"Jeder Mitarbeiter ist ersetzbar"
Gut am Arbeitgeber finde ich
Als Frau hat man hier definitiv keine Nachteile oder blöden Sprüche zu befürchten. Die Kolleginnen und Kollegen bzw der Zusammenhalt in den Teams ist sehr gut - trotz des Drucks und Stresses.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Siehe Einzelbewertungen.
Verbesserungsvorschläge
Forum hat viele tolle Mitarbeitende, die alles geben, um spannende, interessante und gute Produkte zu machen. Leider sind die engagierten Kolleginnen und Kollegen ständig am Limit.
Produkttests werden nach Quoten bewertet, sodass PMs teils bewusst Produkte testen, an die sie nicht glauben und sich gegenseitig beglückwünschen, wenn ein Produkttest negativ ausfällt, da sie ohnehin keine Zeit hätten, das Produkt bei einem positiven Entscheid auch umzusetzen. Wenn sich der "gute PM" durch die Anzahl seiner Produkte definiert, ist die Qualität selbiger nicht mehr gut, denn er kann sie nur noch schnell-schnell-hinschmeissen.
Extrem viel zeit geht in Meetings verloren, weil dazu scheinbar gern pauschal jede*r eingeladen wird, der oder die ansatzweise mit dem Thema zu tun haben könnte oder, da Meetings für Fragestellungen einberufen werden, die in 1 oder 2 Mails bearbeitet werden könnten. Hier geht unglaublich viel zeit verloren und die Meeting-Kultur sollte definitiv überdacht werden.
Arbeitsatmosphäre
In manchen Abteilungen ist es sehr entspannt, aber gerade in den Bereichen Produktmanagement und Redaktion ist man schon als "langjährig" zu betrachten, wenn man mehr als zwei Jahre ohne Burnout resp. Kündigung durchhält. Ich arbeite wirklich gerne und immer inkl. (sehr vieler) Überstunden. Aber es ist kaum noch zu ertragen, wie wenig Wert hier auf Mitarbeitende gelegt wird. Die hohe Fluktuation in einigen Bereichen wird nicht wahrgenommen oder zumindest geleugnet und von einer Person in der oberen Riege fiel auf einer Mitarbeiterversammlung einst der Satz "Jeder Mitarbeiter ist ersetzbar." Wertschätzung?
Es gibt auch Abteilungen mit sehr langjährigen Mitarbeitenden, sodass die Personalabteilung im Schnitt mit einer "langen" Betriebszugehörigkeit von rund 9 Jahren angeben kann. In Produktmanagement, Redaktion und Marketing ist nach 1,5 bis 2,5 Jahren in der Regel schon wieder Schluss. Ich bin mit rd. 3,5 Jahren die Dienstälteste in meiner Abteilung.
Kommunikation
Abteilungen produzieren teilweise Konkurrenzprodukte zu anderen Abteilungen oder bewerben die Zielgruppen anderer, ohne überhaupt je eine Absprache gesucht zu haben.
Kollegenzusammenhalt
Das ist wirklich positiv: Es arbeiten sehr viel sehr liebe und engagierte Menschen hier. Obwohl jede*r ständig am Limit ist, bekommt man in stressigen Produktionsphasen trotzdem immer Hilfe angeboten.
Work-Life-Balance
Siehe Kommentar zur Arbeitsatmosphäre. Wer keine Kritik bekommen will, muss - zumindest im Produktmanagement - immer mehr und mehr geben. Überstunden, teilweise in absurder Höhe, sind völlig normal. Hier solltest du nur arbeiten, wenn du die innere Ruhe besitzt, einfach keine zu machen, egal, wie unrealistisch die Deadlines sind.
Es gibt keine Arbeitszeiterfassung, was dazu führt, dass geleistete Überstunden niemals ausgeglichen werden, da sie "nicht existieren".
"Flexible Arbeitszeiten": Kernarbeitszeit 9-16 Uhr, freitags bis 14 Uhr.
