Zur Abwechslung für eine Bundesbehörde arbeiten und anständig bezahlt werden - ein Traum, der hier nicht wahr wurde
Gut am Arbeitgeber finde ich
- zumindest auf dem Papier spannende Projekte
- hat mich endgültig davon überzeugt, dieses unsägliche Fach zu verlassen und nicht weiter meine Lebenszeit für einen Hungerlohn mit diesem Quatsch zu verschwenden
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Arbeitsrecht ist allenfalls grobe Empfehlungsskizze
- Bezahlungsprozess untragbar
- was die Ortskräfte angeht: eine etwas arg ethisch verwerfliche Rekrutierungsstrategie für eine deutsche Behörde, aber was soll man machen, das ist vor Ort eben so üblich (dann einfach nicht dort zu graben ist offenbar keine Alternative)
- starre Strukturen, nutzlose und unfreundliche Verwaltung (sinngemäß "Na, da müssen Sie sich jetzt gedulden, bei uns ist es gerade auch ein wenig stressig" und "informieren Sie sich bitte im Internet, wie man sich korrekt um seinen ausstehenden Lohn bewirbt" nachdem man bereits den 15. Monat nach Ende der Kampagne einfach sein verdammtes Gehalt für geleistete Arbeit erhalten möchte und dann ein fingiertes Vergabeverfahren vorgesetzt bekommt, dessen Umsetzung noch einmal mehrere Wochen dauert - das bereitet ganz große Freude)
Verbesserungsvorschläge
Faunenschnitt und Neuanfang oder einfach gleich ganz schließen
Arbeitsatmosphäre
Vor Ort für eine Grabungskampagne hervorragend, rein von der Teamzusammenstellung meine angenehmste Grabung. Andererseits gräbt man zusammen mit reisepassbefreiten Ortskräften, was selbstverständlich überrascht, nachdem die Bundesregierung solche Praxis z. B. in Katar (vollkommen zurecht) lautstark bemängelte. Damit man sich davon aber nicht abschrecken lässt, erfährt man das praktischerweise auch erst, wenn man schon vor Ort ist.
Das hat, zumindest für mich, die Stimmung dann doch etwas gedrückt.
Kommunikation
Vor Ort (Kampagne) relativ gut. Als es danach um die Bezahlung ging, deutlich abgekühlt und kaum noch vorhanden.
Kollegenzusammenhalt
Mit dem direkten Team - vor Ort - gut, danach deutlich schlechter. Man wird gezielt und, zugegebenermaßen geschickt, gegeneinander ausgespielt obwohl man im Grunde im gleichen Boot sitzt.
Work-Life-Balance
Ich kann nur für Kampagnenarbeit sprechen, da ich als externe wissenschaftliche Hilfskraft beigezogen wurde - Freizeit gibt es hier nicht
Vorgesetztenverhalten
Vor Ort sehr gut, danach (nach Ende der Beschäftigung, als es um die Bezahlung ging) grenzte es an eine Frechheit.
Interessante Aufgaben
Das DAI könnte höchstinteressante Aufgaben bieten, aber verpasst die Gelegenheit, ihre veralteten Strukturen und Vorstellungen damit in Einklang zu bringen. Retrospektiv habe ich für den Giftschrank gearbeitet, weil schlichtweg nichts, bzw. fast nichts publiziert wird.
Arbeitsbedingungen
Für die Archäologie erstaunlich gute Unterbringung, aber von deutschem Arbeitsrecht z. B. bzgl. Arbeitszeiten- und Pausenregelungen lässt man sich hier nicht beeindrucken.
Arbeitssicherheit wird hier zwar ernster genommen als bei anderen Akteuren des Faches, aber oft muss Eigeninitiative ergriffen werden, um für sichere Bedingungen zu sorgen. Wenn ein Kollege sich drei Wochen lang täglich in Lebensgefahr begibt, weil er ohne Helm unter einem großen, ungesichert-losen Stein arbeitet, müsste der Arbeitgeber (der vor Ort ist) einschreiten, anstatt zu erwarten, dass Kollegen sich zum Buhmann machen.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt wäre halbwegs in Ordnung, wenn man tatsächlich nur 40 h/Woche arbeiten würde. Und wenn man tatsächlich innerhalb des ersten Jahres bezahlt werden würde. Erst mehr als ein Jahr nach Ende der Kampagne und nach viel Druck und Nachfragen in einem Konstrukt zu meinen Ungunsten bezahlt zu werden, trübt den allgemeinen Eindruck. Als Barista oder Kellner wäre ich sofort und besser bezahlt worden und hätte nicht haufenweise unbezahlte Arbeitstreffen ertragen müssen.
Aber ich war dämlich und habe diesen Quatsch mitgetragen, insofern trifft mich sicher eine Teilschuld, dass sowas überhaupt funktionieren kann. Wer ohne Vertrag eineinhalb Monate lang 11-12h pro Tag arbeitet, hat es eigentlich nicht besser verdient, als dann im Nachhinein seinem Geld nachlaufen zu müssen und nur einen Bruchteil seiner geleisteten Arbeitszeit bezahlt zu bekommen.
Image
Es geht bergab, zumindest innerhalb der Studierendenschaft genießt das DAI und insbesondere die Orientabteilung keinen sonderlich guten Ruf mehr. Nach außen glänzt aber (noch) alles.