Gut konzipiert, leider zu weit von den Content-Erstellern (freiberufliche Texter) entfernt und immer weniger Aufträge
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Plattformsystem läuft technisch gesehen sehr stabil und ist bis auf Kleinigkeiten ausgereift. Gut finde ich nach wie vor, dass Freelancer Honorarsicherheit, keinen administrativen Aufwand und ein mehr oder weniger großes Auftragsangebot haben. Die tollen Rewards wie Zertifzierungen für fleißige Schreiber sind gut, greifen aber leider nicht bei schlechter Auftragslage. Ich habe sehr motiviert bei Content.de begonnen und muss mich zunehmend anderen Angeboten zuwenden. Schade!
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Crowdworking-Idee steht teils zu sehr im Vordergrund, im Sinne von anonymisierter unqualifizierter Microjob-Massenabarbeitung. Texten jenseits von Produktbeschreibungen ist aufwendig, gutes Texten braucht Zeit und Platz für kreative Wortarbeit. Selbst auf einer Textagentur, -börse oder -plattform. Denn Massen-SEO-Content ist nicht mehr gefragt.
Warum ich das hier schreibe und nicht intern loswerde und diskutiere? Wenn Sie meine Bewertung ganz gelesen haben, sollten Sie wissen warum: Stichwort Kommunikationskanäle und nicht-gelebter Austausch.
Verbesserungsvorschläge
Vieles habe ich schon oben angeregt: Aktive Kommunikation auf Augenhöhe - Texter sind gebildete Menschen und sitzen nicht direkt neben Euch am Schreibtisch.
Etablierung eines interaktiven Kommunikationsmittels zwischen Freelancern untereinander und meinetwegen Content.de, ein Forum z. B.
Überdenken der aktuellen Strategie, DO über alberne und peinliche Affiliate-Seiten anzuwerben. Die Geschäftsführung sollte sich nicht nur auf die neue "Idee" des Affiliate-Marketings mit unprofessionell gebastelten Fake-Webseiten und von Content.de-Freelancern erstellten Texten konzentrieren. Das Ziel ist klar: Content.de will sich auf die besser honorierten, weil frei verhandelbaren Direktaufträge fokussieren. Nicht umsonst haben sie gerade ihre Provision für DirectOrders angehoben. Die Wahrheit ist: Die OpenOrders auf dem offenen Marktplatz nehmen drastisch ab und sind weiterhin viel zu schlecht bezahlt: Diese Wortpreise legt Content.de fest und folgt damit angeblich dem Markt.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre im Homeoffice richte ich mir selbst ein, muss mich also nicht anpassen. Wie es für die festangestellten MA aussieht, weiß ich nicht.
Kommunikation
Die Kommunikation findet via Plattformschnittstelle oder E-Mail statt (ich telefoniere nicht). Die mir zugeordnete Support-Mitarbeiterin ist stets freundlich und kümmert sich vorbildlich um Anliegen. Alle anderen waren bisher sehr distanziert höflich bis patzig arrogant. Von gut aufgehoben fühlen kann keine Rede (mehr) sein, denn das Klima wird zusehends kälter. Wie schon ein weiterer Freelancer schrieb: Wir haben zufrieden zu sein mit dem, was uns geboten wird und das ist ja schließlich viel. Über unternehmensinterne Dinge erhalten wir keine Info, nur arbeitsrelevante.
Kollegenzusammenhalt
Für ein Unternehmen, das den Code-of-Conduct der Crowdworking-Branche unterzeichnet hat, wird nichts, wirklich gar nichts, für eine Austauschmöglichkeit unter den Freiberuflern getan. Es gibt kein Forum, nichts, obwohl dies im CoC so vorgesehen ist!! Auftraggeber wie Auftragnehmer (Texter) und teils content.de-Mitarbeiter, die als Auftraggeber auftreten (im Fullservice) sind anonyme Beteiligte rund um den Content, um den es ja schließlich geht. Alle haben nur zu liefern. Daraus folgt: Zusammenhalt ist gleich null.
Work-Life-Balance
Ich schreibe hauptberuflich. Um auf ein für mich und meinen Mann akzeptables Existenzminimum zu kommen (weit unter Mindestlohn), arbeite ich 7/12. Und das in einem kreativen Beruf.
Vorgesetztenverhalten
Was mir sehr bitter aufstößt, ist die Reaktion der Geschäftsführung auf kritische Veröffentlichungen ihrer Kunden: Auftraggeber wie Freelancer. Es ist immer die gleiche, sehr unprofessionelle Reaktion: "Da ist wohl jemand nicht gut genug für uns und jetzt wirft er frustriert mit Dreck. Es darf nicht sein, was nicht sein darf."
Stattdessen sonnt man sich als Trendsetter und Innovationsführer im Scheinwerferlicht fürs Zukunftsthema Crowdsourcing.
Und nein, ich bin kein frustrierter schlecht bewerteter 3-Sterne-Schreiber, der nur Mist schreiben darf und sich tatsächlich als Crowdworker fühlt, sondern einer der guten mit 4-Sterne-++.
Darauf kann sich die Geschäftsführung dieses Mal nicht zurückziehen, wie sie es so gerne und sehr zynisch tut. Zeugt nicht gerade von Souveränität.
Interessante Aufgaben
Die Auftragsvielfalt war bis vor kurzem noch sehr groß. Das hat sich massiv geändert. Dafür treffe ich auf immer dieselben Auftraggeber mit generischen und unsinnigen Briefings oder von content.de-gemanagte Aufträge, die sich durch extrem enge Vorgaben und Deadlines auszeichnen. Unmenschliche Massenproduktion wird dort erwartet. Sprich: Ich generiere meine Aufträge anderswo, es gibt bessere Texter-Plattformen.
Gleichberechtigung
Was content.de-Interne und Freelancer draußen angeht, gibt es keine Grundhaltung auf Augenhöhe.
Arbeitsbedingungen
Gestalte ich glücklicherweise selbst. Der Grund, warum ich Internet-Freiberufler wurde.
Gehalt/Sozialleistungen
Freelancer sind selbstständig und content.de hat deshalb nichts mit unserem Verdienst und Sozialleistungen zu tun. Stimmt und stimmt nicht. OpenOrder-Preise legt Content.de fest. Ich bestimme nur, ob ich solche Aufträge annehmen möchte – oder muss. Und ganz überwiegend über OO ist an DirectOrders zu kommen, Kundenakquisition findet DORT statt. Das sollte auch Content.de im Hinterkopf behalten.
Image
Das Außenbild ist wohl nach wie vor gut. Wie lange noch, werden wir sehen.
Karriere/Weiterbildung
Um meine letzte Bewertung zur Heraufstufung musste ich selbst bitten. Es besteht offensichtlich keinerlei Interesse, Autoren proaktiv zu fördern. Am besten ist, sie bleiben in den Stufen, wo die meisten Aufträge abzuarbeiten sind: 4-Sterne und eine weiter. Weiterentwicklung ist jedem Autor komplett selbst überlassen. Tutorials, Tipps & Tricks, Aktualisierung alter Blogbeiträge: Fehlanzeige, alles eingeschlafen.