Vorgesetztenverhalten
Extrem unterschiedlich, es gibt absolut traumhafte Vorgesetzte ebenso wie das Gegenteil.
Interessante Aufgaben
Eigentlich ja! Aber man darf kein echtes fachliches Interesse am eigenen Produkt haben, denn die extrem dünne Personaldecke gibt den Mitarbeitenden keine Zeit, ihre Produkte auch sorgfältig zu erarbeiten.
Mitarbeitende im PM müssen von der Produktentwicklung, Kalkulation und Tests, Umsetzung, Erstellung der Werbemaßnahmen, Füllung und Pflege der Websites, Pflege der Shop-Seiten, Bespielung von Social Media, Verwaltungs- und Buchhaltungsaufgaben alles machen. Das macht den Job sehr spannen und vielfältig, führ aber auch dazu, dass man sehr viel Zeit mit "Nebentätigkeiten" verbringt und die eigentliche "Hauptarbeit" darunter leidet.
Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist hier wirklich Realität, was es leider viel zu selten gibt. Der hohe Frauen-Anteil spiegelt sich bis in die oberste Führungsetage und bis auf gestrige Einzelpersonen gibt es meiner Erfahrung nach wenige, die Frauen geringer schätzen.
Ich gebe dennoch keine volle Sternenzahl, weil der Umgang mit Elternzeit-Rückkehrenden (beiderlei Geschlechts) eine Zeit lang sehr schlecht war und sich hier erst langsam eine Besserung einstellt. Eine Weile war wer vor der Elternzeit PM war später nur noch PB - auch, wenn die Person es definitiv anders wollte. Das ist eine Degradierung ohne jegliche fachliche Begründung. Inzwischen gibt es allerdings schon Fälle, in denen die alte Position wieder bekleidet werden kann, weshalb ich hoffe, dass hier ein Umdenken erfolgt ist.
Arbeitsbedingungen
Ich wünschte, ich könnte null Sterne vergeben. Während in manchen Abteilungen alles gut zu sein scheint, sind in anderen (PM/Redaktion, Marketing, eProduction) die Mitarbeitenden völlig überlastet, weil es viel zu dünne Personaldecken gibt. Die Personalabteilung bemüht sich, ausgeschriebene Stellen zu besetzen. Allerdings dauert es (ich habe das sehr oft erlebt, dank zahlreicher Kündigungen) in der Regel Wochen, eher Monate, ehe eine Stelle überhaupt ausgeschrieben wird. In meiner Abteilung war eine Stelle über ein Jahr vakant, ehe sie ausgeschrieben wurde. Begründung: "Die vorgesetzte Person findet die Stelle nicht wichtig genug."
Überstunden gibt es offiziell nicht, da keine Arbeitszeiten erfasst werden. Wer welche meldet, bekommt zu hören, sie seien nicht angeordnet gewesen oder, Zitat Vorgesetzte, "es sei selbstverständlich, dass man mal eine Stunde nicht aufschreibe. Sicher habe man einfach nicht effizient gearbeitet." Es gibt einen Betriebsrat, der das zwar nicht offen sagt, aber offensichtlich von der Geschäftsführung blockiert wird.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Photovoltaik, Mülltrennung (m.E. selbstverständlich) und Ladestationen für e-Autos (der Geschäftsführung!) sind vorhanden. Obwohl Home Office bei den meisten Jobs im Verlag 100 % möglich wäre, stellt man sich da aber quer und lässt lieber MA weite Strecken mit dem Auto herfahren. Schade, hier ließe sich viel CO2 einsparen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist ein Witz. Volontärinnen und Volontäre verdienen vergleichsweise gut, aber in IT, PM, Redaktion und den Führungspositionen wird man hier finanziell nicht glücklich.
Karriere/Weiterbildung
Nach dem "Junior" ist jahrzehntelang Schluss. Allerdings kann man öfter versuchen, statt der fachlichen Karriere stattdessen in die Führungsriege aufzusteigen. Es gehen immer mal Fachbereichsleiter*innen.