Ein Jahr bei ARWA - Ein Resümee
Gut am Arbeitgeber finde ich
M. E. pünktliches Gehalt. Wenn Urlaubsanspruch noch vorhanden war, konnte häufig flexibel ein spontaner Tag für beispielsweise einen Facharzttermin genommen werden. Eine kompetente Kommunikation mit der Hauptverwaltung und deren Wissensweitergabe an die Fragenden der Filialen. Kürzere Arbeitszeit am Freitag.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
M. E. fehlende Wertschätzung. Fehlende Benefits. M. E. unterdurchschnittliches Gehalt für Berufserfahrene. Knapp über dem Minimum liegender Urlaubsanspruch. M. E. intransparente und polemische Kommunikation. Kein Betriebsrat. Fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten (deutlich spürbar als Sachbearbeiter) und schmale Palette beruflicher Perspektiven innerhalb der Filialen. M. E. wenig Geduld. Wenig Digitalisierung. Altbackene Ausstattung der Filialen und m. E. erzkonservative Denkweise des Unternehmens. Langsame hauseigene Wirtschaftssysteme. M. E. wenig Bereitschaft für eigene Innovationen. Leistungen von Filialen permanent miteinander zu vergleichen. Minimale Mitarbeiterdichte. Fehlende Distanz zur Arbeit während der Pause und damit einhergehende fehlende Erholung durch nichtvorhandene Schließzeiten am Tag. Keine Möglichkeit für Home-Office. Sich m. E. sehr stark wiederholende Aufgaben ohne wirkliche Abwechslung. Keine flexiblen Arbeitszeiten und damit kein Vorarbeiten für späteren potenziellen Zeitausgleich.
Verbesserungsvorschläge
Die eigenen, eklatant versteinerten, m. E. erzkonservativen Unternehmenskonventionen sowie Denkweisen aufbrechen und an den Zeitgeist anpassen. Interne Kommunikation transparenter gestalten und mehr Wertschätzung gegenüber den eigenen Mitarbeitern sowie Rückendeckung dieser ausleben, anstatt nur darüber zu reden. Weniger Polemik und mehr sachverhaltsbezogene Argumentation. Mehr Weiterbildungen und berufliche Perspektiven ermöglichen. Umsteigen auf Standardsoftware. Anpassen des Gehalts an Bundes-Median gleicher Positionen. Über weitere Benefits nachdenken (Deutschlandticket, Spend-It-Card, Fahrrad-Leasing ect.), um bestehende Mitarbeiter zu halten, neue zu gewinnen und bestenfalls ein Alleinstellungsmerkmal in der Sparte zu generieren. Einen Betriebsrat gründen. Es erweckt einen gewissen Eindruck, wenn ein seit mehr als 40 Jahren am Arbeitsmarkt befindliches Unternehmen keinen aufweist.
Weg von minimaler Mitarbeiterdichte, um Urlaubsspielraum und sinnvolle Vertretungen durch Mitarbeiter der eigenen Filiale zu ermöglichen. Hierdurch könnten sogar Gleitzeiten angeboten und damit auch die Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden. Dann klappt das auch mit dem Gewähren von mehr Urlaubsanspruch des Einzelnen und es müssen weniger bis keine Mitarbeiter zwischen den Filialen hin und her getauscht werden. Die Arbeitsbedingungen in den Büros sowie die Ausstattung dieser deutlich aufwerten. Höhenverstellbare Schreibtische und zwei Monitore bilden immer mehr den Langzeitstandard. Ebenso wie kostenfreies Obst und Gemüse anzubieten sowie Rückenschule oder Mitgliedschaften in Fitnessstudios zu bezuschussen. In den Filialen beispielsweise 60/40 Home-Office ermöglichen. Auch hier würde eine höhere Mitarbeiterdichte für Vorteile sorgen. Filialschließung während der Pausenzeit einführen. Weg von Zettellage und hin zur Digitalisierung. Andere Personaldienstleister bieten beispielsweise mittlerweile eine App zur Arbeitszeiterfassung an.
