Fehlendes Arbeitswerkzeug, schlechte Arbeitsatmosphäre, toxisches Verhalten
Gut am Arbeitgeber finde ich
Was das ganze so schade für mich macht: Ich liebe Gaming, ich liebe VR und ich liebe es, darüber zu schreiben. Ich hätte mich gern darum gekümmert, konkret und regelmäßig die Spiele und Technik zu bewerben, die wir Kunden anbieten, bevor wir komplett in die (meiner Meinung nach) völlig überholte 80er Jahre "Chuck E Cheese" Sparte abdrifteten. Das hätte in Verbindung mit Social Media sehr gut funktioniert, die Konkurrenz konnte es ja auch. Bis zum Schluss hatte ich noch Spaß und Faszination für das Thema, zumal ich (entgegen der Meinung der Vorgesetzten) VR-Brillen nach wie vor für Luxusartikel halte, dessen Erfahrung nicht selbstverständlich ist, sich aber auf jeden Fall lohnt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Nebst den anderen Kritikpunkten erschreckte mich vor allem das komplette Desinteresse am eigenen Produkt. Die meisten Angestellten hatten eine Abneigung gegen VR. Es ging immer nur um die Hardware an sich. Das Spielangebot an sich war selten ein Thema. Die Kundenerfahrung war gefühlt zweitrangig. Ob Spiele mit anderer Hardware noch funktionierten, ebenfalls. Wer sich damit beschäftigte, sich wiederholende Probleme feststellte und diese kommunizierte, wurde ignoriert. Mit bestimmter Hardware inkompatible Spiele wurden weiterhin angeboten. Selbst das Feedback erfahrener IT-Kräfte im Bezug auf das Eindämmen von Hardwareproblemen (u.A. das Schaffen besserer Lichtverhältnisse) wurde von einem Vorgesetzten zurückgewiesen, um nichts am Ambiente zu verändern.
Verbesserungsvorschläge
Die interne Kommunikation müsste verbessert werden, sowie zahlreiche Bereiche im Marketing ausgearbeitet werden (konkrete Zielgruppen benennen und wie man diese anspricht, eine Art "roter Faden"). Modernere Sprache verwenden, jünger werden. Auf Kunden eingehen. Mehr Fokus auf das eigentliche Angebot und das Bewerben dessen, optimieren des Angebots im Hinblick auf Trends. Marktforschung. Ansprechen neuer SpielerInnen mit Berührungsängsten und diesen ein spezielles Angebot für AnfängerInnen anbieten. Social Media Marketing wurde vernachlässigt und es war genug Zeit, es intern zu erledigen. Attraktivere Angebote, Thementage. Eine Musikauswahl, die nicht beim VR-Spielen und bei der Kommunikation zwischen Spielern stört. Diese Maßnahmen hätten keine Kosten verursacht. Vorschläge wie diese wurden geäußert, aber zurückgewiesen. Ein Fokus auf die Erneuerung und Anschaffung von Inventar statt aggressiver Expansion hätte für mehr Zufriedenheit gesorgt. Aber wem sag ich das, auf Verbesserungsvorschläge wird nicht gehört. Und repariert endlich die Klimaanlage!
Arbeitsatmosphäre
Die Laune der Angestellten war anfangs gut, aber wurde mit jedem Projekt schlechter. Aus Fehlern wurde nicht gelernt, Mängel nicht beseitigt, Inventar nicht repariert. Nach Planung & Einrichtung von 3 neuen Standorten, wobei die Angestellten größtenteils keinen Support zu erwarten hatten, gab es keine Wertschätzung oder Abschlussgespräche. Zwischenergebnisse wurden auch schlicht nicht überprüft, kein Feedback gegeben, auch nicht auf direkter Nachfrage bei einer Eröffnungsfeier. Die Vorgesetzten und einige Angestellte kennen sich privat, einige Angestellte wurden bevorzugt. Es war nicht möglich, sich über bestimmte Angestellte zu beschweren, oder man wurde nicht ernst genommen und man lachte über Vorgefallenes. Personal wurde einander nicht vorgestellt, Entlassungen und Neueinstellungen kaum bis nicht kommuniziert. Angestellte im Servicebereich fühlten sich benachteiligt und nahmen an den wenigen Firmenevents nicht mehr teil. Vorgesetzte wirkten inaktiv und beschwerten sich über eine negative Grundstimmung, suchten Fehler aber nicht bei sich. Stattdessen entließen sie diejenigen, die Kritik äußerten.
