Mehr schein, als sein! Die Feinheiten erkennt man erst nach einiger Zeit.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Voraussetzungen sind gut.
Einige Freiheiten, kurze Entscheidungswege und unkompliziert.
Doch was daraus gemacht wird, steht auf einem anderen Blatt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die mangelhafte Geschäftsführung!
Niemand muss ein geborener Geschäftsführer sein. Doch wenn man sich entscheidet das geerbte Unternehmen zu übernehmen, muss man an eigenen Defiziten arbeiten oder sich entsprechendes Personal holen und dies in die Führung einbinden. Beides passiert dort nicht.
So wird eine teils launige, cholerische, uneinsichtige, bockige, gleichgültige Geschäftsführung dieses Unternehmen nur noch melken, wie eine Cash Cow.
Es fehlt eine Idee für die Zukunft, eine Vision, ein Masterplan.
Der Fokus der Geschäftsführung liegt auch während der Arbeitszeit auf dem Privatleben. Es werden private Termine wahrgenommen und die Arbeitszeit nach belieben verkürzt. Das ist nicht verboten, ganz klar!
Doch wenn es Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern gibt und die Zukunft des Unternehmens nicht definiert ist, sollte die Aufgabe als Geschäftsführung im Fokus stehen. Denn die Verantwortung für die Mitarbeiter wurde mitgeerbt!
Die Geschäftsführer führen diese Firma (mehr schlecht als recht), aber sie entwickeln sie nicht, sie leben sie nicht.
Sie sind Geschäftsführer - keine Unternehmer, keine Macher!
Verbesserungsvorschläge
Der Geschäftsführung empfehle ich einen Schritt zurückzugehen und sich genau anzuschauen, was man alles hat.
Großes abbezahltes Haus, alle zwei Jahre ein neues Auto, viel viel Geld, Familie...
Wenn sie sich dessen bewusst werden würden, müssten sie nicht so miesepetrig durchs Leben laufen und könnten gegenüber ihren Mitarbeitern großzügiger sein, mehr Geld im Unternehmen einsetzen und nicht ständig nur kleckern.
Die Voraussetzungen sind gut, aber sie machen nichts draus.
Außerdem ganz wichtig: Die Inhaberfamilie sollte sich aussprechen!
Da gönnt man sich teilweise untereinander nichts und man ist sich nicht grün.
Lautstarke Konflikte waren keine Seltenheit.
Ansonsten bleibt die Fluktuation hoch. Das ehemals junge Team mit vielen (ehemaligen) Azubis ist quasi nicht mehr da. Und das liegt nicht ausschließlich an den Lebensplanungen der betreffenden Personen, sondern an der Attraktivität des Arbeitgebers!
Arbeitsatmosphäre
Bemühungen sind durchaus erkennbar, werden aber leider zu oft durch nicht nachvollziehbares Verhalten der Geschäftsführung zunichtegemacht.
Wer Lob erwartet wird enttäuscht. Gute Leistungen werden i.d.R. einfach hingenommen.
Altmodisches Verständnis von Arbeit bei Teilen der Geschäftsführung. Wenn nicht aktiv gearbeitet wird (Umgang mit Ware, schreiben auf Tastatur oder eiliges umherlaufen) unterliegt man dem Glauben derjenige würde nicht arbeiten. "Denkende" und planerische Arbeiten werden als eher unnötig empfunden ("mach das nicht zu kompliziert").
Bei zu viel Spaß und Lachen dauert es nicht lange, bis Teile der Geschäftsführung (zufällig) vorbeiliefen, um zu gucken, ob auch gearbeitet wird.
Die schönsten Tage im Betrieb waren die Urlaubs- und Außer-Haus-Tage der Geschäftsführung.
Da konnte jeder in Ruhe seine Arbeit einteilen und erledigen und die Atmosphäre war frei von unnötigen stress.
Denn Unruhe kam i.d.R. nur durch Teile der Geschäftsführung auf.
Kommunikation
Eine Hälfte der Geschäftsführung ist an guter Kommunikation überhaupt nicht interessiert.
Die andere Hälfte schon eher, allerdings nur so lange, bis Kritik an der eigenen Person geäußert wird. Diese wird nämlich grundsätzlich von der gesamten Geschäftsführung schlecht aufgenommen.
Auf Wunsch der Mitarbeiter wurde eine (einigermaßen) regelmäßige wöchentliche Besprechung eingeführt. Ein Teil der Geschäftsführung nimmt dabei nicht am Besprechungstisch Platz, sondern sitzt oder steht stets außerhalb der Runde und tippt auf dem Smartphone rum. Körpersprachlich ist das natürlich eine Vollkatastrophe, spiegelt aber eins-zu-eins die Einstellung dieser Person zu solchen Meetings wider.
