Außen modern, innen altmodisch und langsam
Gut am Arbeitgeber finde ich
Sehr freie Zeiteinteilung und selbstverantwortliches Arbeiten (Vertrauen, dass man selbständig den Kunden betreut ist gegeben). Als Projektleiter hat man etwas freiere Hand, was Bestellungen usw. angeht (eigenes Budget).
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Auffällig hohe Fluktuation in der Produktion - wird auf die Tätigkeit geschoben, obwohl es offensichtlich an der Führungskraft liegt. Dementsprechend schlecht funktioniert dieser Bereich.
Riesiges (stetig wachsendes) Lager mit Produktionsdefekten, über das die Leute schon Scherze machen.
Entlassungen von Personen, die sich offen mit dem "altmodischen Führungskern" angelegt haben. Verdächtig schwammige Erklärungen (bzw. nur Ankündigung ohne Erklärung) via Mail und erst Tage später sorgen für Unmut.
Motivierte Kollegen mit guten Ideen verlassen das Unternehmen, weil ihnen nicht zugehört wird bzw. sie ihre Ideen nichtmal richtig vorstellen dürfen. Hier scheitert es wieder an den alteingesessenen Führungskräften, die sich schlichtweg nicht verändern wollen.
Druck auf Projektleiter / leitende Entwickler: Die haben den Kunden an der Backe und müssen ständig die nicht eingehaltenen Liefertermine rechtfertigen.
Schwarze Peter zuschieben: Geht mal etwas schief (und das tut es oft), putzt sich eine Abteilung an der anderen ab. Stichwort "Silodenken", was in früheren Bewertungen bereits genannt wurde, trifft nach wie vor voll zu.
Verbesserungsvorschläge
Bitte nehmt den blockierenden Führungskräften endlich die Zügel aus der Hand und lasst frischen Wind in unser Unternehmen! Wielange läuft Hoshin Kanri schon? Wer nichts vorweisen kann muss die Zügel abgeben, fertig.
Außerdem: Toxisches Klima in der Produktion abstellen! Ja, es sind einfache Arbeiten, aber die werden trotzdem von Menschen ausgeführt, die man ordentlich einschulen und behandeln kann!
Arbeitsatmosphäre
Von Leistungsdruck und nicht funktionierenden Prozessen geprägt. Man wird in ein System gezwungen, das einfach schlecht funktioniert. Lob gibt es keines, nur die nächste Aufgabe.
Kommunikation
In der Entwicklung ist man sein eigener Projektchef, soweit es ums Projekt geht. Jour-Fixe Meetings finden regelmäßig statt, um alle etwas zu beleuchten, was firmenweit/abteilungsweit passiert - insofern OK. Eine Chefsprechstunde findet so 2x im Jahr statt, wo die Geschäftsführung eine Ansprache hält. Man erfährt auch einiges über den internen Infoscreen. Was nicht OK ist: Kündigungen werden sehr schwach oder garnicht/sehr spät kommuniziert.
Kollegenzusammenhalt
Bei Ginzinger ist das Silo-Prinzip vorherrschend. Abteilungen kämpfen gegeneinander bzw. schieben sich den schwarzen Peter zu. Innerhalb der Abteilung ist der Zusammenhalt gut; Abteilungsübergreifend nur, solange es kein Problem gibt. Einige lang-eingesessene Kollegen sind meist altmodisch eingestellt und etwas betriebsblind geworden, was gern mal Konflikte bei Innovationsthemen auslöst.
