Das SUZ bezeichnet sich selbst als Telefonlabor, was aber im Grunde einem Call Center entspricht.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Man bekommt schnell einen Job, auch ohne Qualifikation oder Berufserfahrung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das die "Mitarbeiter" keine Sicherheiten haben.
Arbeitsatmosphäre
Es kam immer darauf an, welcher Supervisor für die Beaufsichtigung/ Überwachung der Interviewer zuständig war.
Kollegenzusammenhalt
Zusammenarbeit gab es so gesehen ja nicht. Jeder hat für sich selbst gearbeitet.
Work-Life-Balance
Eher irrelevant, da das auf "freie Mitarbeiter" alles nicht zutrifft.
Die Schichten wurden immer eine Woche im Voraus eingeteilt und man konnte Terminwünsche angeben. Somit konnte man da insofern etwas Einfluss nehmen und sich für viele oder wenige Schichten anbieten, auch wenn man die Wunschtermine nicht immer bekommen hat. Auch sollte man möglichst ganze Schichten übernehmen. Kollegen, die sich für komplette Schichten (bspw. bis 21.00 Uhr) angeboten haben, wurden dann eben denen vorgezogen, die vielleicht aufgrund von Kindern um 18 oder 19 Uhr gehen wollten. Auch die beliebten Frühschichten hat man nur bekommen, wenn man eine entsprechende Anzahl an Spätschichten übernommen hat. Da die Supervisoren für die Einteilung zuständig waren, war es von Vorteil, einen guten Draht zu ihnen zu haben.
Vorgesetztenverhalten
Die Supervisoren sind die unmittelbaren Vorgesetzten der Interviewer. Sie waren selbst in der Regel Studenten. Es gab solche und solche. Einige hatten Machtgeplänkel nötig, andere waren respektvoll.
Die Projektleiter sind in Ihren Büros und haben mit den Interviewern bis auf wenige Ausnahmen nichts zu tun.
Den Geschäftsführer kannten die meisten Interviewer nicht mal, was ich für ein kleineres (mittelständisches?) Unternehmen eher bedenklich fand. Auf mich wirkte das immer wie Desinteresse an den "Mitarbeitern", die ja als "freie Mitarbeiter" auch nicht wirklich welche waren.
Interessante Aufgaben
Mal mehr, mal weniger, je nach Thema der Umfrage. Aber meistens wurden auch die interessanteren Umfragen nach kurzer Zeit etwas langweiliger, da man in jedem Interview einem vorgegebenem Text folgen und diesen (selbstverständlich) neutral ablesen muss, ohne den Befragten zu beeinflussen. Manche Interviews waren extrem lang. Nach mehreren Stunden, konnte diese monotone Vorgehensweise schon mal etwas nervig sein. Ansonsten muss man viele Telefonnummern wählen und abwarten, bis jmd. ans Telefon geht und ein Interview zustande kommt. Auch das ist eher etwas langweilig. Die Herausforderung liegt darin, die Kontaktpersonen zum Mitmachen zu überzeugen.
Da kann allerdings das Unternehmen nichts für. So sieht nun mal eine Tätigkeit als Call Center Agent in der Regel aus.
Gleichberechtigung
Zwischen Männern und Frauen wurde kein Unterschied gemacht.
Aus einem Interviewer konnte evtl. ein Supervisor werden, wenn es Bedarf gab, das war aber auch geschlechtsunabhängig.
Umgang mit älteren Kollegen
Teilweise haben sich junge Supervisoren (Studenten) gegenüber älteren Personen (Rentnern) im Ton vergriffen, was ich mir als älterer Mensch nicht hätte gefallen lassen. Grundsätzlich hat das aber alle Interviewer gleich betroffen und hatte nicht direkt was mit dem Alter zu tun.
Arbeitsbedingungen
Typisch für ein Call Center. Es gibt zwar Trennwände zwischen den einzelnen Sitzplätzen/ Schreibtischen, aber man hört natürlich immer die Kollegen sprechen, was etwas störend sein kann, wenn jmd. sehr laut redet oder in die Tastatur haut. Es gibt verschiedene Räume, mit unterschiedlich schönen Sitzplätzen, die natürlich schnell zu Schichtbeginn belegt sind. Wer zuerst kommt mahlt zuerst. Fensterplätze bieten Ausblick und frische Luft im Sommer, andere bieten einen Blick auf die Wand, was bei langen Schichten natürlich nicht so schön ist. Die Räumlichkeiten waren soweit immer sauber.
Die Technik ist ausreichend, um telefonische Interviews durchführen zu können. Zu mehr sind die Pc´s auch nicht gedacht.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Mitarbeiter waren sogenannte "freie Mitarbeiter" und hatten somit keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Das Unternehmen hat sich so jeglicher Verantwortung für seine Mitarbeiter entzogen. Unliebsames Personal konnte auf diese Weise sofort entlassen werden.
Es gab Provisionen pro Interview und Centbeträge für angewählte Rufnummern. Der Stundenlohn konnte somit auch mal bei drei Euro liegen oder aber auch deutlich über zehn. Das war jedoch nicht nur fleißabhängig, sondern man war auch abhängig von der Aktualität der vorgegebenen Telefonnummern.
Inzwischen werden die Mitarbeiter aber wohl angemeldet, nachdem das durch eine Betriebsprüfung so vorgegeben wurde.
Image
Viele "Mitarbeiter" fühlten sich ausgebeutet, entsprechend waren die Meinungen, aber es war auch eine gute Möglichkeit schnell etwas nebenbei zu verdienen. Andere wiederum waren mit dem System sehr zufrieden. Eine wirkliche Identifizierung der Interviewer mit "ihrem" Unternehmen gab es eher selten.
Karriere/Weiterbildung
Es ist nicht vorgesehen, dass Mitarbeiter aufsteigen oder sich weiterbilden. Das Unternehmen braucht Telefoninterviewer/ Callcenteragents und sucht auch ganz gezielt nach diesen.