Vorne hui, hinten...naja geht so.
Arbeitsatmosphäre
Die Parkanlage ist super schön, insbesondere zu Eventzeiten im Sommer und im Winter. Die Kolleg:innen im Park sind alle super freundlich, was auch von den Besuchenden wahrgenommen und regelmäßig bestätigt wird. Wenn es im Park voll ist, macht arbeiten dort - meist - viel Spaß, insbesondere wenn tolle Gästegespräche entstehen.
Konstruktives Feedback oder Dank (etwa an Feiertagen und Wochenenden) kommt gelegentlich, es gibt zum Beispiel Jahresgespräche für die Festangestellten. Der Betriebsrat ist sehr engagiert.
Kommunikation
Als selbsternannte Kommunikationsplattform des Volkswagen-Konzerns kommuniziert die Autostadt intern in Teilen ausgesprochen schlecht. Damit ausdrücklich nicht gemeint ist etwa das gut gepflegte Intranet, Newsletter am Morgen etc.
Es gibt regelmäßige Betriebsversammlungen, wo aber fast schon in politischer Natur große Reden geschwungen werden, aber nichts bei herum kommt.
Änderungen im Tagesgeschäft - etwa kurzfristige Schließungen aufgrund der Wetterlage - werden herausgezögert und dann nicht an die Mitarbeitenden im Park weitergegeben. Sowas passiert häufiger und ist dann nicht nur für die Kolleg:innen unangenehm, sondern auch für die Gäste sehr ärgerlich.
Bei Eintritt ins Unternehmen fällt man ein Stück weit ins kalte Wasser. Zwar gibt es ein umfangreiches Onboarding, welches aber teilweise falsche Prioritäten setzt. Es gibt Schulungen zu Themen, mit denen man im Alltag nie konfrontiert wird. Wie hingegen man Zugang zum Intranet bekommt, musste man sich erst erfragen.
Kollegenzusammenhalt
Bei mehreren Hundert Kolleg:innen ist es natürlich schwierig, zu pauschalisieren. Grundlegend lässt sich aber sagen, dass es eine große Diskrepanz zwischen den Mitarbeitenden in Park und jenen im Servicehaus gibt - was ganz logisch ist, da die MA im Servicehaus zumeist die höheren Tarifklassen genießen sowie Wochenenden und Feiertage frei haben. Innerhalb dieser beiden Lager ist der Zusammenhalt aber groß. Natürlich gibt es hier und dort Menschen, die einem nicht nur wohlgesonnen sind, die allermeisten sind jedoch absolut kollegial.
Work-Life-Balance
Hier gibt es erneut einen großen Unterschied zwischen den Kolleg:innen im Park und den Mitarbeitenden im Servicehaus. Da die Autostadt nur an zwei Tagen im Jahr geschlossen hat (Heiligabend und Silvester, und vielleicht wenn Volkswagen ein Familienfest feiert), sind Dienste natürlich an allen Wochentagen geplant und richten sich in Vollzeit nach den Öffnungszeiten von 10:00-18:00 Uhr. Dies gilt für alle, egal ob man Familie hat oder nicht.
Urlaub nehmen ist meist unkompliziert möglich, nur muss man auch in Kauf nehmen, an den meisten Feiertage einfach arbeiten zu müssen, denn alle kann man sich ja nicht frei nehmen.
Positiv ist, dass es einen Jahresplan gibt, nach dem man sich auch recht zuverlässig richten kann. Das vereinfacht die Planung immens. Zusätzlicher Bonus: Dadurch, dass man regelmäßig unter der Woche freie Tage hat, kann man diese einfach für Termine etwa bei Ärzten oder Behörden nutzen, ohne sich Gedanken darum machen zu müssen, dass man hierfür Urlaubstage oder Überstunden opfern müsste.
Vorgesetztenverhalten
Erneut gibt es innerhalb des Unternehmes große Unterschiede, diesmal jedoch auch innerhalb der BU Park. Einige Vorgesetzte sind absolut Gold wert, immer zur Stelle, unterstützen, wenn's brennt und reagieren mit nichts als absolutem Verständnis auf etwa persönliche Notfälle und versetzen Berge, damit jeder auf seine Kosten kommt und sich jeder wertgeschätzt fühlt. Andere Vorgesetzte haben gefühlt eine Handvoll Gästekontakte pro Jahr (nicht, weil nicht mehr möglich wäre, sondern weil sie sich zumeist ins Büro verziehen) und agieren damit völlig losgelöst von jeder Realität des Arbeitsalltags ihrer Mitarbeitenden. Wieder andere reden scheinbar nicht miteinander und so weiß B nichts von Absprachen, die man mit A getroffen hat und andersrum.
