DB Regio ist auf der Überholspur... nur in die ganz falsche Richtung: es geht steil bergab!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es tut mir leid, mir fällt nichts mehr ein was ich als "gut" bezeichnen könnte. Alles wirklich gute wurde in der Zwischenzeit abgeschafft oder kaputt gemacht. Ich kann auch niemandem mehr guten Gewissens empfehlen, bei der Deutschen Bahn zu arbeiten. Das war vor 10-15 Jahren noch anders.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dafür reicht der Platz leider nicht aus, aber ich probiere es mal:
- Den Vorstand und viele der Führungskräfte, die sich ununterbrochen feiern, während der Laden vor die Wand gefahren wird.
- Den Umgang von "oben" nach unten.
- Die schlechten Arbeitsbedingungen durch Störungen, Unpünklichkeit, schlechte Wartung, schlechte Qualität der Arbeitsmittel.
- Die unzumutbare Digitalisierung auf Krampf, die einem das Leben zusätzlich schwer macht.
- Die teils menschenunwürdigen Dienstpläne, die keine Rücksicht mehr auf Alter und Privatleben nehmen.
- Das man überhaupt nicht mehr auf die Mitarbeiter an der Basis hört.
- Immer mehr Aufgaben und Verantwortung ohne eine finanzielle Honorierung.
- Immer mehr unsinnige Vorschriften, die der Sicherheit nichts bringen oder sie sogar verschlechtern.
- Keinerlei Reaktion auf Gewalttaten in den Zügen und auf Bahnhöfen. Wir fühlen uns alleine gelassen und viele (auch ich) haben teilweise Angst.
Verbesserungsvorschläge
Der gesamte Vorstand und ein Großteil der zigfachen Führungsetagen müssten (und könnten überwiegend auch problemlos) weg!
Danach müsste die DB ihre Rechtsform Aktiengesellschaft verlieren und man müsste sich wieder am operativen Geschäft orientieren. Aber so lange Kundenzufriedenheit, Pünktlichkeit und Sicherheit überhaupt keine Rolle in dem Konzern spielen, wird es nicht mehr besser werden. Die Richtung steht anscheinend (leider) fest: es geht immer weiter bergab.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist mieserabel! Man denkt immer, schlimmer kann's nicht mehr werden, aber die DB schafft es jeden Tag aufs Neue. Ständige Störungen an Zügen und der Infrastruktur, mangelhaft gewartetes Zugmaterial, Personalmangel der immer schlimmer wird (und das nicht grundlos!), unzählige Verspätungen, miese Kommunikation und eine von oben herab gehende Umgangsform die mittlerweile als "mehr als unsozial" bezeichnet werden kann, haben die Laune auf einen Tiefpunkt gesetzt. Jeder schleppt sich nur noch von Dienstbeginn zum Dienstende, praktisch an keinem Tag hat man mehr pünktlich Feierabend, das Privatleben leidet enorm und die Gesundheit ebenso (die extrem hohen Krankenzahlen kommen nicht von ungefähr). Dazu noch ständiger Ärger mit Fahrgästen und zunehmende Anzahl von Übergriffen auf Mitarbeiter. Eigentlich ist die Arbeitsatmosphäre nicht mal mehr den einen Stern wert. Die neuen "Sparmaßnahmen", z.B. schon im Güterverkehr sichtbar, drücken die Motivation weiter runter.
Kommunikation
Wichtige Informationen, auch für den sicheren Bahnbetrieb, bekommt man nur noch schleppend und teilweise nur noch in Eigeninitiative. Ein Grund dafür ist auch die verfehlte Digitalisierung im Konzern, die Endgeräte sind aus der untersten Preisklasse, sie funktionieren nur schlecht und langsam, aber es wird trotzdem alles auf Krampf in PDF-Dateien "digitalisiert". Als Triebfahrzeugführer bekommt man am Tag vier (4) Minuten Zeit um mehrere Systeme zu starten, zu synchonisieren und sich mit allen neuen Weisungen (von einer bis mehreren hundert Seiten stark) vertraut zu machen. Das Ergebnis: man schafft es nicht. Entweder muss man es in seiner Freizeit machen oder man übersieht vielleicht etwas Wichtiges.