Work-Life-Balance
An sich in der Entwicklung gut. Betriebsurlaub im August kann man als Büroarbeiter meist überspringen (ist zwar nicht fair den Fertigungsmitarbeitern gegenüber, aber so wird es gelebt). Ansonsten Gleitzeit mit ZA und gute Home Office Möglichkeiten, da man als sein eigener Projektleiter ohnehin für fast alles die volle Verantwortung trägt (hier gibts einen Stern Abzug, da man teilweise schon fast allein gelassen wird und entsprechend Stress hat)
Vorgesetztenverhalten
Schwach! Der Kontakt zu den direkten Teamleitern ist meist gut, aber keine der Führungskräfte bei Ginzinger ist ausgebildet und verhält sich entsprechend. Fast alle FK sind langjährige Mitarbeiter und entsprechend betriebsblind geworden. Intern wird plakativ für Neuerung und Innovation plädiert (man soll sich gefälligst einbringen und Vorschläge liefern), diese werden jedoch meist von diesen FK abgeschmettert und/oder abgeschwächt bzw. erschwert (diese langjährigen Kollegen wollen keine Änderung im Unternehmen) - dummerweise sitzen sie in den Schlüsselpositionen und können damit ihren Status-Quo perfekt erhalten. Zwar wird von der Geschäftsführung gesehen, dass nichts weitergeht - es ändert sich aber trotzdem nichts - ist ja alles eine Freunderlwirtschaft. Kompletter Stillstand auf allen Ebenen, trotz motivierter und erfahrener Mitarbeiter in der Belegschaft. Noch zu den jährl. Mitarbeitergesprächen: Diese verlaufen meist im Sand und sind eher Blabla - Ziele, Entwicklungsmöglichkeiten, Schulungen werden zwar diskutiert, aber dann nie aufgegriffen. Das Ergebnis des Mitarbeitergesprächs schafft es dann in eine Schublade bei der FK - nichtmal die HR sieht sich die Ergebnisse an...
Interessante Aufgaben
Hier muss man volle Punkte vergeben. Es wird definitiv nicht langweilig vom Themengebiet her - es kann alles daherkommen. Meist geht es allerdings um eine Industriesteuerung mit 80% Standardtechnologie, was auch irgendwann etwas langweilig wird (vorallem da die Standardtechnologie intern kaum standardisiert ist - jeder Entwickler setzt diese eigenmächtig um und sitzt auf seinem eigenen Berg an Tools und Hilfsmitteln).
Umgang mit älteren Kollegen
Ein älterer, erfahrener Kollege wird nicht gut behandelt, da er gegen die langjährigen, betriebsblinden Kollegen Einwände und Vorschläge bringt und allg. die Dinge etwas anders angeht. Bei Ginzinger sollte man dringend mit dem Strom schwimmen, sonst wird es schnell ungemütlich - auch wenn dieser Strom in den Strudel führt.
Arbeitsbedingungen
Equipment alles vorhanden, Räume gut. Ein Punkt Abzug, da es einen Wildwuchs an Geräten gibt und damit Standardisierung kaum möglich ist (gleiche Messung sieht bei jedem Kollegen anders aus).
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird zumindest etwas unternommen (Spenden an Lebenshilfe, gratis techn. Unterstützung für Personen...). Verpackungsaufwand ist teils verrückt (unempfindliche Teile werden 3fach in Folie verpackt, Schachteln sind zu 90% mit Dämmstoff ausgefüllt usw.) und könnte reduziert werden.
Gehalt/Sozialleistungen
Durchschnittlich. Hier muss man ein Zitat der Geschäftsführung nennen: "Wer mehr Geld will, hat im Kopf ohnehin schon gekündigt" - sprich abseits der KV Erhöhung sieht es schlecht aus.
Image
Marketing funktioniert gut, leider stimmt vieles nicht bzw. ist maßlos übertrieben. Ginzinger ist nicht die moderne, innovative Firma, die das Marketing gern präsentiert, sondern im Kern ein veraltetes, schlecht funktionierendes Unternehmen. Viel kritisches Wissen liegt bei wenigen, langjährigen Mitarbeitern, was auf lange Sicht nicht funktionieren kann. Kollegen, die gegen den Strom schwimmen (Stichwort Innovation) werden eiskalt abgesägt, wenn sie zu ungemütlich werden oder solange ausgebremst, bis sie von selbst kündigen (in der Entwicklung in den letzten Jahren schon mehrfach vorgekommen). In Entwicklerkreisen ist Ginzinger bereits etwas in Schieflage, da die interne Arbeitsweise schon mehrfach zu Tage getreten ist (durch Entwicklungspartner, Lieferanten oder ehem. Mitarbeiter/Praktikanten). Auch Kunden (speziell kleinere) spüren regelmäßig, dass Entwicklung/Produktion/Logistik/Vertrieb doch nicht so Hand-in-Hand spielen, wie man ihnen beim Messestand eingetrichtert hat.
Karriere/Weiterbildung
Karriere nein, keine Chance. Weiterbildungen ja, wenn man lange genug lästig ist.