Liebe zukünftigen Hofas: Hier lieber nicht ausbilden lassen.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Möglichkeit die Ausbildung zu verkürzen, Wunschfrei/ Bereitschaft zur Flexibilität bei der Dienstplanung im Notfall, Wiedereinarbeitung nach Sprunggelenksbruch bei mir freiwillig stufenweise, Einhaltung Berufsschulwochen, Essenszulage, gute Verkehrsanbindung (aber nur mit Auto)
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Viel Gerede, aber nichts passiert. Alle merken dass etwas schief läuft, aber ernsthafte Bemühungen das zu ändern konnte ich nicht feststellen. Die meisten Mitarbeiter haben einfach resigniert.
Fehlende Strukturen und Richtlinien, Kommunikation mangelhaft. Viele Anweisungen müssen sich "so rumsprechen" anstatt sie klar und schriftlich mal für alle ersichtlich ans schwarze Brett zu pinnen.
Besondere Förderung ist weder für besonders gute, noch für besonders schlechte Azubis zu erwarten. An meiner Abschlussnote hat das Unternehmen keinen Anteil. Dafür braucht sich dort niemand auf die Schulter klopfen, das habe ich tollen Lehrern in der Schule zu verdanken.
Verbesserungsvorschläge
Zur Ausbildung:
Wenn man keine Zeit und kein Personal hat um sich angemessen um seine Auszubildenden zu kümmern, dann sollte man vielleicht einfach nicht ausbilden. Azubis sind kein billiger Ersatz für Facharbeiter und Aushilfen. Auch der Betrieb und nicht nur die Berufsschule muss Ausbildungsinhalte vermitteln.
Allgemein zum Unternehmen:
Wenn man schon merkt, dass gerade einiges schief läuft ist eine Mitarbeiterversammlung auf der man letzten Endes lediglich allen sagt sie sollen sich mehr konzentrieren und mehr miteinander kommunizieren vielleicht nicht so zielführend. Statt dessen könnte man in so einer Versammlung offen die Probleme ansprechen, die Mitarbeiter fragen wo sie die Ursachen sehen und sich deren Vorschläge anhören.
Wenn man schon so viel mit Aushilfen arbeiten muss weil man keine Festangestellten mehr findet, muss man Möglichkeiten finden, dass auch diese Aushilfen wissen wie die Arbeit zu machen ist. Änderungen im Ablauf müssten klar und deutlich kommuniziert werden und irgendwo dauerhaft einsehbar sein, damit auch eine Aushilfe die nach 2 Monaten das erste mal wieder da ist weiß was Sache ist.
Die Ausbilder
Meine offizielle Ausbilderin laut Vertrag ist super - menschlich und fachlich. Sie war auch immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr bemüht. Ebenso die aktuelle Restaurantleiterin.
Nur leider waren die Möglichkeiten aufgrund einer dauerhaften starken Unterbesetzung sehr limitiert. Die Tage die ich in meiner gesamten Ausbildung gemeinsam mit einem Facharbeiter verbracht habe und an denen es tatsächlich Zeit gab mir irgendetwas zu erklären kann ich glaube ich an einer Hand abzählen. Üblicherweise konnten nur kurze konkrete Fragen beantwortet werden. Meine Bedenken bezüglich der Abteilungswechsel die immer wieder rausgeschoben wurden und der Ausbildungsqualität hat man sich zwar angehört, ändern konnte man aber leider nichts bzw. nur wenig.
Spaßfaktor
ch liebe den Job - aber das Betriebsklima und der Dauer-Stress am Arbeitsplatz haben jeglichen Spaßfaktor schnell ruiniert. Selten konnte man den Job mal richtig gut machen, dazu war normalerweise nicht die Zeit. Es zählt Tempo und nicht Qualität. Die Stimmung war immer angespannt. Arbeitsmaterialien sind veraltet oder unvollständig, Buchungssystem (insbesondere im Hinblick auf die Geschwindigkeit) eine Katastrophe.
Aufgaben/Tätigkeiten
orwiegend Service im Restaurant und Tagungsbereich, außerdem Rezeption und Housekeeping.
Variation
Ohne regelmäßiges "nerven" der Geschäftsführung mit Hinblick auf das nahende Ausbildungsende hätte ich die Rezeption vermutlich nur von vorne gesehen. Der Kollege hatte am Ende seines 2. Lehrjahres nicht einen einzigen Tag an der Rezeption verbracht. Dank einer Verletzung und Corona habe ich am Ende sogar einige Zeit mehr an der Rezeption verbracht als ich erwartet hatte. Einen Einblick in die Arbeit der Küche, Technik, Buchhaltung, Bankettplanung, Einkauf und Gruppenreservierung bekommt man aber lediglich wenn man mal in einem ruhigen Moment was aufschnappt - gearbeitet habe ich in keinem dieser Aufgabenbereiche. Schön dann, wenn man in der Abschlussprüfung plötzlich eine Veranstaltung planen muss - aber Gott sei Dank gibt es ja die Berufsschule.
Aufgaben sind schnell jeden Tag nur noch die gleichen.
Respekt
Kommt stark auf den Kollegen und die Situation an. Mir gegenüber überwiegend gut.
Karrierechancen
Für mich nicht - ich hatte aber auch früh kommuniziert dass ich bei diesen Arbeitsbedingungen gar nicht übernommen werden will. Einmal fest angestellt gibt es aber durch die sehr flache Hierarchie generell auch eher keine Möglichkeiten aufzusteigen.
Arbeitsatmosphäre
Katastrophal. Arbeiten darf man wie ein Festangestellter - aber macht man dann den Mund auf wenn was schief läuft ist man nur Azubi ;) Die allgemeine Unzufriedenheit ist ständig spürbar. Im Allgemeinen werden z.B. Verbesserungsvorschläge nicht ernst genommen und Versprechungen gemacht die nicht gehalten werden. Kollegen arbeiten sich krank.
Ausbildungsvergütung
Die Ausbildungsvergütung war branchenüblich und wurde stets pünktlich bezahlt. Weihnachts- oder Urlaubsgeld gab es für mich nicht. Die Dienstkleidung und Bücher für die Berufsschule habe ich selbst gezahlt. Es gab auch nicht wie in den meisten anderen Unternehmen "Boni" für gute Berufsschulleistungen.
Arbeitszeiten
Dass in der Gastronomie der Dienstplan oft erst Freitags für die kommende Woche ab Montag steht ist ja leider fast schon üblich. Überstunden sind hier aber bei Normalbetrieb zumindest in Service und Housekeeping meistens eher die Regel als die Ausnahme. Man muss im Normalfall schon ein gewisses Maß an Durchsetzungsvermögen haben damit die nicht Überhand nehmen, vergessen werden und wieder abgebaut werden können. Mit Kind nicht ganz einfach.
Pausen... Wenn überhaupt möglich, dann fehlte ein Pausenraum o.ä. Man war in der Pause ständig auf Abruf.
Wenigstens Wunsch-frei und Berufsschule hat eigentlich immer sehr gut funktioniert - danke dafür den Kolleginnen aus der Dienstplanung :) Außerdem war es wirklich toll, dass in der Corona-Zeit als die Kitas schon zu hatten und der Betrieb noch geöffnet war ich Spät- und Wochenendschichten machen konnte um vormittags die Betreuung meines Sohnes sicherzustellen.