Strukturen aus dem vorletzten Jahrhundert
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es wird selten jemandem gekündigt, auch wenn er z.B. gesundheitliche Probleme hat (passiert ja nicht nur bei älteren Menschen). Man sah sich bisher als öffentlicher Arbeitgeber auch in einer sozialen Verpflichtung. Diese "Pufferkapazität" wird mit steigendem Einspardruck in Zukunft aber wohl spürbar kleiner werden.
Es gibt als Hochschulangehöriger ein paar spezielle "Benefits" (Teilnahme am Hochschulsport-Angebot, Benutzung der Bibliothek).
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Organisation ist sehr statisch. "Horiziontale Mobilität" (Aufgabenwechsel) beschränkt sich auf individuelle Fälle/Eigeninitiative und ist die Ausnahme. Vertikale Mobilität (Aufstiegschancen) ist sehr gering.
Verbesserungsvorschläge
Steile Hierarchien und Kommandostrukturen wie in einer Militärakademie im 19 Jahrhundert sind kontraproduktiv und oft zutiefst demotivierend. Eine Organisation, in der die einzige wesentliche Ressource die Mitarbeitenden sind, sollte ihre Führungsstrukturen und -methoden dringend an das 21. Jahrhundert anpassen. Die ETH hat sich zwar neue Leadership-Leitlinien und -Werte gegeben, diese werden aber nicht gelebt und schon durch die rigiden Strukturen konterkariert.
Arbeitsatmosphäre
Viele Mitarbeitenden in der Administration sind kollegial und hilfsbereit, aber es gibt auch viele (vor allem wenn sie schon länger an der ETH waren, die frustriert sind und das auch deutlich zeigen..
Kommunikation
Auf die "interne Kommunikation" wird Wert gelegt, hat aber oft Charakter einer "Einbahnstrasse" - es wird eigetnlich hauptsächlich von oben nach unten "der Tarif druchgegeben".
Kollegenzusammenhalt
Im eigenen Team/Abteilung meistens gut.
Work-Life-Balance
Wer es schafft, sich klar zu positionieren und privaten (z.B. familiären) Erfordernisse) angemessen Gewicht zu verleihen, sollte es gut hinbekommen. Die offiziellen "Wellness"-Angebote sind mehr Kosmetik. Vor allem hier ist Selbstverantwortung und -bewusstsein gefragt. Oder anders gesagt: Work-Life-Balance aus Sicht der ETH hat primär das Ziel, dass die Mitarbeitenden mehr und besser arbeiten, nicht dass sie ein schönes, erfülltes Leben haben.
Vorgesetztenverhalten
In meiner Erfahrung mit mehreren verschiedenen Personen wurde auf die persönliche Situation des Mitarbeitenden nicht immer ausreichend Rücksicht genommen, die ETH hat doch an erster Stelle im Leben eines Mitarbeiters zu stehen (Arbeitsethik aus dem letzten Jahrhundert). Menschlich aber meist integer.
Interessante Aufgaben
Das kommt aus die Stelle an. Grundsätzlich sind die Gestaltungsspielräume in der Administration durch steile Hierarchien und top-Down-Befehlsstruktur recht gering - doe meiste Zeit geht es mehr darum, "die Säcke zu schleppen", die inem hingestellt werden.
Gleichberechtigung
In meiner Wahrnehmung nicht perfekt, aber teilweise durchaus bewusst im Fokus. Es geht ja eigentlich nicht nur um Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch um Jung vs. Alt, Ausländer vs. Inländer, Beeinträchtigte vs. Fitte usw.
Umgang mit älteren Kollegen
Man ist tolerant...
Arbeitsbedingungen
Je nach Arbeitsort (die ETH hat über 100 Gebäude) mehr oder weniger "attraktiv". Neuer Trend zu "Grossraumbüros" und Remote Working / Shared Desks ist wohl eher von Kostenüberlegungen getrieben - nur weil es die MItarbeitenden freut, zu Hause arbeiten zu können, macht man das jetzt sicher nicht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auf Hochglanzbroschüren und in Vorzeigeprojekten hübsch, ansonsten tut man was man muss. Die "Kinderbetreuung" ist vom Umfang her ein schlechter Witz.
Gehalt/Sozialleistungen
Der Bund zahlt besser als die Kantone. Wer wirklich gut verdienen will, darf aber nicht an einer Hochschule (oder geenerell in der Öffentlichen Verwaltung) arbeiten.
Abgesehen davon zahlt der ETH-Bereich eine freiwillige Kinderzulage (über den kantonalen Mindestsatz hinaus).
Ebenso ist die Publica wohl eine der besseren Pensionskassen...
Das alles ist im engeren Sinne aber nicht ETH-spezifisch.
Das Gehalt wird wesentlich von der beim Eintritt verhandelten Höhe bestimmt, spätere "Sprünge" sind unwahrscheinlich.
Image
In der Schweiz hat die ETH immer noch einen sehr guten Ruf (davon lebt sie auch ein Stück weit). Das fördert auch die "employability", wenn man mal woanders hin wechseln will.
Karriere/Weiterbildung
Ist nicht regulär im Fokus, sondern immer eher die Ausnahme, bzw. Eigeninitiative. (Teil-)Finanzierung von Weiterbildungen kommt vor, wird aber auf Einzelfall-Ebene ausgehandelt. Wie so oft wird hier deutlich mehr versprochen als geliefert.