Arbeitsatmosphäre
Ich durfte Lob als recht spärlich verteilt wahrnehmen, ebenso wie dünn gesäte Geduld. Aus meiner Sicht lebt das Unternehmen eine kompetitive Struktur unter den eigenen Filialen und innerhalb dessen unter den Mitarbeitern. Leistungen von Mitarbeitern und Filialen wurden rege miteinander verglichen, was an irgendeiner Stelle immer auf die Stimmung drückte. Verhältnismäßig häufiges oder zu langes (mehr als 5 min) auf Toilette gehen, obgleich gänzlicher Bewältigung eigener Aufgaben, wurde scharf beäugt und kommentiert. Es wurde davon ausgegangen, Aufgaben, welche über meinen eigenen vertraglich festgehaltenen Bereich hinausgingen, zu bearbeiten, obwohl hierfür keine Bezahlung oder anderweitige Wertschätzung gewährleistet wurde, welche über ein kurzes "Danke" hinausging. Nennenswert positive Filialergebnisse wurden stetig nur mit Restaurantbesuchen „entlohnt". Ein entgeltliches Plus war nie zu verzeichnen. Nachdem ich mir das Vertrauen der Filialleitung erarbeitet hatte, wurde weniger stark auf die Struktur meiner Arbeitsprozesse geschaut und ich konnte mir meinen Ablauf selbst legen.
Kommunikation
Die Kommunikation empfand ich als deutlich polemisch und selbstzentriert geprägt. Gespräche zwischen Leitungspositionen wurden immer hinter geschlossener Tür geführt und nur dann uns Mitarbeitern kommuniziert, wenn absolut notwendig oder wenn durch gezieltes Erfragen initiiert. Intransparenz seitens Entscheidungsfindung war aus meiner Perspektive gang und gäbe. Nach zweiwöchiger Einarbeitung durch zwei andere Filialen musste das Erfragen weiterer Informationen durch ein überdurchschnittliches Maß an Eigeninitiative meinerseits geprägt sein, sonst hätte ich den Anschluss verloren, da die Filialmitarbeiter kaum Zeit hatten, Aufgaben und Arbeitsabläufe ordentlich, vollständig und verständlich zu vermitteln. Häufig wurden mir lediglich "Informationshäppchen" hingeworfen, während ich mir den Rest selbst zusammenreimen musste. Hier half mir glücklicherweise die Hauptverwaltung telefonisch so gut wie immer aus, um diese deutlichen Vermittlungsdefizite innerhalb der Filiale auszugleichen. Wertschätzungen gab es in verbaler Form lediglich anfänglich. Vermutlich damit mir ein guter Ersteindruck vermittelt werden konnte. Danach gingen diese jedoch deutlich zurück.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt war aus meiner Erfahrung nur durch Grüppchenbildung innerhalb der Filiale gegeben. Ansonsten achtete ich nach kurzer darauf, was wer hört, da ich nicht das Gefühl hatte, vertrauensvoll und diskret mit den Mitarbeitern sprechen zu können. Ich konnte erleben, dass sich nicht selten über Mitarbeiter, die sich anders als erwartet verhielten oder deren Arbeitsleistung ein temporäres Tief aufwies, schlecht und hinter vorgehaltener Hand unterhalten wurde. Ich empfand Denunziationen diesbezüglich als Normalität, was ich auch häufig ansprach. Hierauf wurde wiederum erneut mit Polemik am Sachverhalt vorbei argumentiert. Nach dieser Erkenntnis war es mir „Die Spucke nicht mehr wert“ mich unbeliebter als nötig zu machen, weswegen ich künftig davon absah, diese Themen anzusprechen und einfach mit dem Strom schwamm. Nachdem ich mich in dieses heuchlerische Bild aus vorgetäuschter Kollegialität und affektierter Anteilnahme ergab, erlebte ich durchschnittlichen Zusammenhalt, welcher sich jedoch jederzeit rasch wieder ins Negative verkehren konnte.
Work-Life-Balance
Arbeitszeiten fielen in den Großteil aller regulären Öffnungszeiten. Freitag ein wenig kürzer, wo allerdings viele Läden und Dienstleister ebenfalls kürzer geöffnet haben. Das Unternehmen sprach sich komplett gegen Homeoffice der Filialmitarbeiter aus. Anregungen hierzu wurden sehr deutlich niedergeschmettert. Die Urlaubstage befanden sich knapp über dem Minimum. Durch jahrelange Zugehörigkeit konnten diese minimalistisch ansteigen. Spontane Freizeiten konnten über Urlaubsanträge gestellt werden. Urlaube mussten vor Jahresanfang größtenteils feststehen. Ob der geringen Mitarbeiterdichte durften sich diese auch nicht überschneiden. Vorarbeiten für spätere Zeitausgleiche war zu keinem Zeitpunkt möglich. In der Position der Sachbearbeitung war mit zusätzlicher zeitlicher Einschränkung zu rechnen, da eine Woche vor und nach Monatsübergang zwecks Abschluss kein Urlaub genommen werden durfte. Es gab keine Mittagsunterbrechung des Tagesgeschäftes, daher musste selbst in den Pausen ans Telefon und an die Klingel des Empfangs gegangen werden. Pausen jederzeit 100 % außerhalb zu verbringen, war nicht realisierbar.