Kommunikation
Vertrauliche Dinge wurden für die Angestellten hörbar diskutiert. Aus Bequemlichkeit wurden Angestellte in den CC vertraulicher, geschäftlicher Korrespondenz mit eingefügt, aus der sie dann ihre Arbeitsanweisung heraussuchen durften. Schlechte bis keine interne Kommunikation. Keine Meetings. Keine Rundmails. Keine Projektbesprechungen vor- und nachher. Neueinstellungen und Entlassungen wurden nicht kommuniziert. Wichtige Arbeitsanweisungen wurden per SMS als regelrechter Buchstabensalat unlesbar und unverständlich verfasst, man traute sich aber nicht nachzufragen, weil man offen vor Kollegen und Vorgesetzten bloßgestellt wurde. Für die Anfrage essentieller Informationen wurde ich z.B. als "schwer von Begriff" bezeichnet, obwohl derjenige keine Ahnung von meinem Job hatte. Servicepersonal wurde grundsätzlich über nichts informiert, auch wenn es ihren Arbeitsbereich betraf und ggf. eine Einführung oder ein Testlauf notwendig gewesen wären. Es gab keine niedergeschriebenen Richtlinien, wie man in bestimmten Fällen auf Kunden und deren Wünsche reagiert.
Kollegenzusammenhalt
Zusammenarbeit war größtenteils gut. Es war allerdings ärgerlich, dass unkollegiales Verhalten und offene Arbeitsverweigerung einzelner Personen nie zu Konsequenzen durch Vorgesetzte führten. Im Grunde konnte man sich alles erlauben. Es wurden keine Versuche unternommen, eine Verbindung zwischen Service- und das Büropersonal herzustellen, so dass der Eindruck von Benachteiligung beim Servicepersonal entstand.
Work-Life-Balance
Es hängt davon ab, was man macht. Ich nahm teilweise Überstunden, andere wiederum nicht. Freiwillige Überstunden oder gar Nachtschichten wurden, wie auch sonstiger Einsatz oder Eigeninitiative, nicht gewürdigt. Von Kollegen hörte ich, dass sie Urlaubssperre erhielten, oder im Urlaub kontaktiert wurden, oder Urlaube trotz familiärer Gründe nicht genehmigt wurde. Ein Vorgesetzter tat so, als wäre die ständige Verfügbarkeit selbstverständlich und brachte Sprüche wie, dass man ja eh nichts anderes zu tun hätte. Home Office wurde nur in Ausnahmefällen gestattet, was auch nur für die Angestellten galt. Die Arbeitszeit im Büro war 10-19 Uhr, dazu kam ggf. noch die Fahrt in die umliegenden Städte mit Bus oder Bahn, also konnte man das Privatleben innerhalb der Woche vergessen.
Vorgesetztenverhalten
Anschaffungen wurden weder geplant, noch benötigt. Leere Versprechungen. Nach wiederholter Kritik wurde behauptet, es sei alles in Ordnung. Vorliegende Fakten, auch von Experten, wurden nicht akzeptiert, der Vorgesetze wusste alles besser. Er lenkte bei Fragen und Bedenken vom Thema ab oder "floh" wortlos. Er gab knappe Deadlines & Tage vor Abschluss wurden nicht mehr umsetzbare Änderungen eingebracht. Meine ersten Projekte wurden u.A. mit homophoben Bemerkungen kommentiert statt Feedback. Vorgesetzter lästerte über Angestellte & Geschäftspartner, prahlte dann. Er ließ mehrfach verschimmeltes Essen herumstehen, beschuldigte uns und entsorgte es in unserem Büro. Er ließ Angestellte ohne zusätzliche Bezahlung externe Arbeiten erledigen & kassierte das Lob. Privater Sperrmüll lagerte in der Firma. Er parkte sein Fahrrad in Kundenbereichen. Er lästerte über die Firma vor Angestellten, änderte nichts, zog in ein externes Büro, dann in ein anderes Land. Als ein Kunde Geld zurück verlangte, wusste ein Vorgesetzter nicht, was zu tun ist und ließ die neue Angestellte im Stich. Ob Arbeitsverträge gekündigt oder verlängert werden, erfuhr man 3 Tage vor "Schluss". Das ist lang nicht alles.
