Es wird Zeit, dass sich der Betriebsrat wirklich einmischt.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Essenszuschuss über Sodexo Restaurant Pass Karte, HomeOffice Möglichkeit, Bildschirmpausen (die aber auch gesetzlich geregelt sind), Mitarbeiter, Casual Business Dresscode, allem Anschein nach die Möglichkeit seine Vape in den Räumlichkeiten zu rauchen, wenn man lange genug dabei ist.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mitarbeiter, die "Schatzis" sind, dürfen im Gebäude ihre Vape rauchen; bezeichnet man Kollegen direkt als hässlich und dick, wird das abgewimmelt mit "das hat man bestimmt nicht so gemeint"; Kolleg:innen anderer Herkünfte und Kulturen mit kulturabhängigen abwertenden Beschimpfungen zu beleidigen ist in manchen Teams alltäglich; möchte man kündigen, wird einem schlechtes Gewissen eingeredet und man soll's nicht herum erzählen (einvernehmliche Kündigung ist nicht möglich!) . Man kann so viele Gespräche mit den Team- oder Gruppenleitungen führen wie man möchte, Konsequenzen gibt es hier oft keine. Wirklich sehr persönliche Informationen werden von den Teamleitern an andere "Schatzis" ungefragt weitergeben. Die Teamleitungen stehen oft über eine Stunde auf einem Fleck und tuscheln über sonst was, sagen aber alle, dass sie Stress haben und wir ihnen Arbeit abnehmen sollen. Auch die Zahlen (AHT, ACW, Hold, ...) werden extrem pingelig genau getrackt, was wirklich zu extremen Stress, Druck und Frust führt. Möchte man ins 2nd Level aufsteigen macht man die Tätigkeit für 6 Monate, bekommt die "Probezeit" aber nicht bezahlt (man leistet Arbeit in einem höheren Spektrum und bekommt nicht das entsprechende Geld dafür - auch nicht im Nachhinein - ausgezahlt). In einer Stunde hat man ca. 8 Min. Bildschirmpause, was bei einem 8h Dienst 6.5h DURCH (!) telefonieren bedeutet. Zeit zum Verschnaufen gibt es hier nicht.
Verbesserungsvorschläge
Es ist Zeit, dass sich der Betriebsrat einmischt. Sexistische und ausländerfeindliche Personen bleiben im Unternehmen angestellt, während sich die guten und menschlichen genau deshalb vom Unternehmen entfernen möchten. Man sollte auch anfangen zu verfolgen, aus welchem Team die meisten Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, und die Teamleitung konfrontieren, wie es zu diesem Mitarbeiterverschleiß kommt. Die Teamleitungen haben oft in der Materien keine Ahnung und haben auch oft kein Feingefühl dafür, was es heißt mit Kunden zu telefonieren. Vielleicht sollte man die TLs mal intern nachbesetzen und langjährige Mitarbeiter dafür in Erwägung ziehen.
Arbeitsatmosphäre
Sobald man kann, sollte man gehen. Der psychische Stress des Jobs ist meine psychische Gesundheit nicht wert, aber statt dagegen etwas zu machen sagt man "die neue Generation will nicht mehr vollzeit arbeiten".
Kommunikation
Ein Mal alle paar Monate führt man ein 4 Augen Gespräch mit der Teamleitung, in der man die Zahlen durchgeht (durchschnittliche Telefonierzeit, Nacharbeitszeit, ...). Liegen diese nicht im entsprechenden Zielwert, muss man bis zum nächsten Coach daran arbeiten. Ein mal im Monat führt man Teammeetings, meistens in zwei Gruppen geteilt. Confluence Seiten werden nicht aktualisiert, interne Informationen werden zu spät kommuniziert. Fragt man Fachliches bei Experten nach, erhält man von jedem eine andere Antwort. Auch die Teamleitungen geben einem unterschiedliche Antworten, wenn man was spezifisches (organisatorisches, nicht fachliches) nachfragt.
Kollegenzusammenhalt
Das EINZIGE das mich in der Firma bisher hält, sind die Kollegen. Das kann jeder Agent bestätigen. Jemanden zu haben, der den Frust versteht und nachvollziehen kann, wie es sich anfühlt 8h am Tag einen Kunden nach dem anderen anzunehmen und sich von dem anbrüllen zu lassen, tut in den Bildschirmpausen gut. Vereinzelt gibt es Kollegen, die andere vor einer Menge anschreien (weil sie nicht befreundet sind, ob man es glaubt oder nicht) obwohl in unmittelbarer Nähe Mitarbeiter mit Kunden telefonieren und die Kunden aufgrund der schlechten Akustik im Raum alles mitbekommen, was im Hintergrund gesprochen wird. Aber das sei mal außer Acht gelassen.