Vorgesetztenverhalten
Zwar wurde die Unterstützung der eigenen Interessen durch die Filialleitung gerne von anderen Mitarbeitern gepriesen, ich selbst konnte diese jedoch nicht wahrnehmen. Als es um Gehaltsverhandlungen ging, wobei hier eine Erhöhung von 7,5 % im Raum stand, war dies eine originale Aussage: „Wie soll ich denn deine Gehaltserhöhung gegenüber der Gebietsleitung rechtfertigen? Etwa damit, dass du immer deinen Monatsabschluss pünktlich schaffst?“ Kurz zum richtigen Einordnen - dieser Monatsabschluss ist das Kernstück jeder Sachbearbeitung, worauf sie den ganzen Monat minutiös hinarbeitet. Hier reichte es ARWA evidenter Weise nicht aus, dass ich meine Kernaufgabe sehr gut erledigte, um mir eine angemessene Gehaltserhöhung zu gewähren. Scheinbar musste ich stattdessen das Rad neu erfinden, um valide Argumente für eine Gehaltserhöhung anbringen zu können. Ich konnte meine Vorgesetzte als äußerst affektiert wahrnehmen und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich ehrliche Antworten erhielt. Vielmehr gewann ich immer den Eindruck, dass gelächelt und mir verständnisvoll etwas vorgespielt wurde.
Interessante Aufgaben
Meine Aufgaben hatten sich häufig repetiert und wurden im Arbeitsvertrag festgehalten. Dieser Rahmen wurde jedoch nur grob abgesteckt. Interessant war lediglich die Einarbeitung in neue Arbeitsrhythmen und Aufgaben. Da diese Aufgaben jedoch häufig recht flach ausfielen, war der Zauber schnell verflogen und ich fühlte mich unterfordert. Mir kam es so vor, als ob die Mitarbeiter explizit im Bereich der Sachbearbeitung lediglich qualifiziert genug sein sollten, um Standardleistungen zu erbringen. Jedes die Sachbearbeitung betreffende zusätzliche und durch Weiterbildungen potenziell vermittelbar Wissen wurde nicht gefördert, was auch dazu führte, dass ich als Mitarbeiter schnell kein fachliches Wachstum mehr zu verzeichnen hatte. Hier half ich mir mit eigenen Recherchen aus. Als Sachbearbeiter ist im Allgemeinen der Umgang mit vielfältiger EDV-Software eine Sprosse auf jeder Expertiseleiter. Allerdings arbeitet ARWA mit keiner Standard-Wirtschaftssoftware, wodurch der persönliche Marktwert in der Administration des Back-Office im Hinblick auf die Softwarekenntnisse stetig gleich bleibt.
Gleichberechtigung
Das (Führungs-)Personal in den Filialen war gut gemischt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Frauen nicht die gleichen Chancen zugesprochen bekamen wie Männer. Hier läuft verhältnismäßig viel richtig.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen gab es keine. Wir waren durchgängig ein eher junges Team. Daher gebe ich den Vertrauensvorschuss von 5 Sternen.
