Der Bezirk könnte sehr lebenswert sein - wenn da nicht das Bezirksamt wäre
Verbesserungsvorschläge
Das Einstellungsverfahren muss dringend überarbeitet werden. Führungskräfte sollten nicht allein aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation ausgewählt werden und zu Schulungen und Fortbildungen in Bezug auf Teamentwicklung verpflichtet sein.
Ergebnisse von großen Mitarbeitendenbefragungen sollten genutzt werden, um die Arbeitsatmosphäre nachhaltig zu verbessern.
Eine angemessene personelle Ausstattung für die Fülle von Aufgaben muss von der Landesebene her gewährleistet werden.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist von Misstrauen und Missgunst geprägt, was definitiv an der hohen Arbeitsdichte und den ungeeigneten Führungskräften liegt.
Auf den Fluren wird selten gegrüßt; auch langjährige Beschäftigte werden im Vorbeigehen ignoriert. Sobald Bürger:innen mit Anliegen auftauchen, rennen die Mitarbeitenden in ihre Büros. Bloß nicht ansprechbar und hilfsbereit sein.
Kommunikation
Eine Katastrophe. Obwohl täglich Bürger:innen vor Ort sind, die u.a. Englisch sprechen, werden Aushänge im komplizierten Amtsdeutsch geschrieben. Die Verwaltung muss dringend an Zugänglichkeit und Barrierefreiheit arbeiten.
Im Team hängt die Kommunikation stark von den Personen ab. Wertschätzung und Anerkennung sind leere Worthülsen, wenn sie in der alltäglichen Arbeit nicht angewendet werde. Pausen und Arbeitszeiten werden von Führungskräften ignoriert, wenn durch Fehlplanung und Missmanagement noch schnell etwas erledigt werden muss, was lange hätte geklärt werden können. Da wird auch am Samstagabend auf die private Handynummer der Beschäftigten zurückgegriffen. Ein absolutes No Go.
Beschäftigte werden bei wichtigen Entscheidungen oder Prozessen kaum einbezogen. Die Informationen fließen zwischen den Hierarchieebenen nicht, sodass sich informelle Parallelstrukturen bilden.
Kollegenzusammenhalt
In einigen Teams mag es funktionieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alle auf ihren Zuständigkeitsbereich blicken und kaum bereit sind, Kompromisse einzugehen. Führungskräfte sind nicht geschult, eine Teamatmosphäre aufzubauen, die von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt ist.
Die ämterübergreifende Zusammenarbeit funktioniert nur marginal. Viele schöne Vorhaben von Bürger:innen oder zivilgesellschaftlichen Akteuren (z.B. Veranstaltungen und Feste) werden durch restriktive Haltungen der Verwaltung verhindert. Dass strenge Auflagen erfüllt werden müssen, ist klar. Aber es gibt nicht einmal den Versuch, eine Lösung zu finden, um den Menschen im Bezirk etwas zu ermöglichen. Kompromissbereitschaft und Lösungsorientierung sind in der Verwaltung nicht gefragt.
Work-Life-Balance
Es gibt Gleitzeit und (nach langen Auseinandersetzungen) auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Das bringt aber nichts, wenn Führungskräfte permanent Druck auf ihre Beschäftigten ausüben und sie so zu Anwesenheit und Mehrarbeit bewegen. Man geht abends nach Hause und ist mental erschöpft, sodass keine Energie mehr für Familie oder Hobbys bleibt.
Vorgesetztenverhalten
Mangelhaft. Wie alle anderen hier schon geschrieben haben: Führungskräfte werden nicht aufgrund ihrer Führungsqualitäten ausgewählt, sondern rein aufgrund ihrer fachlichen Kenntnisse. Das führt teilweise dazu, dass die Führungskräfte sich lieber mit Fleißarbeiten beschäftigen, als sich um die Anliegen ihrer Beschäftigten zu kümmern (bspw. Überlastungsanzeigen.) Bei einigen Führungskräften bringen auch Schulungen und auswendig gelernte Managementratgeber nichts mehr. Das Einstellungsverfahren müsste dringend überarbeitet werden.
Es gibt große Unterschiede in der Behandlung der Beschäftigten. Einige können sich alles erlauben, andere bekommen zuverlässig jede zusätzliche Arbeitsaufgabe aufgedrückt, auch wenn sie eh schon den größten Zuständigkeitsbereich haben. Micromanagement ist weit verbreitet, trifft die Teammitglieder aber sehr unterschiedlich.
Interessante Aufgaben
Führungskräfte reden von Bürokratieabbau, schaffen dann aber gleichzeitig neue Regelungen, die Prozesse für alle Beteiligten komplizierter machen. Auch Stellen, in denen früher selbständig gearbeitet werden musste, sind nun mit redundanten Aufgaben vollgepackt, für die die Beschäftigten überqualifiziert sind.
Gleichberechtigung
Die politische Spitze vertritt ein zeitgemäßes Bild von Gleichberechtigung nach außen. Intern sieht es leider anders aus: Obwohl in manchen Bereichen deutlich mehr Frauen arbeiten, werden männliche Kollegen offensichtlich bevorzugt. Weibliche Führungskräfte sind voll des Lobes über die männlichen Kollegen, während sie bei den Kolleginnen besonders kritisch auf Fehler achten. Mitarbeiterinnen werden mitunter massiv unter Druck gesetzt, wenn sie Familie und Arbeit unter einen Hut bekommen müssen. Bei den Männern wird öfter mal ein Auge zugedrückt. Und das, obwohl die Regelungen im öffentlichen Dienst eigentlich für alle Geschlechter gelten sollen.
Arbeitsbedingungen
Die IT-Stelle ist wirklich engagiert, die technische Ausstattung an die heutigen Anforderungen anzupassen. Insgesamt läuft die Technik sehr stabil, auch wenn für Arbeitsprozesse mehr Innovationen nötig wären, z.B. Cloudlösungen für kollaboratives Arbeiten usw.
Aufgrund der klammen Haushaltslage ist es fast unmöglich, die erforderlichen Arbeitsmittel für den Arbeitsplatz zu erhalten. Ein Diensthandy gab es nach mehreren Jahren Tätigkeit für mich, obwohl ein großer Teil meines Jobs aus Außenterminen bestand. Man muss um jeden Kugelschreiber betteln, ganz zu schweigen vom Austausch defekter Arbeitsmittel, die gesundheitlich bedenklich sind.
Karriere/Weiterbildung
Es dauert lange, bis Fortbildungen oder Bildungszeit genehmigt werden. Man muss alles ausdiskutieren. Beschäftigte sollen sich nach Möglichkeit nicht weiterentwickeln, damit sie länger bleiben.
Personalentwicklungsgespräche bestehen zu großen Teilen aus Monologen der Führungskräfte und haben keine positiven Folgen für Beschäftigte.