Tippen im Akkord
Gut am Arbeitgeber finde ich
Klimaanlage, Homeoffice tageweise, nette Kollegen, pünktliches Gehalt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Monotone und stressige Arbeit ohne Perspektive auf Abwechslung und Entspannung.
Verbesserungsvorschläge
Es wäre schön, wenigstens ansatzweise die Produkte der 20 verschiedenen Geschäftsbereiche kennenzulernen, damit man weiß, worum es überhaupt geht.
Aber was mich sauer macht: Ich habe trotz mehrmaligen Nachfragens nach 4 (!) Monaten immer noch kein Arbeitszeugnis erhalten. Das geht für mich überhaupt gar nicht und das habe ich so auch noch nie erlebt. Ich selbst musste jedem Kunden innerhalb von 48 Stunden eine Auftragsbestätigung zusenden, aber die Personalabteilung kann tun und lassen, was sie will. Ich weiß noch nicht, ob ich mir den Wisch einfach selber schreibe oder zum Anwalt gehe. Liegt wahrscheinlich daran, dass die ganze Firma chronisch unterbesetzt ist, man nennt es da aber stolz "schlank aufgestellt sein".
Arbeitsatmosphäre
War anfangs recht locker und lustig, wurde nach und nach immer angespannter, da der Druck durch stetig steigenden Arbeitsanfall zunahm. Es kommen immer mehr Geschäftsbereiche dazu (aufgekaufte Firmen, sog. Business Units), aber keine zusätzlichen Mitarbeiter. Man versucht nur noch, irgendwie die Arbeit zu schaffen ohne umzukippen. Viele haben resigniert.
Kommunikation
Es gibt wöchentliche Team-Meetings, quartalsweise Infos von der Geschäftsleitung, jährliche Gespräche mit dem Vorgesetzten. Man erfährt da, was man wissen sollte, den Rest muss man sich anderweitig erarbeiten über den Flurfunk, wie überall.
Kollegenzusammenhalt
Würde ich als gut bezeichnen, es sitzen ja alle im selben Boot. Man kann jeden um Hilfe fragen und bekommt immer eine Antwort. Das Team ist bunt gemischt, jung und älter, männlich und weiblich, auch aus verschiedenen Kulturen, daher kein Zickenkrieg oder Mobbing, das war sehr angenehm.
Work-Life-Balance
Freitags kommt man vor 17 Uhr nicht raus, beim Monatsabschluss herrscht Stress pur. Seit Corona darf jeder zweimal wöchentlich Homeoffice machen und bekommt auch ausreichend Bildschirme gestellt, somit hat man etwas Fahrerei gespart. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt für alle in der Auftragsabwicklung 40 Stunden, Teilzeit ist überhaupt nicht möglich wegen Vorgaben des amerikanischen Mutterkonzerns, im Verkaufsinnendienst aber schon. Ich hätte gerne aus Altersgründen nur 30 Stunden gemacht und hatte extra nachgefragt. Wie befürchtet, konnte ich die 40 Stunden Dauerstress nicht auf lange Sicht durchstehen. Überstunden muss man sich vorher genehmigen lassen, andernfalls werden diese ersatzlos gestrichen. Ohne Überstunden schafft man es aber nicht, man macht das ja nicht aus Spaß.
Vorgesetztenverhalten
Abteilungsleiter ist freundlich, kompetent und immer kurzfristig zu sprechen. Er bekommt selbst Druck von oben, den er an die Mitarbeiter weitergeben muss. Man wird daran bemessen, wie viele Aufträge man pro Jahr durch das System jagt. Auch wenn man diese Vorgaben erfüllt, wird man dennoch angehalten, die Leistung weiter zu steigern und dabei weniger Fehler zu machen. Also Fließbandarbeit. Es wird nicht so gerne gesehen, wenn man den Sinn von etwas hinterfragt. Ich war aber froh, nach vielen Cholerikern mal einen besonnenen Vorgesetzten zu haben.
Interessante Aufgaben
Verkaufsinnendienst und Auftragsabwicklung sind separate Bereiche. In der Auftragsabwicklung besteht die Hauptaufgabe darin, Angebote in Aufträge umzuwandeln und Aufträge in Rechnungen. Natürlich muss man kontrollieren und Daten ergänzen und Liefertermine nachhalten, aber das wars im Grunde schon. Wenn man das tagein-tagaus macht, wird es schnell eintönig. Nach einem halben Jahr hatte ich einen Tennisarm vom Dauertippen. Man kann sich zwecks Abwechslung auch Projekte angeln, die muss man dann aber zusätzlich zu der Arbeit machen, die man eh schon nicht schafft, also lässt man das besser bleiben. Wenn jemand krank oder im Urlaub ist, säuft man als Vertretung regelmäßig ab in Arbeit. Man fühlt sich permanent reif für die Kur.
