Ohne klare Leitlinie oder interne Kommunikation – dafür mit Säbel-rasselnden Vorgesetzten, Psycho-Stress und Lästereien.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Spätestens die Arztbesuch-Nummer sollte dem geneigten Leser zu verstehen geben, wes Geistes Kind der Vorgesetzte ist.
Wer dennoch Lust auf Zuckerbrot und Peitsche, ständigen Bammel vor Niedermachung, täglich wechselnde Themen, Geheimwissen, das nie kommuniziert wird, Absprachen hinter verschlossenen Türen, Lästereien, Misstrauen, sporadische Wutausbrüche und miesen Kaffee hat, wird hier nicht enttäuscht werden.
Arbeitsatmosphäre
Hier wird mit Zuckerbrot und Peitsche regiert, und wenn von der Chef-Etage dann unsachliche Mails mit Flüchen an die gesamte Belegschaft rausgehen, heißt es am Ende: "ihr wisst ja, manchmal rumpelt's halt." Und dann wird erwartet, dass man das vergisst und alles wieder gut ist.
Es wird gern mit Kündigung gedroht ("wenn das so weitergeht, brauche ich XYZ nicht mehr!") und von der Chef-Etage aus mit den Vorstehern anderer Abteilungen gelästert – super, wie das vorgelebt wird.
Körperliche Betätigung gibt es allenfalls beim Kaffeeholen – denn den macht (und mag) freiwillig keiner.
Im alltäglichen Miteinander vermisst man außerdem absolute Basis-Maßnahmen wie Team-Tage.
Kommunikation
Wenn Lästereien Kommunikation sind, dann – jaaa – dann wird hier kommuniziert.
Ansonsten erfährt man nur sehr wenig über die Gewerke, die da hinter verschlossenen Türen in Gange sind. Die Vorgesetzten sind häufig nicht zu sprechen (wenngleich sie das anders sehen), viel Geheimwissen findet sich gebündelt bei ihnen und man muss die extrem häufig wechselnden Themen und Agendas notgedrungen hinnehmen, ohne dass Sinn gestiftet wurde.
Man selbst hat da so seine Einwände und sieht Flops voraus, aber die Chef-Etage verschwendet lieber ein Jahr lang Ressourcen und wundert sich am Ende. So wie die Belegschaft sich über neue Partnerschaften und Projekte wundert, von denen vorher noch nie gesprochen wurde (und mit denen man vielleicht noch nicht einmal d'accord ist).
Kollegenzusammenhalt
Es gibt natürlich eine Handvoll Kollegen, mit denen man gut kann – allerdings wird in den Abteilungen auch gut und gern gelästert. Vor allem über die jeweils anderen Abteilungen, und gern auch von Vorstehenden dieser beim Vorgesetzten.
Man merkt allgemein, wer hier wessen Vertrauen genießt, und dass Animositäten im eigenen Hause existieren.
Work-Life-Balance
Ich bin zum Teil dankbar dafür, dass die Tele-Arbeit möglich gemacht wurde.
Work-Life-Balance existiert theoretisch – wenn man den Stress ausschalten kann, dass jeder Anruf des Vorgesetzten gleich wieder einen Anschiss bedeuten könnte.
Kann ich nicht.
Vorgesetztenverhalten
Wegen Verdachts auf Hirntumor musste ich zum Arzt, wo ich zufällig einen Kollegen treffe.
Zwei Wochen später wird mir vom Vorgesetzten, der gern unpassende und alte Beispiele hervorkramt, vorgeworfen, ich sei "gesehen worden" und "Missing in Action" – er fände es schon sehr "merkwürdig", dass ich zwei Stunden einfach so nicht am Rechner sei. Wie gesagt: Bescheid gesagt, ich hatte den Kollegen sogar zuerst begrüßt, und: Verdacht auf Hirntumor! Hier herrscht ausschließlich Misstrauen und Schuldsvermutung.
Wenn ich dann wegen des Psychostresses, gern in Form von Job-bedrohenden E-Mails und alltäglicher Geringschätzung verteilt, kündige, holt sich Cheffe direkte Kollegen ins Büro und stellt lästernd klar, man wolle ja auch gar nicht arbeiten, und das sei das Problem. Nachdem man Jahre lang vollen Einsatz gezeigt und mit der Arbeit begeistert hat.
Wird nicht gesehen – Hauptsache man sieht sich im Recht. Und auch diese Rezension wird verbucht werden als "Retour-Kutsche".
Nicht-Verantwortlichkeit, und es sind halt immer die anderen Schuld. So bleibt beim Vorgesetzten einiges an Persönlichkeitsentwicklung auf der Strecke, und das merkt man auch.
Interessante Aufgaben
Es ist wie gesagt schwer, wenn die klare Linie fehlt, viele Themen stark politisiert sind und Wissen gebündelt ausschließlich in der Chef-Etage behalten wird.
So bindet man fähigen Menschen ausgezeichnet die Hände und funktioniert sie lediglich zum nicht selbstständig denkenden Werkzeug um.
Gleichberechtigung
Würde nicht sagen, dass das sonderlich existiert. Es ist eine Männer-Domäne, wenige weibliche Mitgeschöpfe arbeiten hier und bei der ein oder anderen (eigentlich nur bei der einen) erahnte man hier und da schon Avancen durch Kollegen, bzw. teilweise auch den Blick von oben herab.
Umgang mit älteren Kollegen
Geschätzt oder gefördert wird hier nicht aufgrund von Alter, eher aus Basis der Tätigkeit, Position und Umsatzstärke.
Ich denke, Techniker und Internet-Abteilung stehen hier höher im Kurs.
Das bedeutet aber auch, dass aufgrund des Alters nicht diskriminiert wird. Immerhin.
Arbeitsbedingungen
Der Ausblick ist ein schöner, damit wird ja immer gern geworben. Bringt aber nichts, wenn die anderen Umstände stressen. Oder wenn man zur KiWo wegen des Lärms kaum arbeiten kann.
Ansonsten: Auslege-Teppich, kleine, miefige Toiletten, schlechter Kaffee, kein Ess- und Pausenbereich, Mini-Küchenzeile sowie Parkplätze, für die man bezahlen muss, kann man mögen, muss man aber nicht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In einer Internet-Bude? Eher nicht.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt fand ich immer angemessen.
Image
Neulich mit einem Kollegen geschnackt und der meinte: "ja, was machen die eigentlich? Der Name ist vielen irgendwie geläufig, aber so richtig kann man nichts damit anfangen."
Und das bekräftigt auch meine vorangegangenen Aussagen: eben keine klare Agenda! Was will man erwarten, wenn man sich nahezu wöchentlich aufs neue Spielzeug stürzt, weil einem das alte zu langweilig geworden ist.
Da bleibt gar kein Image hängen und man fühlt sich wie der Dompteur in einem Zirkus koffein-geschwängerter Flöhe mit ADHS.
Karriere/Weiterbildung
Karriere ist stark gedeckelt, die wertvollen Stellen sind mit langjährigen Mitarbeitern besetzt, Weiterbildungen finden so nicht statt – habe soweit auch keinen Bildungsurlaub o.ä. miterlebt.