Mein größter Fehler. Dennoch habe ich viel gelernt - vor allem, wie man ein Unternehmen gegen die Wand fährt.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Räumlichkeiten waren immer mindestens gut. Allerdings war ich nie ein Fan von Großraumbüros.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Häufig mangelnder Respekt, mangelnde Ehrlichkeit, mangelndes Verantwortungsbewusstsein und Überheblichkeit des Managements, häufig wechselnde und "kastrierte" HR Manager und Vorgesetzte, zu viele Gerüchte, zu wenig Klarheit - und das Schlimmste: mangelhaftes Leadership.
Verbesserungsvorschläge
Im Management zu sein bedeutet nicht, wie manche vielleicht glauben, "an der Macht" zu sein, sich selbst zu feiern oder sich ganz besonders wichtig zu nehmen. Es bedeutet Verantwortung zu haben und diese konstruktiv in das Unternehmen und in dessen Mitarbeiter aufgehen zu lassen. Ein Unternehmen ist nichts ohne seine Mitarbeiter, nichts ohne deren Glaube an die Unternehmensführung und Sinnhaftigkeit - und nichts ohne deren Herz.
Wenn ihr wirklich Probleme lösen wollt, hört weniger auf euer Ego und mehr auf eure Mitarbeiter an der Front. Denn die sind die einzigen, die wirklich wissen was los ist. Dann wären gewisse katastrophale Entscheidungen zu verhindern gewesen.
Seid offen für Kritik und betrachtet diese nicht als Beleidigung eurer Position, wohlgemerkt mit geliehener Macht! Oder glaubt ihr wirklich, alles was ihr meint zu wissen ist ausnahmslos richtig? Wäre es so, liebe Ex-Kollegen, hätte sich das Unternehmen gänzlich anders entwickelt.
Habt Respekt vor den Menschen: wir sind keine Maschinen und wir befinden uns auch nicht im mittleren Osten, sondern in Deutschland. Wir haben eine andere Kultur und erwarten, entsprechend behandelt zu werden.
Verurteilt eure Mitarbeiter nicht, wenn ihr selbst versäumt habt, richtig zu briefen, verbundene Probleme auf eurer Ebene aus dem Weg zu räumen oder ausreichend in eurer Funktion als Manager zu unterstützen.
Arbeitsatmosphäre
Signifikantes Kulturproblem: Mittlerer Osten (Dubai) vs. Deutschland.
Faire Behandlung und Anerkennung waren reine Ermessenssache.
Flurfunk/Gerüchten wurden mehr Glaubwürdigkeit beigemessen, als Informationen, die man aus erster Hand von betreffenden Personen erhalten hätte, würde man denn mal mit ihnen sprechen. Dementsprechend lagen immer wieder Falschinformationen über Personen und fachlichen Themen vor, was destruktiv und demotivierend war.
Überlebensstrategien wie "Cover-Your-Ass" waren üblich, um nicht in ernsthafte Probleme zu geraten. Auch Fragen wie "Warum hast DU das dann nicht gemacht?", waren keine Seltenheit. Würde man das Aufgabengebiet, Verantwortlichkeit und Kompetenzen des Mitarbeiters kennen, hätte man selbst erkannt, wie sinnlos diese Frage ist.
Schlussendlich herrschte signifikantes Misstrauen gegenüber dem Management. Dies wurde jedoch als Schwäche der Belegschaft (und nicht die des Managements) gesehen.
Kommunikation
Das Management hat im wesentlichen versäumt, eine glaubwürdige und vertrauensvolle Verbindung zu ihren Mitarbeitern aufzubauen. Welchen Sinn haben Phrasen und Motivationsreden, wenn die Belegschaft dem Management einfach nicht mehr glaubt? Keinen. Es war daher irgendwann nicht mehr unüblich, Management-Newsletter einfach ungelesen zu löschen.
Noch Fragen...?
Kollegenzusammenhalt
In der Ebene "weiter oben" war man eher Einzelkämpfer. Warum? Man wusste nicht, wann man in die Schusslinie geraten könnte und war erfahrungsgemäß auf sich bedacht. Zusammenhalt war natürlich ein frommer Wunsch, doch wer wollte für den anderen schon zwischen die Räder kommen?
Work-Life-Balance
Hat man hier und da was versucht. Ist besser geworden, aber im Vergleich zu anderen Unternehmen eher rückständig. Aber Work-Life-Balance
hat insbesondere mit dem Respektieren des Feierabends und/oder Wochenendes zu tun.
Vorgesetztenverhalten
Darüber ließe sich wohl das größte gruselige Kapitel schreiben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Management eher Teil des Problems als der Lösung war. Man erwartete von seinen Mitarbeitern einfach alles, trat aber oft zur Seite, wenn es Probleme gab. Die üblichen Bauernopfer fehlten in dieser Geschichte natürlich auch nicht.
Fun Fact: Leadership ist unweigerlich mit Vorgesetzten verbunden. Es soll angeblich sogar ihre Hauptdisziplin sein!
Und doch ist Leadership ein Fremdwort in diesem Unternehmen. Manche glaubten, sie könnten es. Manche haben mal was davon gehört und wussten deshalb, dass sie nun die Chefs sind. Es wird sogar gemunkelt, der eine oder andere hätte ein Buch von Malik über Leadership gelesen oder gar dessen unglaublich teuren Kurs besucht.
Ich habe von echtem Leadership wenig bemerkt. Dem entsprechend war die Personalführung und Verhalten zu beobachten. Am spannendsten waren immer die neuen Vorgesetzten, einer schlechter als der andere.
Ich kann jedenfalls immer wieder nur mit dem Kopf schütteln, was ich dort alles erlebt habe. Ich bin wirklich enttäuscht, menschlich wie fachlich. Nirgendwo zuvor habe ich derartige Verhaltensweisen erleben dürfen.
Interessante Aufgaben
Es gab immer wieder mal interessante Aufgaben. Keine Frage. Aber mehr auch nicht. Schlussendlich war man in der DNA des Unternehmens verhaftet, die aus meiner Sicht nicht modern genug für den aktuellen Markt war.
Gleichberechtigung
Ein Genderproblem gab es meines Wissens nach nicht, um das mal vorweg zu nehmen. Aber wer weiter kam und wer nicht, hatte aus meiner Sicht nicht immer mit echter Kompetenz zu tun. Bei dem einen oder anderen fragte man sich durchaus, welche Qualitäten sie/ihn in diese Position brachte. Ich meine, man konnte gewisse Eigenschaften beobachten, die man vielleicht mit opportun und gefällig bezeichnen würde. Es ist natürlich vorteilhaft, eher solche Menschen um sich zu scharen, als andere. Oder vielleicht doch nicht?
Umgang mit älteren Kollegen
Meines Wissens nach alles OK.
Arbeitsbedingungen
Man hat sich hier durchaus Mühe gegeben, auch wenn nicht alles perfekt war. Aber das ist es wohl nie.
Gehalt/Sozialleistungen
War ok. Allerdings änderte man immer wieder die Bonusregelungen. Das schafft natürlich Vertrauen (nicht).
Image
Früher (noch als Arvato Mobile) soll das mal ein toller Laden gewesen sein. Heute sieht man das Unternehmen im Mobilfunkumfeld gänzlich anders (freundlich ausgedrückt).
Karriere/Weiterbildung
"Weiterbildung" ist im Vergleich zu anderen Unternehmen eher nicht im Fokus. Karrieren entstehen hier anders als man vielleicht annimmt. Macht euch keine Hoffnungen.