Insgesamt in Ordnung, Büro ist aber unantastbar (wenig offen für Kritik).
Gut am Arbeitgeber finde ich
Arbeitszeiten, Zuschläge, Erste-Hilfe-Kurs zählt als Arbeitszeit, Arbeitsalltag, Manche Kollegen konnten ihre Hunde mitbringen
Verbesserungsvorschläge
Kommunikation, klare und konsequente Regelungen (Backups, Einspringen, Aufteilung von Feiertags- und Sonntagsschichten), Wertschätzung, Professionalität, Goodies für Mitarbeiter, Einsehen von Fehlern
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre war grundsätzlich angenehm. Diese ist durch die vielen unterschiedlichen Assistenznehmer allerdings sehr individuell und kann nicht verallgemeinert werden. Wertschätzung und Respekt sind ebenfalls sehr stark abhängig von der betreuten Person. Hier ist alles möglich von Machtspielchen und Ausnutzung der durch das Arbeitsverhältnis geschaffenen Machtposition bis hin zu freundschaftlichen Beziehungen zwischen Assistenznehmer und Angestellten.
Kommunikation
Bei der Kommunikation muss ich ein paar Punkte abziehen.
Kommunikation innerhalb des Teams erfolgt durch eine Whatsapp Gruppe. Mit dem Büro bzw. der Teamkoordination hat man meist per Mail oder Telefon Kontakt.
Hier haben mir persönlich klare Regelungen gefehlt.
- Wozu eigentlich die Teammeetings? Hier hätte ich mir klare Zielsetzungen der eigentlichen Meetings gewünscht. Klar werden die Meetings bezahlt, trotzdem wünscht man sich nicht 2-3 Stunden unnötig rumzusitzen. Teammeetings wurden häufig für Dienstplanabsprachen genutzt oder Smalltalk. Dafür habe ich gerade als Pendler keine Lust anzureisen, sowas könnte auch digital geregelt werden.
- Wann kann ich meine TK kontaktieren? Es gab vermehrt Beschwerden, dass wir uns außerhalb bestimmter Zeiten melden, wurden aber selbst um die seltsamsten Uhrzeiten kontaktiert.
- Wann kommt der Dienstplan? Stark von der TK abhängig.
- Wen kontaktiere ich im Backup Fall? Hier eine klare Struktur von Anfang an angeben. Direkt den Backup? Die TK?
Kollegenzusammenhalt
Stark abhängig vom Team, in dem man eingesetzt ist. Es gibt tolle Teams, die über Jahre gut zusammen funktionieren und es gibt Teams, in denen jeder für sich ist. Schade ist, dass in den Teams häufig dieselben Leute einspringen. Klar ist durch Backups geregelt, wer wann einspringt. Trotzdem kommt es durch Personalmangel, Krankheitswelle oder Urlaubszeit dazu, dass eingesprungen werden muss. Und hier zählt nur das Recht des Stärkeren - das Recht des stärkeren Nein-Sagers nämlich bzw. der stärkeren Ausrede. Dadurch trägt die Last immer der Assistent, der "schwächer" ist und macht Überstunden. Ich habe in vielen Jahren bei der Assitenzwelt erlebt, dass in fast jedem Team eine solche Person ist, auf deren Rücken alle Lücken im Dienstplan quasi ausgetragen werden. Man denkt, dass sich dieser Person gegenüber höchste Wertschätzung entwickelt, leider ist das Gegenteil der Fall und als einspringende Person wird man mit der Zeit als Selbstverständlichkeit angesehen. Sowas hat an einigen Stellen zu starken Rückenbeschwerden oder sich anbahnendem Burnout geführt.
Work-Life-Balance
Der Job als persönlicher Assistent bietet grundsätzlich eine gute Work-Life-Balance.
Hier könnte man daran arbeiten, dass die Freizeit auch wirklich die Freizeit bleibt, indem man nicht gezwungen ist ständige Erreichbarkeit in Whatsapp Gruppen zu gewährleisten.
Backups sind meiner Meinung nach nicht gut genug vergütet.
Vorgesetztenverhalten
Leider hatte ich bei meinen Teamkoordinatoren nie das Gefühl, dass diese strukturiert und organisiert sind.