Ansonsten wird die Kommunikation seit Jahren schlechter. Nur wenn der Konzern sich selber feiert, bekommt man wieder haufenweise SPAM ins Postfach, ansonsten sind Informationen insgesamt Fehlanzeige.
Leider mangelt es auch an der betrieblichen Kommunikation zu oft. Fahrgäste wissen oft früher bescheid als das Zugpersonal, manchmal steht man Ewigkeiten irgendwo mit seinem Zug rum und bekommt keinerlei Informationen. Die Leitstelle ist zu 90% nicht erreichbar.
Kollegenzusammenhalt
Der "alte" Kern der Belegschaft hält noch zusammen und versucht aus dem Zustand der Bahn noch das Bestmögliche für die Fahrgäste zu machen. Aber das wird auch immer schlechter.
1. ist die Kündigungsquote mittlerweile stark ansteigend, Kollegen die sich regelrecht aufopfern fallen irgendwann auch aus und die Bereitschaft zur Hilfe liegt praktisch nahe Null.
2. werden neue Kollegen nur noch im Schnelldurchlauf "ausgebildet" oder "geschult" und erhalten durch den schlechten Umgang schon in der Ausbildung kaum noch dieses Zusammengehörigkeitsgefühl der früher mal existierenden "Eisenbahner-Familie" mit. Da schwindet der Kollegenzusammenhalt also leider auch immer weiter. Viele denken schon nur noch an sich selbst und das ist schade.
Work-Life-Balance
Es gibt eine Work-Sleep-Balance, aber von "Life" ist nicht mehr viel übrig. Vier Schichtlagen (Früh, Tag, Spät, Nacht) können auch schon mal in einer Woche liegen. Die vertragliche Arbeitszeit von 38/39 Stunden wird zu 98% nie erreicht und liegt tatsächlich weitaus höher, kann sogar in sechs Tagen mal über 60 Stunden liegen. Außer schlafen und essen bleibt da nicht mehr viel zwischen den Schichten. Zu berücksichtigen ist dabei auch, das ein nicht unerheblicher Teil der monatlichen "Freizeit" fast täglich von den enormen Verspätungen aufgefressen wird. Kaum noch einer in der Belegschaft nimmt sich privat etwas kurz nach (geplantem) Feierabend vor, denn die Wahrscheinlichkeit den Termin nicht zu erreichen, ist enorm hoch. Das belastet zusätzlich, auch weil die eh schon kurzen Übergänge zwischen zwei Schichten dadurch noch kürzer werden.
Ansonsten hat man in der Regel nur ein Wochenende im Monat frei und vielleicht noch einen Samstag oder Sonntag zusätzlich.
Feiertage gehören natürlich dazu, allerdings soll man auch mal mehrere Jahre in Folge an Weihnachten UND Silvester arbeiten.
Vorgesetztenverhalten
Es kommt stark auf den einzelnen Vorgesetzten an. Man kann Glück haben und einen "guten" Teamleiter haben, oder man hat eine fachliche Null die aber den großen Chef spielt. Letzteres ist leider die häufigere Variante und die habe ich leider erwischt.
Lob gibt es praktisch kaum, wenn dann bei Lapalien und Selbstverständlichkeiten. Anerkennung Fehlanzeige, ein Dank für ein Einspringen am freien Tag gibt's auch nicht. Fachliche Fragen kann man sich gleich völlig sparen, denn da kommt dann eh nichts qualifiziertes bei raus. Nur im Abmahnungen verteilen, selbst bei Kleinigkeiten, da sind manche Vorgesetzten groß bei der Sache. Im Umkehrschluss gibt es für die eignen Günstlinge selbst dann keine Konsequenzen, wenn eine Betriebsgefahr gebaut wurde (Kollision mit einem Gleisabschluss z.B.).
Es gibt aber auch andere Vorgesetzte, das möchte ich unbedingt betonen. Wenige, aber es gibt sie noch. Nur deshalb zwei Sterne!