Work-Life-Balance
Nach etwa zwei bis drei Monaten hat man die Möglichkeit im HomeOffice zu arbeiten, davor muss man sich erst "unter Beweis stellen" und zeigen, dass man halbwegs selbstständig arbeiten kann. Da es sich hier um ein 24h-Service handelt, muss man auch davon ausgehen, dass man auch am Wochenende und Feiertagen eingeteilt wird. Ohne den Notfallservice-Skill liegen die durchschnittlichen Dienstzeiten zwischen 7-22 Uhr, daher ist der Job doch recht flexibel. Hat man vielleicht Unterricht oder sonstige Verpflichtungen, kann die Teamleitung einen Tag auch für die Erstellung des Dienstplanes auch sperren. Den Dienstplan trägt man in etwa 1.5 Monate vorher ein, dabei ist aber zu beachten dass es sich um Wunschdienstzeiten handelt - es kann also sein, dass man Dienste bekommt, die man nicht wahrnehmen kann. Sterne-Abzug gibt es dafür, dass man öfter mal Mails bekommt mit der Frage, ob man Zusatzschichten machen kann, da man mit den Mails/Tickets im Verzug ist - Zeitausgleich kann man sich aber nicht wirklich nehmen, dafür kann man sich aber den Po abarbeiten.
Vorgesetztenverhalten
Grotesk. Enttäuschend. Team- und Gruppenleiter sollten sich teilweise für ihr Verhalten schämen.
Interessante Aufgaben
Naja, überwiegend ist das hier noch ein Call Center. Man telefoniert mit einem Kunden nach dem anderen, zwischendurch - wenn man Glück hat - bekommt man eine E-Mail, sofern man den Skill hat. Die ersten zwei Monate der Arbeit sind noch interessant und gelegentlich gibt es einen Sonderfall, bei dem man wirklich denken und suchen muss, bis man den Fehler findet. Überwiegend hat man aber mehrere Stunden am Tag die selben vier oder fünf Kundenfälle.
Gleichberechtigung
Trainerinnen mit Migrationshintergrund wird ein Mal in Jahren (!) vorgeworfen ausländerfeindlich zu sein, und es wird sofort ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Männliche Mitarbeiter dürfen aber den Körper und Kleidungsstil ihrer Kolleginnen kommentieren sowie abwertend darüber sprechen und dies wird toleriert. Vielleicht sollte man es sich als Frau nochmal überlegen, ob man hier anfangen möchte. Enttäuschend ist allerdings, dass die Vorgesetzten der Vorgesetzten sowie die Geschäftsführung alles Frauen sind, und sie solche Aussagen tolerieren, belächeln oder unter den Teppich kehren.
Umgang mit älteren Kollegen
Werden in Ruhe gelassen, am schlimmsten dran sind die jungen, die man herumschubsen kann.
Arbeitsbedingungen
Akustik im Raum ist so schlecht, dass der Kunde eines Mitarbeiters neben mir jedes Wort hört das ich mit meinem Kunden wechsle. Ansonsten ist das Equipment recht gut, man bekommt einen eigenen: Laptop, Tastatur, Maus, externen Bildschirm für's HomeOffice, Rucksack.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstsein: Müll wird nur von den Putzkräften getrennt, Waschbecken in Toilette oft überschwemmt
Sozialbewusstsein? Nicht präsent.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Firma bietet als Tochtergesellschaft der Erste Group natürlich alle Benefits, die auch andere Mitarbeiter des Konzerns erhalten. Für jede Mittagspause erhält man auch ein paar Euro auf eine Sodexo Restaurant Pass Karte aufgebucht. Beachtet man aber, dass das sSC ein Servicecenter, und kein herkömmliches CallCenter ist, werden die Mitarbeiter hier ordentlich unterbezahlt. Es rufen jeden Tag Hunderte Betreuer:innen aus allen Filialen und Instituten an, die WIR unterstützen und denen WIR erklären, wie sie ihre Arbeit zu verrichten haben. WIR erklären ihnen IHREN Job und trotzdem bekommen wir weitaus weniger Gehalt. Ich muss sagen, dass Rund 1.250 EUR netto auf 30h die Woche in Anbetracht dessen doch ordentlich unterbezahlt sind. Lieber hätte ich ein höheres Gehalt, als Benefits von "3.5% auf IKEA Gutscheine" zu bekommen, damit kann ich meine Stromrechnung oder Miete nicht bezahlen.
Image
Nein, das Image der Erste Group bzw. des sServicecenters stimmt nicht mit dem überein, wie sie sich vermarkten. Man wird als Bewerber zwar nicht diskriminiert, wenn man einen Migrationshintergrund hat, ein Kopftuch trägt, tättoowiert ist oder Teil der LGBTQ Community ist. Aber basierend auf das Geschlecht innerhalb der Firma muss man aufpassen, denn auch hier ist man als weibliche Person schlecht dran.
Karriere/Weiterbildung
Im Schnitt alle 4-8 Monate hat man die Möglichkeit einen weiteren Skill dazuzulernen. Wobei das eher auch Pflicht, und nicht eine Möglichkeit ist. Nach ein paar Jahren darf man auch innerhalb des Konzerns aufsteigen, gegönnt wird es einem aber nicht - es wird erwartet, dass man Kündigungen heimlich hält, "damit es die anderen Kollegen nicht verärgert".