Gut gemeint ist in diesem Fall nicht gut gemacht.
Verbesserungsvorschläge
Es wäre sinnvoll einzelne Teams zusammenzuführen und Verantwortungen klarer zu definieren. Es gab zu meiner Zeit fachliche Überschneidungen und Unklarheiten in den Verantwortlichkeiten, sowie lückenhafte Kommunikation z. B. zwischen all den verschiedenen Kommunikationsabteilungen (B2B/B2C/Performance/Brand/PR). Viele wussten überhaupt nicht was Markenarbeit von Marketing unterscheidet, geschweige denn was der Unterschied zwischen Brand- und Performance-Marketing ist, oder was doch eher ein PR-Thema ist. Am allerwichtigsten wären aber mehr Schulungen für Führungskräfte zum Thema Leitungskompetenz und/oder ein Augenmerk darauf bei der Besetzung dieser Stellen.
Außerdem wäre es gut, wenn klar wäre was eine Stelle leisten soll und ob sie wirklich gebraucht wird, bevor jemand dafür eingestellt wird (der/die womöglich dafür einen vorherigen Job aufgibt).
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre ist auf den ersten Blick super. Unter den Kolleg:innen ist die Stimmung gut, es gibt in allen Büros fantastische Möglichkeiten und Räume zur Zusammenarbeit, zum Zurückziehen und für After Work Events. Auch Feedbackkultur wird gelebt. Leider ist der Druck aus dem Vorstand spürbar. Das führte zu meiner Zeit auch zu Kurzschlusshandlungen und zu strategisch unvorteilhaften Maßnahmen im überforderten, mittleren Management. Außerdem resultierte das auch in Zielkonflikten innerhalb der nicht wirklich existenten Marke, die es eigentlich aufzubauen galt.
Kommunikation
Die Unternehmenskommunikation (regelmäßige Updates am Freitag) ist erstklassig (5 Sterne). Ich beziehe mich hier allerdings auf die Kommunikation innerhalb der Organisation, des mittleren Managements und der Teams von kununu. Dadurch, dass es sehr viele einzelne Abteilungen gibt, ist es quasi unmöglich alle Mitarbeitenden an einem Strang ziehen zu lassen. Zwar gibt es (viel zu) viele Meetings in denen geplante, laufende und abgeschlossene Maßnahmen/Learnings teamübergreifend geteilt werden (und darin auch starkes Commitment). Die starke Fragmentierung sorgt allerdings dafür, dass einzelne Mitarbeitende mit Ideen vorpreschen, von denen sehr häufig die Abteilungen, die eigentlich zuständig sein sollten, überrumpelt werden. Das sorgt für Chaos und unnötigen Mehraufwand – es schadet aber auch der Konsistenz der potenziellen Brand. Ich hatte auch das Gefühl, dass meine Vorgesetzten damit überfordert waren (ich war es in meiner Position definitiv). Das absolute Paradebeispiel für schlechte Kommunikation war aber meine Rolle, die von Beginn an anders dargestellt wurde, als sie es zum Schluss war.
Kollegenzusammenhalt
Könnte kaum besser sein. Sehr freundliche, offene Kolleg:innen die sich gegenseitig unterstützen und auch abseits der Arbeitszeit für gute Laune sorgen.
Work-Life-Balance
Abgesehen von der im Punkt "Kommunikation" genannten Mehrarbeit (die zumindest innerhalb des Teams durch Priorisierung in vielen Fällen auch noch nach hinten gestellt werden konnte), wird hier in den meisten Abteilungen viel Rücksicht genommen. Es gibt familienfreundliche Räume, Remote-Work Optionen, die Arbeitszeiten sind sehr flexibel und darüber hinaus gibt es sehr coole Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung innerhalb der Büros.
Vorgesetztenverhalten
Vorweg: meine Vorgesetzten waren immer freundlich und fair in ihrem Ermessensspielraum. Im professionellen Kontext reicht das nur leider nicht, denn sowohl die Fach- als auch die Führungskompetenzen empfand ich als mangelhaft. In meinem Fall gab es Zielkonflikte, Rollen wurden fehlinterpretiert und unterwegs dann einfach neu definiert, wichtige Prozesse kamen nicht voran (aufgrund dieser Zielkonflikte und fragwürdiger Priorisierung der Aufgaben), Budgets wurden ständig geändert (so dass größere Projekte kaum Planbarkeit hatten) und bei gewissen Fachthemen fehlte erschreckenderweise das nötige Basiswissen. Auch die Tatsache, dass eine meiner Führungspersonen ihre Erkrankung vor dem gesamten Team für ihr Image instrumentalisierte, empfand ich als unprofessionell und gab mir das unangenehme Gefühl, dass auch ich mich outen muss, wenn ich in entsprechenden Situationen nicht die gleiche Belastbarkeit zeige wie meine Kolleg:innen.
Diese Erfahrung ist eine persönliche und spiegelt (was das fachliche angeht) nicht die gesamte Organisation wieder. Das Chaos in den Abteilungen und unklare Zuständigkeiten zieht sich jedoch durch das gesamte Organigramm.
Interessante Aufgaben
Aufgrund unklarer Budgets blieben die Aufgaben recht stumpf und weit unter dem was möglich gewesen wäre.
Gleichberechtigung
Mit Gleichberechtigung wird stark geworben. Das Verhältnis der Geschlechter wirkt recht ausgeglichen, wobei die Führungspositionen in meinem Bereich größtenteils weiblich besetzt waren. Über tatsächliche Chancengleichheit kann ich keine Aussage treffen. Auch ob es beim Gehalt Unterschiede gibt ist nicht transparent. Das Thema Diversität wird ziemlich ausgeschlachtet, aber nicht gelebt. In einem Meeting zum Thema Performance Marketing gab es eine hochproblematische Aussage: People of Color würden in den Ads nicht gut performen. Hoffentlich nur ein Einzelfall, der zum Glück recht schnell von anderen Kolleg:innen aufgefangen wurde. Trotzdem zeigt dieser Fall fehlende Sensibilität für das Thema Rassismus in einem (mit wenigen Ausnahmen) recht weißen Team. Eine andere sehr unangenehme Situation war, dass während einer Teammaßnahme ein "indigener Tanz" choreografiert werden sollte (und dann auch noch auf Video festgehalten wurde).
Arbeitsbedingungen
Die Büros sind extrem gut ausgestattet und immer auf dem neusten Stand.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Durchschnitt mit Luft nach oben.