Weder TK noch Büromitarbeiter zeigten sich offen gegenüber Kritik oder Vorschlägen. Partizipation in Entscheidungsprozessen gab es nicht. Macht die TK einen Fehler wird es oft so hingestellt als sei man selbst Schuld (man habe Freiwünsche zu spät durchgegeben, man habe sich die hundertste Version des Dienstplans nicht gründlich genug angeschaut, ...)
Entscheidungen wurden IMMER zugunsten des Assistenznehmers getroffen, wodurch kurzfristige Teamwechsel zustande kamen, die andere Mitarbeiter ausbaden mussten.
Zudem sind manche Regelungen einfach nicht nachvollziehbar. Wenn man anbietet eine Doppelschicht zu machen, weil man sich dann z.B eine Anreise spart, dann geht es nicht. Wenn eine Doppelschicht gemacht werden muss, weil jemand krank ist oder der Assistenznehmer verreist, dann geht das auf einmal. Hier wird immer zugunsten des Unternehmens entschieden.
Generell hatte ich von Seiten des Büros bzw. der TK auch als langjähriger Mitarbeiter nie das Gefühl wertgeschätzt zu werden. Hier ist jeder ersetzbar. Ich finde hier fehlt dem Unternehmen die Weitsicht.
Interessante Aufgaben
Man ersetzt nur Hände und Füße. Eigenständiges Denken ist nicht gefragt. Das sollte man wissen, wenn man den Job anfängt. Ansonsten ist der Arbeitsalltag eben so abwechslungsreich wie das Leben der Person, die man betreut. Von chilligen Sonntagen, wo man nur auf dem Sofa hängt bis zu Reisen ins Ausland, Begleitung auf Festivals oder Frühjahrsputz war alles dabei.
Gleichberechtigung
Die Firma wirbt mit Gleichberechtigung auf Ihrer Website. Bei der Einstellung herrscht aber in einigen Teams starke Selektion. Die eine Person möchte nur Männer, die andere Person nur Frauen. Keine Ahnung, ob das Gleichberechtigung ist. Ich verstehe aber, dass der Assistenznehmer sich wohlfühlen muss.
Umgang mit älteren Kollegen
Ob dieser Job etwas für ältere Menschen ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich habe meine älteren Kollegen sehr geschätzt, habe aber auch gesehen wie diese häufig ans Limit gegangen sind.
Arbeitsbedingungen
Sehr individuell. Ich hab Teams erlebt, da durfte ich keine Steckdose nutzen und hatte auch kein Fach im Kühlschrank oder überhaupt ein Assistenzzimmer. Es gab aber auch tolle Teams, wo ich meine Bettwäsche lassen konnte und regelmäßig mitessen durfte.
Klare Regelungen für den Arbeitsplatz des Assistenten gab es aber auch hier nicht. Manche Assistenznehmer verbieten es, dass beispielsweise die Heizung bedient wird, obwohl es tiefster Winter ist oder man muss diese im Auto ohne Klimaanlage bei gemessenen 40 Grad im Innenraum eine halbe Stunde chauffieren. Da bin auch ich manchmal an meine körperlichen Grenzen gekommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt ist über dem Mindestlohn. Nachtarbeit und Sonn-/Feiertagsarbeit wird mit Zuschlägen belohnt. Beim Einspringen gibt es einen Bonus auf eine sogenannte Shopping Card, die in ausgewählten Läden/online einsetzbar ist.
Das war es aber an der Stelle. Es gibt keinerlei andere Vergünstigungen. Nichtmal vermögenswirksame Leistungen. Keine betriebliche Rente. Keine Gesundheitsförderung. Gewinne von Wettbewerben am Betriebs-Sommerfest wurden selten eingelöst.
Die Assistenzwelt hebt sich an dieser Stelle nicht von anderen Assistenzdiensten ab.
Image
Außen hui, innen... naja. Hier fehlt Authentizität und wirkliche Gleichberechtigung und Beteiligung, statt Supervisionen, die zu nichts führen.
Karriere/Weiterbildung
Man bleibt an der Stelle, an der man angefangen hat. Ich hatte viele Kollegen, die den Schritt ins Büro verfolgt haben, denen aber immer Steine in den Weg gelegt wurden, obwohl das studierte Leute waren.
Heute sieht man auf der Website viele Quereinsteiger. Da fragt man sich: Warum die und nicht die anderen? Dasselbe gilt für den "Aufstieg" zur Teamkoordination. Bevor ein Assistent das gemacht hat, wurde eher der Assistenznehmer als Urlaubsvertretung gewählt.