Arbeitsbedingungen
Es gab keine Deckenbelüftung. Im Sommer standen uns stattdessen Standventilatoren zur Verfügung, welche jedoch kaum die vorhandene Raumgröße belüfteten. Hierdurch stiegen die Temperaturen gerne mal auf und über 30° pegelten sich allerdings häufig bei 28° ein. Die Jalousien der Fenster verzögerten hierbei lediglich die Hitzebildung verhinderten sie jedoch nicht. Im Winter fielen einige der Heizungen aus oder wärmten nicht richtig, wodurch hin und wieder die Mitarbeiter mit Jacken und/oder dicken Pullis im Büro saßen. Die Ausstattung der PCs war deutlich überholt und auch die hauseigenen Wirtschaftssysteme hatten mit Störungen zu kämpfen oder liefen bei zügigen Eingaben, wie sie ein geübter Mitarbeiter regelmäßig ausführt, sehr langsam. Ein effizientes und schnelles Arbeiten war mir hierdurch kaum möglich. Wasser und Kaffee standen immer zur Verfügung. Obst, Gemüse oder anderweitige gesunde Produkte wurden nicht angeboten. Höhenverstellbare Schreibtische gab es keine. Summa summarum sehr verkrustetet Arbeitsbedingungen. Kommen. Arbeiten. Gehen. Für alles dazwischen ist man selbst verantwortlich.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zum Thema Umweltbewusstsein kann ich nichts sagen. Fairer Handel wurde meines Erachtens nicht unterstützt. Soweit ich mich erinnern kann, wurden auch keine Sozialprojekte gefördert oder aber nicht genügend unter den Mitarbeitern kommuniziert. Zu mir drangen diese Informationen jedenfalls zu keiner Zeit durch. Da ich jedoch nicht ausschließen kann, dass es anders wäre, runde ich auf 3 Sterne auf.
Gehalt/Sozialleistungen
Als Einstiegsjob mag das Salär in meinen Augen vertretbar sein. Für Berufserfahrene jedoch deutlich unterdurchschnittlich. Es gibt keine leistungsbezogenen Zulagen, keine Spend-It-Card, keine anderweitigen Essenszuschüsse, kein Jobticket, kein Fahrrad-Leasing, kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld und auch kein dreizehntes Gehalt in irgendeiner anderen Form. Das Wenige, was gezahlt wird, kommt allerdings pünktlich. Ferner sich eine Filiale gegen andere im Wettstreit um beispielsweise den besten Umsatz im Jahr durchsetzen konnte, wurde das Team mit einem Restaurantbesuch entlohnt. Auch hier äußerst altbacken. Kommen. Arbeiten. Gehen.
Image
Intern wurde durch das Führungspersonal gerne die über 40-jährige Erfahrung des Unternehmens gepriesen. Dies wurde immer so prägnant aufgetragen kommuniziert, dass es mir den Eindruck vermittelte, das Unternehmen würde sich rein über seine bestehende Zeit am Arbeitsmarkt definieren, nicht aber über seine daraus gewonnene Expertise. Leider zeigte mir die Praxis, dass der Gedanke gar nicht so abwegig war. Der Slogan "Einfach gutes Personal" passt in der Hinsicht mit der Realität zusammen, dass sich tatsächlich relativ einfach Personal via ARWA beschafft werden kann, ferner dies in den passenden Bereich fällt, welcher vom Standort bestimmt wird. Unter diesem Gesichtspunkt wird ARWA zum Teil seinem Slogan "Einfach gutes Personal" hinsichtlich der tendenziell einfachen Beschaffung gerecht. Ob es gutes Personal ist, müssen wiederum andere entscheiden. Ich für meinen Teil hatte das Gefühl, dass gerne mal unqualifiziertes Personal provisorisch zu Vertragspartnern geschickt wurde, um zu schauen, ob dies nicht auch ausreichen würde.
Karriere/Weiterbildung
Die Weiterbildungen orientierten sich stetig an den Positionen innerhalb der Filiale und den damit einhergehenden Aufgaben. Wissen, welches über diese schmale Anwendungspalette hinausging, wurde mir nicht vermittelt, gleichwohl dies für das Zeichnen eines Gesamtbildes meiner Empfindung nach besser gewesen wäre. Gerade um Zusammenhänge vollumfänglich und nicht nur Fragmente dessen verstehen zu können. Für Personaler gab es Schulungen, Weiterbildungen, Seminare ect. Für Sachbearbeiter jedoch war die Einarbeitung die einzige Schulung, welche überhaupt zur Verfügung stand. Bereits nach kurzer Zeit konnte mir ARWA, in puncto beruflicher Weiterentwicklung im Bereich Sachbearbeitung/Office-Management nichts weiter bieten. Und in einer sich durch die Covid-Jahre angestoßenen Weiterentwicklung in der Office-Landschaft, gerade in Leipzig, heißt Stillstand mittlerweile Rückschritt. Auch hier ist nach meiner Einschätzung ARWA als Berufseinstieg wohl vernünftig, jedoch sind die persönliche Weiterentwicklung und die beruflichen Aufstiegschancen innerhalb der Filialen sehr begrenzt. Einen allzu langen Aufenthalt bei ARWA kann ich daher persönlich nur als der Karriere nicht förderlich einordnen.