Terror, Druck und Willkür
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion trotzen dem Klima und machen gute Arbeit - die einen bleiben länger dabei, die (meisten) anderen kürzer.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Verhalten der Geschäftsführung und der Umgang mit Mitarbeitern ist so schlecht, dass einem fast die Worte fehlen.
Verbesserungsvorschläge
Die Geschäftsführung sollte ihre Methoden generell hinterfragen und verändern - das hat mit professionellen Standards in der europäischen Wirtschaft und im deutschen Verlagswesen überhaupt nichts zu tun. Nachdem aber stets betont wird, dass man seit über 30 Jahren "erfolgreich" sei, wird sich da wahrscheinlich nichts ändern. Ein anderer Verbesserungsvorschlag: Man sollte Mitarbeiter nicht mehr "nötigen", im Netz durch gute Bewertungen das Image des Verlags künstlich aufzubessern.
Arbeitsatmosphäre
Die Geschäftsführung zögert nicht, in Meetings unvermittelt in den Anschreimodus zu wechseln - und das gegenüber allen Kollegen, niemand wird verschont, jeder steht mal im Fadenkreuz, meistens ohne eigenes Verschulden. Falscher Zeit, falscher Ort reicht schon aus. Das ganze Haus erzittert vor Meetings mit der Geschäftsleitung, generell ist das ganze Verhalten darauf ausgelegt, "oben keinen Ärger zu bekommen". Wer gerade einmal nicht gemobbt wird, ist sich bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man selbst "mal wieder dran ist". Wie gesagt: In meiner Erfahrung bekamen ALLE auf die Zwölf, immer. Die freien Mitarbeiter warten MINDESTENS 120 Tage, eigentlich aber ein halbes Jahr auf ihre Honorare. Der Ruf in der Branche ist dementsprechend.
Kommunikation
WENN kommuniziert wird, dann im Angriffsmodus und unter Aufbau von immensem psychischen Druck. Ins Wort fallen ist der Regelfall, laut wird es auch in zuverlässiger Regelmäßigkeit. Gerne wird man auch darauf hingewiesen, dass man dankbar sein sollte, hier zu arbeiten und in Bereichen eingesetzt zu werden, in denen man keine Erfahrung hat (zB als Redakteur, der jetzt neuerdings Anzeigen verkaufen soll), weil man da etwas neues lernt.
Kollegenzusammenhalt
In den Redaktionen ist der Ton kollegial, freundlich und produktiv, die Teams funktionieren, die Chefredakteure bemühen sich durch die Bank um ein gutes Klima und versuchen auch, viel von dem Wahnsinn, der aus der GF kommt, abzufangen. Die Arbeit in den Redaktionen ist nicht unbedingt modern organisiert, die Leute dort machen das aber durch überdurchschnittlichen Einsatz wett. Der Personalwechsel ist so hoch, dass man sich irgendwann dabei ertappt, sich die Namen der neuen Kollegen vorerst gar nicht zu merken. Sehr viele Kollegen spielen dieses Trauerspiel nicht länger als ein paar Wochen mit.
Work-Life-Balance
Bei regelmäßig 6-10 Überstunden pro Woche (!!) wird man darauf hingewiesen, dass die Projekte mehr Einsatz erfordern. Zwar spricht die GF von einer Gleitzeitregelung - die "Kernarbeitszeit" dauert aber von 9.30 bis 17.00. Kommt man deutlich früher (7.30), um um spätestens 17.30 wieder Schluss machen zu können (zB weil man ein Privatleben hat und das auch behalten will), wird ein Personalgespräch einberufen, bei dem man allen ernstes gefragt wird, warum man so früh kommt, und ob man dann morgens nach dem Einstempeln "Däumchen dreht". Stattdessen wäre es lieber gesehen, die Überstunden nach 17.00 hinzuhängen. Ich habe es nicht versucht, glaube aber, dass man zu jeder Tageszeit "Däumchen drehen" könnte, wenn man denn wollte. Die generelle Arbeitsbelastung ließe so ein Verhalten aber auch gar nicht zu. Die Redaktionen sind chronisch unterbesetzt, daher sind die Überstunden notwendig, um zumindest einen Großteil des geforderten Pensums zu schaffen. Wenn man das gegenüber der GF anspricht, wird man mit "Jetzt spielt ihr wieder die Zeitkarte" abgespeist - ändern tut sich aber natürlich nichts.
Vorgesetztenverhalten
Cholerisch, Unberechenbar, Unverlässlich, Repektlos. Was gestern gesagt wurde, zählt heute nichts mehr, meistens kann/will man sich gar nicht mehr daran erinnern. Zusagen werden nicht eingehalten, Meetings enden IMMER in Streit und Chaos. Der immense und rasante Personalwechsel spricht Bände, Hire & Fire ist das tägliche Brot der GF. Leute sind schnell eingestellt und genauso schnell wieder entlassen bzw. durch Aufhebungsverträge, die unter Druck noch am gleichen Tag unterschrieben werden müssen und ab sofort gelten, eliminiert.
Interessante Aufgaben
Viele Magazine im Verlag haben tolle Themen, bei denen man gerne mitwirkt. Die Rahmenbedingungen machen dabei aber alles Zunichte.
Gleichberechtigung
Alle werden gleich schlecht behandelt.
Umgang mit älteren Kollegen
Manche Kollegen sind deutlich über dem Rentenalter, werden aber deswegen keineswegs geschont oder anders behandelt.
Arbeitsbedingungen
8-12 Jahre alte PCs inkl. dementsprechender Software. In vielen Bereichen (Foto-Bearbeitung, Online-Monitoring) wird mit kostenlosen Freeware-Programmen gearbeitet - mit dementsprechend "professionellen" Ergebnissen. Regelmäßig hat man aufgebrachte externe Kollegen (Grafik, freie Autoren) am Telefon, die sich über die seit Monaten nicht erfolgte Bezahlung beklagen, aber in der Buchhaltung und bei der Geschäftsführung irgendwie nie jemanden erreichen, weder per Telefon noch per Mail.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mir ist nichts davon bekannt.
Gehalt/Sozialleistungen
Grundgehalt ist OK, aber bei Weitem nicht so, dass man sich den Umgangston der GF "gefallen lassen" könnte. Das steht in keinem Verhältnis.
Image
In der Branche selbst hat der Verlag mehr Feinde als Freunde - das sagt schon genug aus. Auch bei den verbliebenen Kunden gibt es viele, die einen direkt auf den großen Personalwechsel oder das generell schlechte Image des Hauses ansprechen.
Karriere/Weiterbildung
Wenn man mehrere Jobs auf einmal macht und in Bereichen aktiv ist, von denen man keine Ahnung hat (weil es nicht der eigentliche Arbeitsbereich ist), ist das keine "Karriere". Weiterbildungsmaßnahmen sind mir immer nur für Volontäre untergekommen. Wer "ausgelernt" ist, hat zu funktionieren.