Callcenter Helpycom - die hässliche Tochter von Sellbytel
Gut am Arbeitgeber finde ich
Dass ältere Kollegen scheinbar gleichberechtigt behandelt werden. 100%ig kann ich das aber nicht beschwören.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Alles andere. Helpbycom ist eine Fabrik, die Leute verheizt. Die permanenten Kündigungen der Mitarbeiter und strengere Änderungen von der Geschäftsleitung sprechen für sich.
Verbesserungsvorschläge
Ehrlich sein beim Vorstellungsgespräch und kein Bild von Regenbögen und Einhörnern malen. Da die Zentrale in Nürnberg sitzt, herrscht sehr oft Chaos.
Arbeitsatmosphäre
Man wird unglaublich schlecht behandelt. Ich musste einer meiner Kolleginninen sogar einmal auf die Toilette folgen und sie holen, da "sie schon so lange gebraucht hatte". Menschenunwürdig.
Kommunikation
Man wird permanent vom "Floor-Manager/in" per internem Kommunikationschat angeschnauzt (kein Hallo, keine normalen Chatredewendungen), wenn man als Anfänger etwas falsch macht. Und man macht viel falsch als Anfänger, da das Training komplett am Alltag vorbeigeht. Unser Trainer war spitze. Er arbeitet dort aber auch nicht mehr, da er seine Küken quasi ohne Ausbildung anfangen lassen musste, da alle Trainingsregeln mitten im Training über den Haufen geworfen wurden (inklusive Datenbankanwendungen!!!).
Kollegenzusammenhalt
Währen des Trainings noch gut, dann wird man auseinandergerissen und jeder, der sich gut versteht (und die Dummheit begeht, das zu zeigen) wird in möglichst unterschiedlichste Schichten eingeteilt. Bloß keine Freundschaften bilden lassen, das mag die Chefetage nicht. Und die Teamleads, die ja eigentlich gerade beim Einstieg helfen soll, sind typische "Radfahrer": nach unten treten, nach oben einschleimen.
Work-Life-Balance
Was die "nette" HR-Abteilung alles vor der Einstellung verspricht, wird nach der Einstellung ÜBERHAUPT nicht eingehalten. So bedeuten "2 Tage in der Woche frei" nicht, dass man die vielleicht am Stück bekommt. NEIN!!! Da die Woche von Sonntag bis Sonntag gezählt wird, hat man zB nur Sonntag frei, danach erst wieder den kommenden Sonntag. Dazu während der Woche permanente Schichtwechsel (Früh-, Mittag-, Spätschicht) und man kann sich nicht erholen, geschweige denn etwas planen. Die Schichtpläne werden nämlich erst irgendwann Anfang des Monats bekannt gegeben und dann oft nur für die kommende Woche. Auch die Arbeit, die man dann tatsächlich leisten soll, hat NICHTS mit dem zu tun, was HR einem ausmalt. Ich habe mich komplett hinters Licht geführt gefühlt.
Vorgesetztenverhalten
Unter aller Kanone. Arrogant, überheblich, herablassend. Kritikunfähig. Die meisten haben keinerlei Erfahrung oder Ahnung in Mitarbeiterführung.
Interessante Aufgaben
Die interessanten Aufgaben MUSS man sofort weitergeben. Eigentlich ist man nur ein menschlicher Anrufbeantworter. Was beim Interview alles versprochen wurde - Kommunikation mit Kunden per Telefon, Mail und Live-Chat - findet ausschließlich im Akkord am Telefon statt. Die Performance-Vorgaben für die Mitarbeiter sind nicht zu erfüllen, da man nicht jeden Kunden nach 1 Minute abwürgen kann. Dazu kommen noch nette "Kollegen" die komplexere Anfragen wieder in den Telefonpool werfen und dann hat man beim nächsten Anruf natürlich einen schon ziemlich stinkigen Kunden am Apparat. Die Bewertung durch den Kunden lässt sich nicht in Kundeberater und Firma trennen, so bekommt man schon mal 0 Punkte nach einem tollen Gespräch, weil der Kunde zwar mit Dir zufrieden war, aber nicht mit Helpbycom.
Gleichberechtigung
Bei der Schichteinteilung wird in keinster Weise berücksichtigt, dass Frauen nach 23 oder sogar 24 Uhr durch einen unbeleuchteten, menschenleeren Industriepark zur UBahn laufen müssen. Kollegenzusammenhalt auch hier wieder nicht vorhanden. Schichteinteiler scheint Männer zu bevorzugen.
Umgang mit älteren Kollegen
Das einzige Plus, das mir einfällt.
Arbeitsbedingungen
Noch sitzt man in relativ großzügigen Großraumbüros zusammen, ändert sich aber ständig. Ziemlich neue Macs als Computer, Telefonsoftware nicht die modernste/schlaueste. Man muss sich immer 10 Minuten vorher am Platz als anwesend einloggen, damit mit dann auf die Sekunde genau umstellen kann und sofort einen Anruf entgegen nimmt. Normale Callcenter-Regeln halt, finde ich auch nicht schlimm. Aber es wird echt eng bei der Mittagspause, wenn man kein schneller Esser ist. Oder nochmal Händewaschen geht. Kommt man nur eine Minute zu spät, wird einem gleich eine Viertelstunde Arbeitszeit abgezogen!!!
Da man ja auch an Feiertagen arbeiten muss, sollte man ja eigentlich dann mehr Geld dafür bekommen. Das wird damit umgangen, dass man dann dafür einen Tag mehr frei hat.
Und: Man soll jeden Tag seinen Arbeitsplatz wechseln. Das heißt: Alle ergonomischen Einstellungen muss man erneut vornehmen, sein Arbeitsmaterial ständig mit sich rumschleppen. Man bekommt erst nach längerer Zeit ein Schließfach, wahrscheinlich, weil so viele Mitarbeiter gleich wieder kündigen. Von meiner 20köpfigen Trainingstruppe sind 2 Leute dort geblieben. Extremste Fluktuation, ich hab mich gefühlt wie bei Lemmingen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Rechner fahren irgendwann morgens hoch, laufen so lange ohne Grund, bis ein Mitarbeiter endlich seine Schicht am Platz beginnt. Stromverschwendung deluxe. Dazu noch Heizung an und gekippte Fenster.
Gehalt/Sozialleistungen
Versprochen wurden mir 200 Euro mehr brutto beim Einstellungsgespräch, dann waren es 2 Monate später plötzlich 200 Euro weniger. Keine Zulagen für Spät-, Sonntags- oder Feiertagsarbeit.
Image
Wie mit den Kunden umgegangen wird, ist zum Heulen. Man kann so gut wie nichts positives für den Kunden tun.