Reiner TELE-SALES Job mit einer ordentlichen Portion Fremdscham
Gut am Arbeitgeber finde ich
Nette offene Leute kennengelernt und dann gemeinsam wieder Meltwater verlassen. Office-Location ist ein klarer Benefit.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Absolut irreführende Job-Ausschreibung (!!!)
Unangenehme pushy Office-Kultur und Arbeitsatmosphäre
Fragwürdige "Glocken-Kultur" und Firmen-Bräuche
Jeder einzelne Task ist extrem repetitiv (Lead Suche/Nummern wählen/Pitch)
Reiner TELE-SALES Job (Customer Acquisition durch Cold-Calling)
Unangenehmes und völlig überzogenes Bewerbungsverfahren (mit Rollenspielen)
Schlechtes Image als aufdringliche Tele-Sales-Machinerie
Verbesserungsvorschläge
Die verkaufte Software scheint ja tatsächlich nicht allzu schlecht zu sein. Vielleicht wäre es vernünftig die Kunden-Akquisition einfach mit gutem Marketing oder Social Media & Email-Kampagnen anzutreiben. Cold-Calling scheint absolut aus der Zeit und ist wahnsinnig unattraktiv gerade für junge MitarbeiterInnen. Generell sollte die gesamte "Office-Kultur" und das sture Beharren auf absurde "Standards" wie Casual Fridays, Glocken Läuten und Push-Mentalität überdacht werden.
Arbeitsatmosphäre
Es ist leider keine leichte Aufgabe die Arbeitsatmosphäre von Meltwater Wien treffend in Worte zu fassen. Man kann allerdings ein ganz gutes Bild des Arbeitsklimas zeichnen, indem man einen billigen Abklatsch des Films "Wolf of Wallstreet" hernimmt, Aktien mit Medienanalyse-Software ersetzt und eine ordentliche Portion Fremdscham hinzufügt.
Am besten wird jenes Gesamtpaket durch die GLOCKEN beschrieben, welche sich auf JEDEM Platz befinden und auch tatkräftig im Einsatz sind. Denn jedes Mal, wenn ein Kunde/eine Kundin via Telefon überzeugt wird, DARF man das Glöckchen läuten. Dieses Prozedere soll tatsächlich zum gegenseitigen Ansporn dienen und alle MitarbeiterInnen 'motivieren' auch noch etwas überzeugender an die KundInnen heranzutreten.
Die Grundidee des 'Glockenleutens' zieht sich übriges durch das gesamte Unternehmen und wurde tatsächlich bis ins Detail implementiert.
Es ist nämlich auch so, dass wenn ein Sale zustande kommt, die verantwortliche Sales-Person, eine ganz ganz große KUHGLOCKE läuten und einen eigenen Song GANZ LAUT aufdrehen darf.
Daraufhin MÜSSEN alle anderen einen Kreis bilden und es werden High-Fives ausgetauscht. Klingt schlecht erfunden ist aber wahr.
Kommunikation
Innerhalb des Meltwater Konzerns wird Kommunikation natürlich GROSS geschrieben. Erfolge werden nicht nur miteinander geteilt, sondern auch bis zum Exzess gefeiert und in die Welt hinausgetragen. Über die sämtlichen Sales-Erfolge und Telefon-Überzeugungskünste wird man durch das interne Netzwerk TÄGLICH informiert und da dürfen Cash-Smileys, fragwürdige Hashtags und, meistens auf teuere Autos bezogenen, Spitznamen natürlich nicht fehlen. Zwischen Management und MitarbeiterInnen gibt es auch wöchentliche Performance-Reviews, wo selbsterklärte "MACHER-Qualitäten" und persönliche Schwächen aufgearbeitet werden. Auch ÜBER die jeweilige Team-Performance wird natürlich viel diskutiert und der "freundliche" Wettkampf in allen Ehren gehalten. Wenn das Management dann allerdings die Performance einer bestimmten Mitarbeiterin/ eines bestimmten Mitarbeiters WÖCHENTLICH bespricht, passiert das hinter verschlossenen Türen. Das Resultat meistens: MEHR telefonieren, BESSER überzeugen und SCHNELLER Nummern wählen.
Kollegenzusammenhalt
Anfänglich hat man doch tatsächlich das Gefühl, der KollegInnenzusammenhalt ist sehr stark und man unterstützt sich gegenseitig. Schnell wird dann klar, man sitzt mit den paar 'kritischeren Geistern' einfach nur im selben Boot und wartet darauf, bis die ersten das sinkende Schiff verlassen. Die restlichen (wirklich sehr freundlichen) KollegInnen telefonieren weiter vor sich hin, motivieren sich mit "Cash-Maker"-Aufklebern am Telefonhörer und freuen sich, auf die nächste Highfive-Runde und das Läuten der großen Kuhglocke.
Work-Life-Balance
Wenn man zu Beginn seiner Tätigkeit bei Meltwater um 17:00 nach Hause geht, fällt einem recht schnell auf, dass man dann doch meistens als Erster/ als Erste den Tisch verlässt. Es wird natürlich gerne gesehen, wenn man noch etwas sitzen bleibt, um die 'guten' Leads zu finden bzw. einer anderen Person wegzuschnappen. Grundsätzlich zählt allerdings, wenn die Arbeit getan ist, dann kann man auch nach Hause gehen. Im Sales natürlich nie so leicht, da immer mehr geht und man möchte ja dann doch auch einmal ein 'Shoutout' bekommen und ein "kranker Macher" sein. Von flexiblen Arbeitszeiten hält das Management nichts und auch Homeoffice muss jedes mal von oben genehmigt sein. - war selbst zu Lockdown-Zeiten kein leichtes Thema...