Richtige Zukunftspläne oder Visionen wurden aber nie entwickelt. Unternehmenskennzahlen wie Umsatz oder gar Gewinn wurden stets geheimgehalten. Man hatte vermutlich Angst, dass dies bei den Mitarbeiter Begehrlichkeiten weckt.
Auf die Frage "Wo seht ihr das Unternehmen in fünf bis zehn Jahren?" kam die erbärmliche Antwort: "Das weiß ich auch nicht, wir müssen einfach die Entwicklung des Marktes abwarten."
Das Unternehmen plätschert ohne wirklichen Plan einfach daher.
Keine Ziele, keine Zukunft!
Kollegenzusammenhalt
Verhältnis der Kollegen untereinander war stets gut.
Es wurde gespaßt und gescherzt.
Seltene kleine und harmlose "Lästereien" kommen, denke ich, überall mal vor.
Work-Life-Balance
Starre Arbeitszeiten nicht zeitgemäß, ebenso wie Freitag bis 16 Uhr.
Gleitzeit gilt nur für Geschäftsführung, aber für Mitarbeiter ein Fremdwort.
Sollte man wegen einem Termin mal eher weg müssen, wird dies zwar gestattet, aber man muss immer untertänigst bei der Geschäftsführung nachfragen.
Urlaub wurde (fast) immer wie angefragt ermöglicht. Das passt.
Vorgesetztenverhalten
Das Manko des Unternehmens ist die Geschäftsführung.
Absolut Kritikunfähig und oftmals altbackenes Denken!
Teilweise wird cholerisch auf Vorschläge reagiert.
Dazu kommt von Teilen der Geschäftsführung ein generelles Mißtrauen gegenüber den Mitarbeitern.
Teile der Geschäftsführung haben ihr Aufgabengebiet nicht im Griff.
Da wird im Einkauf erst bestellt, wenn der Kunde bestellt und die Ware nicht da ist.
Bei Verbesserungsvorschlägen die mit Kosten verbunden sind, wurde mit Sätze wie "Das ist mein Geld, nicht deins!" argumentiert und eine sachliche Begründung außen vor gelassen.
Interessante Aufgaben
Prinzipiell wird dem Mitarbeiter eine gewisse Freiheit zur Erledigung der Aufgaben gewährt. Allerdings mischt sich leider die Geschäftsführung dann doch regelmäßig ein, wenn sie meint es besser zu wissen.
Durch die fehlenden Zukunftsvisionen, ist die Entwicklungsmöglichkeit für Mitarbeiter stark eingeschränkt. Man ist schnell im "Alltagstrott" und Neues wird nur sehr behäbig umgesetzt.
Innovationen und neue Produkte werden bei Mitbewerben abgekupfert. Selber innovativ vorangehen macht schließlich nur Arbeit und stellt ein Risiko dar. Daher halten sich die interessanten Aufgaben in Grenzen.
Gleichberechtigung
Männerlastiger Bertrieb.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehe ich nicht.
Einer Kollegin mit Kind wurde Vollzeit mit verschobenen Arbeitszeiten ermöglicht.
Einen großen Unterschied zur Behandlung der Mitarbeiter gibt es eher zwischen dem Großhandel und den zugehörigen Einzelhandelsfilialen.
Die Filialen und deren Mitarbeiterinnen (alles Frauen) könnten deutlich mehr gefördert und entwickelt werden, sind aber eher ein Dorn im Auge der Geschäftsführung und fristen teils ein stiefmütterliches Darsein.
Sobald die Zahlen nicht stimmen, wird ein Laden geschlossen.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Mitarbeiter werden nicht gesondert betrachtet.
Arbeitserleichterungen o.ä. gibt es nicht.
Arbeitsjubiläen werden nicht hervorgehoben.
Arbeitsbedingungen
Das kommt auf den Arbeitsplatz an, z.B. Außendienst erhält vernünftige Fahrzeuge.
Büroräume sind ganz okay.
Im Firmengebäude im Sommer teils sehr warm und im Winter im Lager recht kalt. Der Wechsel zwischen beheizten Büro und nur minimal beheizten Lager im Winter stört etwas.
Arbeitsschutz insbesondere an den Doubliermaschinen definitiv verbesserungswürdig. Lärmschutz, Staubschutz, Einrichtungen zum Heben schwerer Rollen usw. nicht vorhanden. Aber wem die Wartung von Maschinen, die täglich gebraucht werden und essentiell für das Unternehmen sind (!), zu teuer ist, der geizt bei den anderen Punkten logischerweise auch.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In der Branche gab es in den letzten Jahren eine starke Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit. Doch ein Teil der Geschäftsführung hält diesen Trend für totalen Quatsch und es wurden keine Zertifizierungen angestrebt.