Gleichberechtigung
Ich denke nicht, dass es Gehaltsunterschiede aufgrund des Geschlechts gibt, wohl aber dadurch, dass man gut oder weniger gut verhandelt hat. Aufstiegschancen gibt es durchaus für alle, die sich durchbeißen wollen, Geschäftsführerin ist inzwischen eine Frau.
Umgang mit älteren Kollegen
Man wird als älterer Mensch genauso behandelt wie ein jüngerer Kollege. Man hat allerdings auch keine Sonderprivilegien wegen des Alters, man muss genauso viel schaffen und sich stetig steigern wie ein Jüngerer. Natürlich kann ein Chef, der 30 Jahre jünger und topfit ist, nicht nachvollziehen, dass irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht ist, weil man schon 35 Jahre Stress hinter sich hat und folglich ausgebrannt ist. Daher würde ich den Job nicht empfehlen für Leute über 50, nur für Jüngere als Sprungbrett aus der Arbeitslosigkeit. Ist aber irrelevant, da die Auftragsabwicklung eh nach Serbien ausgelagert wird und hier keiner mehr eingestellt wird.
Arbeitsbedingungen
Das wirklich Gute: Es gibt eine Klimaanlage!! Habe ich bisher bei keiner anderen Firma erlebt und musste sonst immer schwitzen. Das Großraumbüro hat 12 Plätze, es sind aber nur 8 belegt. Da Homeoffice angeboten wird, sind oft nur 2 bis 3 im Büro. Als noch alle da waren, war der Geräuschpegel extrem störend beim Telefonieren und bei der Konzentration, man war abends geschlaucht. Der Raum ist leider trist, keine Bilder, keine Pflanzen, keine Aussicht. Da ist es zuhause viel schöner, ruhiger und entspannter. Aber immerhin gibt es bequeme Stühle und höhenverstellbare Schreibtische. Auch die Technik ist stets auf dem neuesten Stand. Da man ausschließlich am PC arbeitet, hat man immer zuwenig Bewegung. Man kann aber in der Mittagspause schön draußen rumlaufen. Eine Kantine gibt es nicht, man kann sich was von zuhause mitbringen und im Pausenraum warm machen. Kaffee, Tee, Kakao, Wasser und leckeres frisches Obst gibt es gratis.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Kann ich nicht beurteilen, da die Waren aus den USA kommen und die Komponenten dafür weltweit eingekauft werden. Oft geht die Ware von Amerika aus direkt zum europäischen Kunden ohne Zwischenlagerung in Deutschland. Es werden aber Reparaturen, Ersatzteile und Wartungen angeboten in allen Bereichen.
Seit ein paar Jahren wird alles digital abgelegt und auch Rechnungen elektronisch verschickt, daher wenig Papierverbrauch.
Gehalt/Sozialleistungen
Da ich über die Zeitarbeit kam und nicht aus der Arbeitslosigkeit, konnte ich eine Gehaltsforderung stellen, die erfüllt wurde (kein Weihnachtsgeld, deshalb Jahresgehalt angeben). Für diese Art von Arbeit ist das eigentlich gut bezahlt, man muss nicht viel Wissen oder Erfahrung mitbringen und ist schnell angelernt. Es gibt außerdem eine Fitnessclub-Mitgliedschaft und andere Nettigkeiten. Gehalt kommt immer pünktlich. 30 Tage Urlaub, immer mit 2 Kollegen abstimmen, die Vertretung machen, hat gut geklappt.
Image
Kann ich nichts zu sagen, hatte vorher noch nichts von der Firma gehört, da an die Industrie und Forschung verkauft wird. Es wird oft am falschen Ende gespart. Es gibt keinen Empfang mit Telefondame. Der Telefondienst wird reihum verteilt, einmal pro Woche ist man dran. Man wird ohne jegliche Kenntnisse über Produkte und Zuständigkeiten auf die Kundschaft losgelassen, die mehr weiß als man selber. Ich fand das megapeinlich, unprofessionell und eine schlechte Visitenkarte für so eine große Firma.
Karriere/Weiterbildung
Man muss pro Jahr zwei Tagesschulungen machen, z. B. zum Thema effizienteres Arbeiten und Stressbewältigung. Damit man noch mehr schafft, ohne schlapp zu machen. Man kann auch Online-Vorträge auf Linked-In ansehen, hat aber nie Zeit dafür und abends zuhause ist man einfach zu platt.
Natürlich kann man auch Teamleiter werden. Dann verdient man ein paar Euros mehr, hat dafür aber noch mehr Stress, Verantwortung und Rumreiserei, lohnt sich nicht, deswegen will es auch kaum einer machen.