Schöner Betrieb mit Wachstumskrämpfen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Wir bieten immer noch einen attraktiven Lokführerjob für Enthusiasten und Menschen, die einen ordentlichen Job machen möchten und physisch sehen wollen, was sie vollbracht haben oder vollbringen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Daß wir seit meinem Beginn in der Firma im Jahr 2015 gleichgeblieben sind bis zum Jahr 2017 und seitdem eine RASANTE Talfahrt angetreten haben.
Verbesserungsvorschläge
Wacht. Endlich. Auf. Die Leute rennen uns weg, und ihr merkt es echt nicht, oder?
Arbeitsatmosphäre
Insgesamt hauchzart noch gut. Details siehe weiter unten in der entsprechenden Kategorie.
Kommunikation
Herausragend ist die sehr offene und vor allem regelmäßige Information durch die Vorstände. Mehrmals im Jahr erhalten die Arbeitnehmer einen Rundbrief, der operative und strategische Entscheidungen des Unternehmens erläutert. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Zwischen dem Vorstand, dem "mittleren Management" und der operativen Basis bestehen aber massive Defizite im Informationsfluß.
Kollegenzusammenhalt
Exzellent. Mit Ausnahme der wenigen, leider in jedem Kollegium vorhandenen, Ausnahmen sind wir Lokführer eine Einheit und können uns darauf verlassen, daß niemand seinen Nächsten im Regen stehenläßt. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung und der Werkstatt.
Work-Life-Balance
Mittlerweile leider nur noch eineinhalb von fünf Sternen. Klar, wir reden über einen Beruf im Verkehrswesen, dazu auch noch Cargo, und dann bei einer klassischen "Privatbahn". Das ist aber keine Entschuldigung dafür, daß die freitags herausgegebenen Wochenpläne für die Personale keinerlei Wert mehr besitzen und sich gefühlt jeder zweite Dienst völlig in seiner Zeitlage verschiebt. Ein auch nur im Ansatz planbares Privatleben ist derzeit nicht mehr möglich. Für die Kollegen mit Familie einfach untragbar - für mich als Single an der Schmerzgrenze. Was abseits dessen gut funktioniert, ist das Geben und Nehmen mit der Personalplanung. Insgesamt verschlechtert sich der Arbeitgeber hier leider massiv - das war vor drei Jahren noch ganz anders und "damals" ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe keine Konflikte mit meinen Vorgesetzten, daher drei von fünf Sterne als neutral gemeinte Bewertung.
Interessante Aufgaben
"Interessant" ist Auslegungssache. Wir fahren Schwerlastzüge an der Grenze des technisch und betrieblich Machbaren - für den einen ist das reizvoll, für den anderen der absolute Horror. Für uns ist es normal, sich die Funkfernsteuerung umzuschnallen und "mal eben" den Zug in einem Handweichenbahnhof zurechtzurangieren. Die einen werden hier verständlicherweise Reißaus nehmen, die anderen mögen das halt. Ich finde es toll, an einem Tag eine Schicht rund um den Fernsehturm mit dem Kleindiesel zu fahren und am nächsten Tag vierhundert Kilometer abzureißen. Mir gefällt es, aber das ist Geschmackssache.
Gleichberechtigung
Kann ich nicht beurteilen, daher drei von fünf.
Umgang mit älteren Kollegen
Kann ich nicht beurteilen, daher drei von fünf.
Arbeitsbedingungen
Hier hat sich die Balance ins Negative verschoben. Bei der HVLE gab es mal Dinge wie freie Wahl der Arbeitsschutzbekleidung im Engelbert&Strauß-Katalog statt auf Lager liegender Jacken, bei denen klar ist, daß sie einem nicht passen werden. Oder vernünftige Dienstautos statt Skoda-Spar-Kompaktwagen, bei denen man sich nach 500 Kilometern sehnsüchtig fragt, was an den bisherigen Golfs denn eigentlich zu unvertretbar teuer war. Die diesbezüglichen Entscheider fahren sicherlich nicht den Rapid. Oder mein Favorit: "Gastfahrtverbindung liegt bei" auf dem Arbeitsauftrag und im Anhang die auf die Privatadresse zugeschnittene Reisemöglichkeit. Heute rufe ich vor jedem Dienstbeginn in der Firma an und frage, ob sich nicht nochmal irgenwas geändert hat - und ob mein Hotel überhaupt gebucht wurde. Und wer mich ablöst. Und wer der Rangierbegleiter ist. Und wer wieder wegfährt. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir das noch souverän gelöst und dadurch dem Personal eine Arbeitsumgebung geboten, die einfach ein paar mehr Sterne hatte als anderswo - und in die man auch sehr gerne wieder hereingegangen ist. Heute ziehe ich eher den Kopf ein und fühle mich so wie bei jedem anderen Arbeitgeber auch.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Wir fahren mit Diesel unter Fahrdraht, weil es sich lohnt. Ist in Arbeit.
Gehalt/Sozialleistungen
Am Markt gemessen ist das Gehalt unterdurchschnittlich. Abwerbeprämien, Zuschläge und Grundgehälter sind nicht mehr wettbewerbsfähig im Jahr 2018. Als kleiner, nicht an die Tarifverhandlungen gebundener Betrieb ist das natürlich schwer, aber bei den oben gegebenen Mängeln und dem wahnsinnig aufgeladenen Markt wird hier nur das gesetzlich Notwendige geboten. Ich habe in den letzten zwei Jahren übrigens nicht mal den Inflationsausgleich bekommen.
Davon abgesehen zweifele ich nicht eine Sekunde dran, daß ich bei Verlust der Fahrtauglichkeit nicht vom Arbeitgeber fallengelassen, sondern anderweitig eingesetzt werden würde.
Image
Mein Berufsbild an sich hat kein "Image", und selbst wenn, hätte alles jenseits der DB eh keins. Daher drei von fünf als neutrale Bewertung.
Karriere/Weiterbildung
Liegt dem Arbeitgeber ausgesprochen am Herzen. Jedem, der das Zeug dazu mitbringt, werden alle sinnvoll denkbaren Möglichkeiten angeboten und aktiv ans Herz gelegt.