Interessante Aufgaben
Das ist in der Autostadt wirklich schwierig, denn letztendlich betreut man Ausstellungen, in deren Gestaltung man selber keinerlei Einfluss hatte. Auch wurden die Ausstellungen mit den Jahren immer weniger Interaktiv und nahezu alles, was man jetzt noch als Erlebnis bezeichnen könnte, kostet die Gäste zusätzliches Geld. Manchmal ist es schwierig, diese Entwicklung gegenüber den Besuchenden zu rechtfertigen.
Gleichberechtigung
An sich ist die Gleichberechtigung aller Mitarbeitenden fest in der Autostadt verankert. Das scheint auch relativ gut zu funktionieren, immerhin sind viele Bereiche der Autostadt von Frauen geführt oder zahlenmäßig dominiert. Auffällig ist dann aber doch, dass die meisten Menschen, die von der Autostadt festangestellt sind, deutscher Abstammung sind, wohingegen über die Fremdfirmen etwa für Reinigung oder Sicherheit vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund in der Autostadt arbeiten.
Arbeitsbedingungen
Technisch stimmt es größtenteils in der Autostadt. Höhenverstellbare Tische im Servicehaus, Büroräume reichen von 1-4 Personen in der Regel, größere Räume sind in Buchten unterteilt. Einige Monitore sind mit Touchscreen ausgestattet, Diensthandy ist nahezu überall vorhanden.
Herausfordernd sind zumeist die Bereiche, die für Gäste sind. Etwa die Ticketsäulen sind veraltet und scannen die Tickets nicht zuverlässig. Einige Ausstellungsstücke quer durch den Park sind auch bekannt für ihre Anfälligkeit. Gutscheinsystem war eine Zeit lang auch immer mit Glück verbunden. Manchmal sind die Arbeitsabläufe dann schon gestört.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Hier versucht die Autostadt sehr viel. Die Grünflächen werden durch verschiedenste Blumen und Pflanzen ergänzt, der Dufttunnel je nach Saison bepflanzt. Auf den Dächern der Autostadt wohnen einige Bienenvölker. Solarblumen im Park dienen der Energiegewinnung, der Park ist stets frei von Müll.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Autostadt bezahlt nach Tarifvertrag von Volkswagen. Gehalt kommt pünktlich, wobei das zwingend Standard sein muss und kein "Benefit".
Zusätzlich gibt es Weihnachtsgeld und monatliches Guthaben für die Restaurants/Shops der Autostadt. Dienstkleidung wird gestellt, es gibt ein Gesundheitsprogramm und eine Betriebskita.
Image
Besuchende, die zum ersten Mal in der Autostadt sind, sind normalerweise weiterhin begeistert. Immerhin gibt es tatsächlich einiges zu sehen und es gibt nicht viele vergleichbare Themenparks in Deutschland. Wer die Autostadt allerdings "von früher", also den ersten Jahren nach Eröffnung kennt, fand sie früher besser. Das betrifft sowohl Besuchende als auch Mitarbeitende.
Alles kostet immer mehr, im Souvenier-Shop gibt es kaum noch Zeug, was wirklich jemand möchte, es gibt nichts mehr zu erleben, und es ist eigentlich nur zu Eventzeiten noch richtig was los in der Autostadt. Dann ist es aber so voll, dass die Organisatoren der Events regelrecht überfordert scheinen, denn es gibt nie genug gastronomisches Angebot - insbesondere Getränke im Sommer sind immer wieder ein Ärgernis der Gäste. Die Stimmen der Mitarbeitenden, die das auch im Voraus zu den Veranstaltungen immer wieder anbringen, werden schlicht ignoriert. Die Autostadt ist reizlos und unattraktiv geworden, sie ist kein Ort der Innovation mehr und schon gar nicht das Wohnzimmer der Wolfsburger.
Karriere/Weiterbildung
Das ist mit der größte Schwachpunkt der Autostadt. Es gibt faktisch keine Chance aufzusteigen, außer man denkt an einen Wechsel aus dem Park ins Servicehaus, aber das geht hauptsächlich über Vitamin B. Ansonsten werden zwar einige Schulungen zu semi-relevanten Themen angeboten, aber das scheint meist eher eine Art Trost aus der Personalentwicklung zu sein. Qualifizierende Weiterbildungen gibt es kaum.