Volle Kraft voraus (Richtung Altersarmut)
Gut am Arbeitgeber finde ich
Einige vereinzelte Kollegen sind wirklich nett, sodass auch privat ein Bier trinken möglich ist. Außerdem dient diese Firma prima als Auffangbecken für Asoziale, denen sonst kein ernstzunehmendes Unternehmen eine Chance geben würde.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das wurde wohl in den vorangegangenen Punkten mehr als deutlich.
Verbesserungsvorschläge
Wenn man etwas Insiderwissen hat und erfährt, was für Umsätze an einigen Tagen generiert werden, ist die Bezahlung der Mitarbeiter eine Unverschämtheit. Bei humaneren Löhnen würden vielleicht auch halbwegs kompetente Mitarbeiter für Führungspositionen gelockt. Die meisten Leute in Führungspositionen erfüllen Ansprüche an Führungskräfte nämlich nicht. Mitarbeiter fast ausschließlich über Zeitarbeit einzustellen und dann auch weiter nur mit befristeten Verträgen abzuspeisen, riecht fast nach Kettenbefristungen.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre unterscheidet sich stark je nach Abteilung. Im Bereich Verwaltung ist es recht angenehm, da hier eher Einzelkämpfer-Arbeit anstelle von Teamplay anfällt. Man wird also recht wenig gestört und kann in Ruhe seinen Aufgaben nachgehen. Im Bereich Vertrieb sieht es anders aus.
Kommunikation
Kommunikation zwischen einzelnen Standorten und Abteilungen ist nicht vorhanden, was sich bei einem Unternehmen für Dialogmarketing nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Interessant wird es, wenn man als Mitarbeiter Lob von anderen Standorten bekommt, diese Information aber nicht zu einem selbst durchdringt. Hier ist man auf das Wohlwollen netter Kollegen angewiesen. Vielleicht ist das beabsichtigt, um den Mitarbeiter nicht unnötig Selbstwertgefühl zu geben, das könnte schließlich zu höheren Gehaltsforderungen führen. Ansonsten verläuft Kommunikation fast ausschließlich über den Flurfunk.
Kollegenzusammenhalt
Am besten verhält man sich nach dem konfuzianischen Prinzip "nichts sehen, nichts hören, nichts sagen". Wer sich auf mehr einlässt, wird vordergründig von den Kollegen nett behandelt, kann aber davon ausgehen, nach bester Geheimdienst-Manier ausspioniert zu werden. Was immer man sagt, wird bei der nächstbesten Gelegenheit gegen einen verwendet. Vorgesetzte wissen plötzlich Dinge, über die man nie mit ihnen gesprochen hat dank dem Stille-Post-Verfahren von petzenden Kollegen. Und diese verwenden Informationen nach Lust und Laune gegen die eigenen Mitarbeiter, falls man nicht gerade in deren Gunst steht. Dass auch Screenshots von privaten Whatsapp Gesprächen unter Kollegen bei Mitarbeitern und Vorgesetzten landen, habe ich ebenfalls über den Flurfunk mitbekommen. Es gibt durchaus auch nette Kollegen, doch muss man hier stark selektieren, wem man Vertrauen schenkt.
Work-Life-Balance
Überstunden fallen selten an und im Bereich Verwaltung kann man sich die Arbeitszeiten auch relativ frei einteilen.
Vorgesetztenverhalten
Da es viele Teamleiter im Unternehmen gibt, lässt sich kein allgemeines Urteil fällen. Die meisten Vorgesetzten haben leider keine Ahnung von Mitarbeiterführung und sind teilweise auf fragwürdigen Wegen zum Teamleiter befördert worden. Immerhin scheint es als Frau zu funktionieren, den richtigen Leuten schöne Augen zu machen.
In meinem Fall wurden vom Teamleiter falsche Versprechungen gemacht, er ließ sich von weiblichen Kollegen einfach manipulieren und es wurde unverhohlen über die eigenen Angestellten gelästert. Wobei mit lästern eine Beschönigung von Beleidigung bzw. übler Nachrede gemeint ist. Dazu wollte mich mein ehemaliger Vorgesetzter am Telefon bei einer Krankmeldung dazu nötigen, doch (die ohnehin schon äußerst sparsamen) Urlaubtage zu nehmen. Auch wurde mir bei Mitarbeitergesprächen frech ins Gesicht gelogen.
Interessante Aufgaben
Die meisten Aufgaben sind eher eintönig. Kollegen, die mehr erreichen wollen, werden hingehalten.
Gleichberechtigung
Gewisse Frauen werden gleicher als gleich behandelt. Das äußert sich beispielsweise durch mehrwöchigen Urlaub in Zeiten von Urlaubssperre. Mehr will ich an dieser Stelle nicht in die Tiefe gehen, das wäre nämlich sexistisch.
Umgang mit älteren Kollegen
Auch Kollegen, die kurz vor der Rente stehen, werden gleich behandelt. Einer der wenigen positiven Aspekte an diesem Laden.
Arbeitsbedingungen
Ein typisches Großraumbüro, aber immerhin sind ergonomische Sessel vorhanden. Im Sommer kommen auch Ventilatoren und Gratis Eis dazu.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Muss wirklich Kunden, die zur Generation Ü80 gehören, der teuerste Internettarif aufgeschwatzt werden? Sozialbewusstsein sieht anders aus.
Gehalt/Sozialleistungen
Dass Kundenbetreuer, die weder Aus- noch Schulbildung benötigen, mit Mindestlohn abgespeist werden, ist eine Sache. Dass man Mitarbeitern in sämtlichen anderen Abteilungen (Personal, Verwaltung, Controlling) auch nicht viel mehr zugesteht, ist einfach menschenverachtend. Altersarmut ist vorprogrammiert. Achtung: Wer einmal einen Vertrag mit dem Teufel - ähm, ich meine Arbeitgeber - unterzeichnet, darf auch in fünf Jahren nicht mit einer Gehaltserhöhung rechnen. Das könnte ja einen unangenehmen Dominoeffekt auslösen. Da bleibt einem nur noch die Hoffnung, dass der Mindestlohn per Gesetz erhöht wird. Auch in Hinblick auf andere Leistungen wie Urlaubstage darf man nur das gesetzliche Minimum erwarten.
Image
Dank (wahrscheinlich bezahlter) Zeitungsartikel wird das Image des Unternehmens geschönt. Es stimmt ja immerhin, dass gehandicapte Mitarbeiter gefördert werden. Ansonsten stimmen Image und Realität nicht überein. Das beginnt schon mit der Garantie für Home Office, wie auf den Flyern der Firma beworben wird. Sowas wird Mitarbeitern auch vorenthalten, wenn man ihnen eins auswischen will.
Karriere/Weiterbildung
Für Menschen ohne (Aus)bildung bietet die Firma tatsächlich gute Aufstiegschancen. Wer sich als Kundenberater bewiesen hat, kann auch zum Teamleiter befördert werden. Individuelle Förderung in Form von Weiterbildungen findet aber nicht statt. Dann bliebe auch zu befürchten, dass Mitarbeiter mit erlangtem Fachwissen sich bei Firmen mit humanen Löhnen bewerben.