Versendet wird in Karton und Papier, was allerdings eher Kostengründe hat und nicht einem Umweltgedanken entspringt.
Bei der Produktion von Textilien in Fernost hört man immer wieder von schlechten Arbeitsbedingungen. Das wurde aber noch nie wirklich hinterfragt und man vertraut blind den Lieferanten.
Photovoltaik auf dem Firmengebäude dient eher der persönlichen Bereicherung, als dem Umweltbewusstsein.
Sozialbewusstsein ist bei der Geschäftsführung vorhanden.
Allerdings eher durch private Handlungen (SOS Kindernothilfe) und nicht als Unternehmen mit z.B. Sponsoring o.ä.
Gehalt/Sozialleistungen
Vorweg: Das Geld kommt pünktlich. Immer!
Was da kommt, ist allerdings recht dürftig.
Anfangsgehalt entsprach nichtmal dem heutigen Mindestlohn.
Eine wirklich faire Bezahlung fand in den folgenden Jahren auch nicht wirklich statt, gemessen an den Errungenschaften die man im Unternehmen etabllierte und man stets das Unternehmen voranbringen wollte.
Ein Treppenwitz war am Ende die Auszahlung des Urlaub- und Weihnachtsgeldes. Das betrug jeweils einen halben Bruttomonatslohn, also zusammengenommen quasi ein 13. Gehalt.
Allerdings wurde dies irgendwann monatlich ausgezahlt. Es gab also jeden Monat das Gehalt + 1/12 des Gehalts. Durch die Regelmäßigkeit der monatlichen Auszahlung erhöht sich der monatliche Nettobetrag der ausgezahlt wird. So wurden diese eigentlichen Sonderzahlungen verwässert und als Arbeitnehmer hat man so ein gefühlt höheres Einkommen, obwohl sich auf das Jahr gerechnet nichts geändert hat.
Auf die Idee eines Mitarbeiters hin, wurde Wellpass (ehem. Qualitrain) eingeführt.
Auf die Idee eines Mitarbeiters hin, gab es für einige Mitarbeiter ein Smartphone + Vertrag.
Entscheidend sollte aber immer das Gehalt sein und das war, wie bereits beschrieben, ein Witz.
Image
Das Image der Geschäftsführung innerhalb der Firma ist miserabel.
Entsprechend hat kein Mitarbeiter das Unternehmen nach außen wirklich gelobt.
Woran soll man sich als Mitarbeiter auch orientieren, ohne ein Leitbild, ohne eine Vision und ohne Ziele für die Zukunft des Unternehmens?
Die Mitarbeiter sind willens und bereit, aber die Geschäftsführung will weder wachsen, noch Geld für die Verbesserung interner Prozesse in die Hand nehmen.
Die geerbte Kuh wird nur gemolken und Geld auf dem Firmenkonto = eigenes Geld für den Ruhestand.
Wer so denkt, kann ein Unternehmen nicht erfolgreich führen.
Der Großteil der Kundschaft bekommt von solchen internen Differenzen nichts mit und war daher überwiegend zufrieden.
Die Erzählung vom "Familienunternehmen" verfängt da ganz gut.
Karriere/Weiterbildung
Für eine Weiterbildung muss der Mitarbeiter selbst aktiv werden!
Vom Unternehmen kommen diesbezüglich auf keinen Fall irgendwelche Vorschläge. Da fehlt einfach komplett die Weitsicht.
Fahrsicherheitstraining für Außendienst die mit 3,5 Tonnen Bulli zehntausende Kilometer im Jahr fahren? Fehlanzeige!
Verkaufsschulungen insbesondere für die Verkäuferinnen in den Einzelhandelsfilialen? Fehlanzeige!
Einarbeitung/Weiterbildung zu den Produkten die vertrieben werden? Fehlanzeige!
Wer eine klassische Weiterbildung absolviert, macht es für den nächsten Arbeitgeber und nicht für S&W, denn dort spielt die gewonnene Qualifikation keine Rolle - weder vom Aufgabengebiet, noch vom finanziellen.
Durch die Größe des Unternehmens gibt es keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten. Jeder bleibt bei dem, was er macht.
Führungsebene bleibt der Inhaberfamilie vorbehalten - keine Chance.
Siehe unter "Kommunikation", man will sich halt nicht in die Karten schauen lassen.