Schlechter Job- gute Schule für's Leben
Arbeitsatmosphäre
Call Center sind ja nun allgemein nicht als angenehme Arbeitsorte bekannt, aber Customer Care Solutions ist in vielerlei Hinsicht wohl als Sonderfall zu betrachten. Die Atmosphäre, die man als MitarbeiterIn hier erlebt, ist wohl am ehesten mit den Erfahrungen eines Huhns in einer Legebatterie zu vergleichen. Stress, Druck,ständige Kontrolle, und das Gefühl, weniger als Mensch, sonder vielmehr als Arbeitsressource wahrgenommen zu werden, zerstören jeden Funken an Arbeitsmotivation im Keim.
Kommunikation
Kommuniziert wird großteils über Mails, ab und zu auch in Form von persönlichen "Feedback-Gesprächen" oder Team- Besprechungen. Kritisch zu betrachten ist eher der Inhalt dessen, was kommuniziert wird. Dieser besteht nämlich zum allergrößten Teil aus Vorwürfen, Aufzählungen dessen, was alles nicht funktioniert, Schuldzuweisungen und teilweise gar Aussagen, die hart an der Grenze zur persönlichen Herabwürdigung dahinschrammen.\nDas alle paar Wochen mal eingestreute Lob wirkt dann eher gezwungen, und es wird schnell deutlich, dass so gut wie niemand in dieser Firma verstanden hat, dass sich die Art, wie man mit MitarbeiterInnen umgeht, direkt auf deren Arbeitszufriedenheit und -motivation auswirkt.\n
Kollegenzusammenhalt
Man sitzt im selben Boot, und da dieses Boot sehr ungemütlich ist, entsteht schnell eine Art Teamgefühl, das einen etwas für die Behandlung von oben entschädigt. \nDa das Büro recht klein ist im Vergleich zu einem anonymen Massen- Callcenter und man höchstens zu viert in einem Raum arbeitet, sieht man immer wieder die selben Gesichter, die einem mit der Zeit durchaus ein wenig ans Herz wachsen an diesem sonst so hoffnungslosen Ort.
Work-Life-Balance
Flexibilität, das einzig positive an einem freien Dienstvertrag, ist hier nur teilweise gegeben. Dienste müssen in der Regel ein bis zwei Monate vorher eingetragen werden, durchschnittlich zwei Nachtdienste im Monat sind verpflichtend durchzuführen (diese werden, wie auch das Arbeiten an Feiertagen, nicht besser bezahlt).
Vorgesetztenverhalten
Wie bereits weiter oben erwähnt, in dies eigentlich der gravierendste negative Punkt. Gerade bei einer Arbeit, bei der man tagtäglich am Telefon mit Menschen konfrontiert wird, die einem an sich schon jeden einzelnen Nerv kosten (von cholerischen alten Damen bishin zu Vergewaltigungsdrohungen war in den letzten Monaten wirklich alles dabei), hat man umso mehr das Bedürfnis nach Wertschätzung und Anerkennung. Danach kann man bei Customer Care Solutions jedoch lange suchen.\nHandyverbot am Arbeitsplatz und das Aushängen von Türen zum Zweck einer noch umfangreicheren Kontrolle der MitarbeiterInnen runden das Bild schlussendlich ab.
Interessante Aufgaben
Interessant ist wohl das falsche Wort, aber im Vergleich zu anderen Call Centern (bzw. Outboundtätigkeiten) gibt es hier durch einen relativ großen und diversen Kundenstamm zumindest ein wenig Abwechslung.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung ist, soweit ich das mitbekommen habe, gegeben.
Umgang mit älteren Kollegen
Da es sich um einen klassischen Stundentenjob handelt, liegt der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter bei etwa Anfang bis Mitte Zwanzig. Ob es auch von älteren Menschen Bewerbungen gibt bzw. wie auf diese reagiert wird, kann ich nicht beurteilen.
Arbeitsbedingungen
EDV veraltet, was dazu führt, dass Programme, Browser usw. oft abstürzen oder die Telefonanlage einfach spontan den Geist aufgibt, was das Arbeiten natürlich nicht leichter macht. Der Boden sieht so aus, als würde er noch aus der Vorkriegszeit stammen, generell ist das Büro ein wenig heruntergekommen.\npositiv: Mikrowelle, Wasserkocher und Kaffeemaschine sind vorhanden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
lol
Gehalt/Sozialleistungen
Das Einstiegsgehalt ist (branchenüblich) mies, Leistungen wie Urlaubs- Weihnachts- und Krankengeld fallen durch den freien Dienstvertrag weg. Wird man krank oder fällt aus einem anderen Grund spontan aus und findet keinen Ersatz, droht eine Pönale. \nHält man lange genug durch oder erwirbt sich anderweitig die Gunst der Obrigkeit, steigt das Gehalt auf ein (für Studenten) zumutbares Niveau.
Image
Die restlichen Bewertungen auf dieser Plattform sprechen eigentlich schon eine recht deutliche Sprache.
Karriere/Weiterbildung
Die Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung ist durchaus gegeben: nach einer gewissen Zeit in diesem Zirkus wächst einem ein überaus dickes Fell, gleichzeitig lernt man seinen eigenen Wert kennen, indem dieser kontinuierlich untergraben wird. Man verlässt Customer Care Solutions als stärkerer Mensch, und etwaige Durchhänger, die man bezüglich Studium oder Ausbildung hatte, sind überwunden, denn nach dieser Erfahrung weiß man plötzlich wieder sehr genau, wofür man studiert\/sich bildet: um niemals längerfristig von einem solchen Job abhängig zu sein.