Über den Konzernvorstand braucht man nicht mehr viele Worte verlieren, man schaue sich nur mal die öffentlichen Verlautbarungen in Streikzeiten an. Das mit Zehn multipliziert, dann kann man erahnen, wie bei der DB mit dem Zugpersonal von ganz oben umgegangen wird.
Interessante Aufgaben
Teils teils: es gibt durchaus noch interessante Verkehrsverträge, aber meistens fährt man nur noch eins bis zwei Linien. Und das jeden Tag rauf und runter. Sehr stumpfsinnig und wenig interessant.
"Interessant" machen es so gesehen sozusagen die unzähligen Störungen. Jeden Tag ist es aufs Neue eine Überraschung, weswegen man wohl wo und wie lange irgendwo warten muss oder komplett ausfällt. Das ist aber eine Art der "interessanten Aufgaben" auf die ich und viele Kollegen gerne verzichten könnten.
Gleichberechtigung
Überwiegend werden alle Mitarbeiter gleich schlecht behandelt, es gibt aber natürlich auch Ausschläge in beide Richtungen. Wer das Unternehmen oder Missstände offen kritisiert (um etwas zu verändern), landet postwendend auf der Abschussliste und spürt mal die "Gleichberechtigung" im Unternehmen. Wer sich bei seinem Vorgesetzten gut "einschleimen" kann, der braucht auch gar nicht unbedingt fachlich etwas nennenswertes können, der ist dann für viele sichtbar etwas besseres.
Also eine echte Gleichberechtigung im Sinne von gleiche Aufstiegschancen oder Männer und Frauen sind gleichberechtigt, gibt es so nicht.
Umgang mit älteren Kollegen
Früher gab es mal sogenannte "Altherrenpläne". Darin wurden altgediente Kollegen vor allem Schichten mit mehr Zugfahrten und weniger körperlich anstrengender Zugvorbereitungen geplant, teilweise auch kürzere Schichten oder weniger Wochenenden. Es ging trotzdem gerecht zu, denn mit zunehmendem Alter kam man auch in solche Pläne. Man zollte so dem Alter der Kollegen einen angemessenen Respekt.
Heute werden auch die alten Kollegen regelrecht verheizt. Man unterscheidet überhaupt nicht mehr zwischen Berufsanfängern und alten Kollegen, nur der Bahnarzt kann da den Kollegen manchmal noch etwas helfen. Deshalb: sehr schlechter und teils unwürdiger Umgang mit den alten Kollegen. Und das sage ich als relativ junger Kollege!
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind miserabel! Abgesehen von den bereits erwähnten Verspätungen und Dienstplänen, gehen auch die direkten Arbeitsbedingungen an die Substanz. Schlecht funktionierende Technik, gepaart mit einem katastrophalen Digitalisierungsversuch, immer weiter gekürzte Zeiten in denen man etwas erledigen soll (Verspätete Bereitstellungen sind überwiegend hausgemacht!), katastrophal gewartete Fahrzeuge, kaputte Führerstandssitze, ständige Störmeldungen während der Fahrt, ausgefallene oder schlecht funktionierende Klimaanlagen und Heizungen, das alles macht einen kaputt.
Dazu noch aggressive Fahrgäste, Bedrohungen, zunehmende Übergriffe, ein Unsicherheitsgefühl an bestimmten Bahnhöfen, kaum Sicherheitspersonal in den Zügen und Bahnhöfen, kaum noch zeitnahe Unterstützung durch die Bundespolizei...
Die Arbeitsbedingungen sind einfach nur schlecht! Das alles ist der DB auch bekannt, aber anscheinend fehlt der Wille etwas zu ändern. Man macht gefühlt eher das Gegenteil.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Man gibt sich gerne einen grünen und bunten Anstrich, aber der Lack blättert. In der Öffentlichkeit feiert man sich für sein Umweltbewusstsein, aber hinter den Kulissen interessiert die Umwelt scheinbar niemanden. Ein Beispiel gefällig? Nach der Abschaffung von "echten" Telefonen, geht alles nur noch über die Computer. Das Ergebnis daraus: die PCs MÜSSEN 24/7 eingeschaltet sein, auch Nachts, an Feiertagen und Wochenenden. Alle PCs laufen rund um die Uhr durch, in allen Büros und auf allen Arbeitsplätzen. Aber uns Tf gängelt man ununterbrochen mit energiesparender Fahrweise, selbst wenn darunter der Fahrplan leidet. Umweltbewusstsein ist das nicht!
