. Es gibt genügend Putzschwämme und Reinigungsmittel und die Grünflächen rundherum sind sehr hübsch.
Gehalt/Sozialleistungen
Ziemlich mies und da sich kaum jemand traut, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, weil das ja absolut nicht angebracht oder gerechtfertigt ist - auch nicht nach Jahren der Tätigkeit, bleibt es konstant niedrig. Wer an die Zukunft denken will, sollte sich lieber einen besser bezahlten Job holen. Das Aldi gegenüber sucht öfter Kassierer.
Image
War sicher einmal sehr gut, es wird in den letzten Jahren aber alles daran gesetzt, den Karren noch tiefer in den Morast zu ziehen. Schade ist dies sicherlich für diejenigen, die die Firma vor Jahrzehnten aufgebaut haben. Ansonsten muss man leider sagen, dass die schlechte Außenwirkung völlig gerechtfertigt ist.
Karriere/Weiterbildung
Wer es ein Jahr in der Firma aushält, schafft es auch in allen anderen Unternehmen. Hier lernt man fürs Leben - wie man nicht arbeiten möchte. Karriere kann man nur machen, wenn man zu allem Ja und Amen sagt und sich schön unterordnet und kriecht.
Weiterbildungen dienen lediglich der Einimpfung, wie toll die Firma ist, werden von Internen gehalten, man erhält weder Stunden noch Vergütung und verplempert seine Zeit.
Ob eine Karriere in den nächsten Jahren dort noch möglich ist, ist fraglich.