Interessante Aufgaben
Ich persönlich hatte als Bürokraft viel zu tun, habe viel gelernt und war ausgelastet, konnte ggf. auch mal selber an Ideen arbeiten. Dass sich letztendlich kein Vorgesetzter für meine Arbeit interessierte oder Feedback gab, hatte den Vorteil, dass Zeit eingespart wurde. Andererseits hatte ich leider auch keine Entscheidungs- oder Gestaltungsfreiheiten und wurde bei Änderungsvorschlägen, z.B. im Bezug auf die Webseite, nicht ernst genommen. Schließlich wurden gestalterische Änderungen über einen externen Webdesigner eingeführt, und entsprachen so ziemlich meinen Vorschlägen, was in dem Fall ohne Diskussion angenommen wurde.
Gleichberechtigung
Weibliche Angestellte wurden im Vergleich zu den männlichen autoritär herumkommandiert, zumindest nahm ich das so wahr. Weibliche Serviceangestellte sollten den Abwasch machen. Eine Angestellte musste einem Vorgesetzten jeden Tag Essen bestellen. Es wurden fragwürdige Begründungen geäußert, warum keine Frauen auf Printmedien gezeigt werden sollten. Mehr ins Detail kann ich hier nicht gehen.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Umgang mit unserem langjährigen, älteren Kollegen war super! Der durfte alles! Offen die Arbeit verweigern. Den Vorgesetzten ins Gesicht lügen. KollegInnen und deren Arbeit beleidigen. 14 Raucherpausen am Tag. 3 Stunden schlafen am Tag. 30 Minuten arbeiten am Tag. Und den Rest der Zeit auf den leeren Monitor starren. Keine Konsequenzen dafür!
Arbeitsbedingungen
Die meisten Angestellten mussten Privatrechner mitbringen und bekamen keinen oder keinen angemessenen Arbeitsrechner, oder sonstige Technik. Ich wurde stark eingeschränkt durch ständige Systemabstürze, wobei der Rechner nicht leistungsstark genug war für eine automatische Zwischenspeicherung. Ich konnte Programme zudem nicht gleichzeitig verwenden. Ich musste private Programmlizenzen verwenden und ständig gefordertes Bildmaterial, z.B. von Deko und Events, war nicht vorhanden. Als ich mich darum kümmerte, galten meine Fotos (die sich keiner ansah) als unbrauchbar. Klimaanlage im Büro wurde seit Jahren nicht repariert (über 32°C im Sommer) und es wurde so getan, als läge es in der Verantwortung der Angestellten. Die Firma besaß nur einen Ventilator. Dinge, die Angestellte u.A. auf eigene Kosten organisieren mussten: Ein Papierkorb, Bürostühle (ich arbeitete 2 Jahre lang auf einem Stuhl ohne Rückenlehne), eine funktionierende & saubere Kaffeemaschine, Kaffee, ein Kühlschrank. Es gab keine kostenlosen Getränke für Angestellte. Ab 15 Uhr wurde man mit Partymusik beschallt. Regelmäßige Transporte wurden mit Privatfahrzeugen durchgeführt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Kein besonderes Umweltbewusstsein vorhanden (macht in der Branche vielleicht auch wenig Sinn). Es wurde viel mit PVC Planen gearbeitet, aber dann auf Stoff umgestiegen. Sozialbewusstsein war nicht vorhanden.
Gehalt/Sozialleistungen
In meinem Fall kann ich mich nicht beklagen. Gehalt war gut für meine Verhältnisse und es kam immer pünktlich.
Image
Ich weiß nicht, welches Image wir hatten und welches wir überhaupt verfolgten. Die Außenwirkung schien völlig egal zu sein, Optimierungsvorschläge wurden abgelehnt, auf Kundenrezensionen nicht eingegangen (weder geantwortet, noch entsprechend gehandelt). MitarbeiterInnen sprachen nicht gut über die Firma, außer, sie kannten die Vorgesetzten persönlich. Sie waren frustriert und brachten es regelmäßig zum Ausdruck.
Karriere/Weiterbildung
Keinerlei Weiterbildungen. Keine Aufstiegschancen. Keine Gehaltserhöhungen, außer, man hatte bereits eine höhere Position, wurde unentbehrlich für das Management eines Projekts.