Zum Sozialbewusstsein kann man sich mit dem bereits Geschriebenen ein gutes Bild machen. Öffentlich sponsert man gerne etwas, aber intern ist "Sozial" überwiegend ein Fremdwort geworden.
Gehalt/Sozialleistungen
Dank der Gewerkschaft ist das Gehalt und die Erhöhungen der letzten Tarifverhandlung in Zahlen nicht schlecht. Ich möchte nicht jammern, man nagt definitiv nicht am Hungertuch, aber es steht mittlerweile trotzdem in keinem Verhältnis mehr zur geforderten Leistung und noch mehr zur immer mehr auferlegten Verantwortung, die eben seit Jahren nicht mehr im gleichen Maße honoriert wird.
Sozialleistungen gibt es praktisch keine mehr. Man stellt uns nicht mal ein Deutschlandticket zur Verfügung, den Weg zur Arbeit in den eigenen Zügen muss man mit einer normalen Fahrkarte bezahlen (wenn man denn mal mit dem Zug zur Arbeit fahren könnte - Stichwort Arbeitszeiten). Das Kontingent an "Freifahrten" (16 Stück pro Jahr) muss ab der 2. "Freifahrt" im Monat voll versteuert werden, also hat man maximal 12 Stück im Jahr. Diese gelten aber nur noch in wenigen DB-Regionalzügen und in Fernzügen (ICE/IC), wo es aber eine Sperrliste gibt und zahlreiche Züge wieder ausgenommen sind. Der Nutzen wurde die letzten Jahre immer geringer.
Sonst kenne ich keine nennenswerten Sozialleistungen mehr, früher waren es mal viel mehr. Die erlaubte Privatnutzung des Diensthandys verstehe ich nicht als Sozialleistung!
Image
Nach der Europameisterschaft und "unserer" katastrophal schlechten Leistung (trotz aller vollmundigen Versprechungen), weiß wohl ganz Europa was für ein Image die Deutsche Bahn hat. Wieder so ein Bereich, in dem Minus-Sterne angebracht wären.
Ich glaube unsere Fahrgäste, die auf die Busse und Züge angewiesen sind, und die Wirtschaft die unsere Güterzüge bräuchte, sehen das ähnlich wie ich: von einem Image kann man hier schon nicht mehr sprechen.
Wie sagte es ein Kollege in der Presse kürzlich (2024) so schön: "ich schäme mich jeden Tag für dieses Unternehmen zu arbeiten!". Das unterschreibe ich!
Karriere/Weiterbildung
Kommt wieder darauf an, welchen Beruf man bei der DB ausübt. Als Lokführer kann man (wenn man sich mit dem Vorgesetzten gut steht) z.B. in die Leitstelle oder in die Disposition wechseln. Evtl. käme auch ein Wechsel in die Ausbildung in Frage, dafür sollte man aber nicht schlauer sein als der eigene Vorgesetzte!
Als Kundenbetreuer hat man überhaupt keine nennenswerten Aufstiegschancen. Auch hier gilt: wenn ich mich mit meinem Vorgesetzten gut stehe, könnte ich in die Ausbildung kommen, sonst kaum eine Chance zur Weiterentwicklung.
Die (betriebliche) Weiterbildung erfolgt mittlerweile vor allem im (unbezahlten weil in der Freizeit stattfindenden) Selbststudium. In dem einzigen betrieblichen Unterricht im Jahr geht es vor allem um den Umgang mit Tablet-PC und Handy. Alle zwei Jahre trainiert man noch auf einem Simulator, meistens aber nur noch ein Tischsimulator ähnlich eines PC-Spiels ala Train-Simulator.