Arbeiten wie vor 20 Jahren
Gut am Arbeitgeber finde ich
Grundsätzlich ein spannendes Arbeitsumfeld im Bildungsbereich. Einzelne sehr engagierte Kollegen und Abteilungen. Offen für Berufseinsteiger.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Gehälter für Frankfurter Verhältnisse sehr niedrig. Arbeitsmethoden und Tools wie vor 20 Jahren. Keine Karriere- oder Weiterentwicklungsperspektive. Abschlüsse zählen bei der Einstellung mehr als berufliche Qualifikation.
Verbesserungsvorschläge
Bürokratie verringern und Papierprozesse konsequent Digitalisieren (lassen). Abteilungen sollten serviceorientiert arbeiten, beraten und eine Unterstützung sein, anstatt alles unnötig kompliziert zu machen. Prozesse und Regeln sollten transparent dokumentiert sein und es sollte erklärt werden, warum man etwas machen muss, wer einen unterstützen kann und wie es funktioniert.
Mehr Mut auch mal neue Dinge auszuprobieren und moderne Tools einzusetzen. Dabei sollte man auch offen über gescheiterte Vorhaben sprechen und gemeinsam überlegen, wie man es besser machen könnte.
Arbeitsatmosphäre
Wenig Wertschätzung für die eigene Arbeit. Viel Frustration bei den Mitarbeitern, aber die meisten haben sich mit den Umständen abgefunden. Wer das nicht kann und noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, geht spätestens nach ein paar Jahren. Auslaufende Befristungen schaffen immer wieder Unsicherheit und sorgen für schlechte Stimmung.
Kommunikation
Informationen bekommt man meist nur im persönlichen Kontakt, wenn man mal die richtige Ansprechperson gefunden hat. Infos kommen oft nur per E-Mail und sind nicht zentral dokumentiert. Viel Herrschaftswissen, wenig Transparenz,
Kollegenzusammenhalt
In der Abteilung gut. Über Abteilungen hinweg manchmal schwierig, da oftmals nur versucht wird Arbeit von sich wegzuschieben.
Work-Life-Balance
Flexible Arbeitszeiten und seit Corona auch Home Office in begrenztem Umfang. Urlaub konnte immer, auch spontan, genommen werden. Elternzeit für Mütter und Väter wird gleichermaßen ermöglicht. Viele befristete Verträge, auch in nicht-wissenschaftlichen Bereichen.
Vorgesetztenverhalten
Die direkte Abteilungsleitung hat sich immer für uns eingesetzt. Die gewählten Präsidiumsmitglieder sind mal mehr, mal weniger kompetent und oftmals vom Amt überfordert.
Interessante Aufgaben
Man macht halt das wofür man eingestellt ist, so gut es eben geht. Keine Projektkultur, auch wenn man es "Projekt" nennt. Wenig Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Gleichberechtigung
Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden kaum gemacht.
Umgang mit älteren Kollegen
Wenn sie nicht mehr Produktiv sind, dürfen sie irgendwo in den Hochschule ihre Zeit bis zur Rente absitzen und werden in Ruhe gelassen, während die jüngeren sich vom einen in den nächsten befristeten Vertrag hangeln müssen.
Arbeitsbedingungen
Papierkultur. Umständlich und bürokratisch. Digitalisierung wird versucht, scheitert aber oft an zu wenig qualifiziertem Personal und auch fehlendem Willen. Wer versucht etwas zu verbessern wird müde belächelt bis man es irgendwann aufgibt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird viel Papier für die Ablage oder Mülltonne produziert. Das geht heute auch anders...
Gehalt/Sozialleistungen
Ohne akademischen Abschluss braucht man gar nicht erst anfangen. Qualifikation oder Leistung spielen keine Rolle, es wird nur nach Abschluss und Stelleneingruppierung bezahlt. Für Frankfurt sind sind die Gehälter selbst in den oberen Entgeltgruppen kaum konkurrenzfähig und reichen gerade so zum Leben
Image
Es gibt keine gemeinsame Identität und nur wenig Zugehörigkeitsgefühl zur Hochschule. Das Bild was nach außen verkauft wird, hat mit der Realität wenig zu tun.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsangebote gibt es, aber die haben mit modernem Arbeiten wenig zu tun. Fachliche Qualifikationen kann man kaum erwerben, für gute Fortbildungen fehlt das Geld und die praktische Anwendung im Arbeitsalltag ist eh nicht möglich. Was bringt mir eine Fortbildung in Projektmanagement, wenn es keine "Projekte" gibt, sondern das Wort nur für Befristungen und begrenzte Mittelzuweisungen steht? Wenn man nicht vor hat den Rest des Lebens im öffentlichen Dienst zu verbringen, merkt man nach ein paar Jahren, dass man den Anschluss verliert und eine Karriere außerhalb einer Behörde immer schwieriger wird.