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetzte agieren intransparent, bestimmt und wollen dann trotzdem die "Lässigen" sein. Besonders gerne verwenden die Manager in Wien den Term "Standards" in diesem Kontext.
Standards im Sinne von Regeln, welche unter anderem auch den Dresscode (!immer Hemd und ja keine Jeans!) vorschreiben. Als Ausnahme darf man hier aber natürlich nicht auf den CASUAL FRIDAY (unglaublich, aber wahr) vergessen. Dieser dient als letzte Gelegenheit, sich frei zu entfalten, aber es wird gerne gesehen, wenn man(n) seine Hosenträger und die Fliege auspackt.
Grundsätzlich verstehen sich sämtliche Vorgesetzten aber als normale KollegInnen und tun zumindest so, als würden sie im selben Boot sitzen.
Interessante Aufgaben
Ich glaube jeder Leserin/jedem Leser der Kununu-Bewertungen sollte mittlerweile klar sein, dass es sich bei der "Meltwater-Karriere" um einen reinen TELE-SALES Job handelt. Das heißt, der Arbeitsalltag besteht IMMER und bis zu den Managern hinauf aus: Leads suchen, Nummern wählen, anrufen und alte Leads erneut ausdrücken.
Den Job als "Internship in international Sales & Management" zu verkaufen ist eine absolute Frechheit und die Art und Weise, wie die Tasks in den Ausschreibungen beschrieben werden, ist sehr fraglich. Die Position als BDR bei Meltwater hat ABSOLUT NICHTS mit Management zu tun!
Zumindest in seinem ersten Jahr besteht der Job aus: alte Leads wieder anrufen - sich logischerweise abwimmeln lassen und cold-callen,
cold-callen und ausschließlich cold-callen.
Gleichberechtigung
Man hat zumindest das Gefühl, der Meltwater Konzern tut hier sein bestes, aber im Endeffekt ist (gerade im Wiener Standort) Diversity kein Thema. Es gibt quasi keine älteren KollegInnen (warum wohl?) und Internationalität ist in Wien auf jeden Fall auf Deutschland beschränkt.
Umgang mit älteren Kollegen
Gibt es schlicht und einfach nicht. Tele-Sales-Maschine mit regelmäßigen Quartal-Parties, Jägermeister-Shots zu Quartalsende und Vodka-Flaschen in der Office-Küche scheint nicht allzu attraktiv zu sein.
Arbeitsbedingungen
Office ist grundsätzlich top, mit Spitzenlage, super Ausblick und auch die klassischen HP Laptops sind auf dem neuesten Stand.
ABER dann kommen die alten Kabeltelefone auf jedem Tisch mit Kundensupport-Headsets und KEIN DIENSTHANDY. Macht natürlich absolut Sinn bei einem Tele-Sales Job...
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Lockdown war auf "freiwilliger" Basis, obwohl es von der Regierung
empfohlen und tlw. auch vorgeschrieben war.
Nach Berlin wird nur geflogen und Getränke (Massen an Monster-Energydrinks) werden bestellt und geliefert.
Gehalt/Sozialleistungen
Es gibt ein standardisiertes Basisgehalt, welches auch in höheren Positionen relativ niedrig bleibt. Am Anfang wird versucht mit 3 möglichen Bonus-Prämien den Sales- und Tatendrang anzufeuern. Allerdings wird auch hier wieder relativ schnell klar, dass nur einer davon realistisch zu erreichen ist und man sich dafür mindestens ein halbes Jahr an das Unternehmen binden
muss.
Image
Man muss kein Marketing-Experte sein, um das Image einer Firma einzuschätzen, welche versucht, alle 3 Monate via Cold-Calling eine Software zu verkaufen. Kurzum: das Image ist wirklich sehr sehr schlecht und sämtliche Marketing ManagerInnen erinnern einen auch auf der
anderen Leitung immer wieder daran. Staubsaugervertreter in der Software-Branche.
Um auch hier einen ernsteren Ton einzuschlagen: auch als Arbeitgeber hat Meltwater und die dort gelebte (sehr sehr spezielle) "Kultur" in der Sales-Branche natürlich ein bestimmtes Image. Da wundert es einen ja fast, wie die Kununu-Bewertungen trotzdem teilweise so gut ausfallen können und von Sales- & Management- Schule schwärmen (hmmm). Aber ich glaube jeder kritische Geist kann sich hier sein/ihr eigenes Bild machen und echte Rezessionen von Marketing unterscheiden.
Karriere/Weiterbildung
Wer gute Sales-Zahlen schreibt, viele Firmen anruft und sich nicht zu schade ist, oft die Glocke läuten zu lassen, kann relativ schnell die Karriereleiter aufsteigen. Allerdings sei hier auch dazugesagt, dass sich die Tasks kaum ändern und man einfach nur als "Buddy" für andere BDRs fungiert. Wer unbedingt möchte und sich schon immer nach High-Five Runden, Mitarbeiter-Performance-Vergleich-Charts und Ellenbogenkultur beim Leads suchen sehnt, kann und wird bei Meltwater groß.