Bürokratie, Behördenmentalität, Befindlichkeiten: Ein rückwärtsgewandtes Unternehmen mit einzelnen Inseln der Hoffnung.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Tätigkeitsprofil ist einzigartig. Der Campus ist angenehm gestaltet und lädt zum Verweilen ein.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Unternehmenskultur entspricht in seiner Gänze nicht den minimalen Anforderungen des Jahres 2024.
Verbesserungsvorschläge
Die Kultur muss sich drastisch ändern und die Belegschaft sollte wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Solange persönliche Befindlichkeiten im Fokus des täglichen Miteinanders stehen, ist das Unternehmen ganz klar overstaffed.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist eklatant vom eigenen Bereich und der zuständigen Führungskraft abhängig.
Grundsätzlich gilt: Die DFS ist kein lockerer Arbeitgeber. Es wird viel Wert auf Schein und Auftreten gelegt. Das Miteinander wird zumeist von den älteren Arbeitnehmern geprägt, die ihre Positionen durch jahrelanges Warten erlangt haben. Jüngere, motivierte Kolleg:innen mit neuen Ansätzen werden zumeist kritisch beäugt.
Das Mantra lautet: Das haben wir schon immer so gemacht. Gepaart mit einer Brise Selbstüberschätzung und Überheblichkeit, ergibt sich ein Unternehmen, dass von sich selbst denkt, es wäre die einzig wahre Flugsicherung. Was "too big to fail" im Bankensektor ist, ist bei der DFS das Bundeseigentum: Die DFS muss sich selbst nicht an den Zahn der Zeit anpassen und würde im Zweifelsfall uneingeschränkt vom deutschen Staat aufgefangen werden. Dies ist für das Funktionieren des Luftverkehrs zwar unabdinglich, jedoch kulturell gewissermaßen ausgeartet und lässt sich nicht mehr einfangen.
Ergänzt wird dies von einem Selbstverständnis des operativen Personals, das alle übrigen Tätigkeitsbereiche als untergebene Support-Positionen betrachtet.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Kommunikation
Die Kommunikation ist überdurchschnittlich, da das Unternehmen gewissermaßen von unten regiert wird. Die Geschäftsführung kuscht regelmäßig vor einer unverhältnismäßig starken Gewerkschaft, insbesondere mit Fokus auf die Befindlichkeiten des operativen Personals, sowie der Betriebsräte.
Es wird breit informiert und Rede und Antwort gestanden, jedoch schwingt stets ein gewisses Maß von Devotion mit. Wer in der Führungsetage in Konflikt mit den operativen Stellen gerät, dessen Stuhl kommt schnell ins Wanken. Dies hemmt nicht nur Innovation und macht das Unternehmen träge, sondern erstickt alle Reformansätze im Keim.
Kollegenzusammenhalt
Es herrscht eine ausgeprägte Lagerbildung. Ein Miteinander auf Augenhöhe zwischen verschiedenen demographischen Gruppen existiert überwiegend nicht.
Langjährige Mitarbeitende sind mit ihrem überholten Arbeits- und Weltbild unter sich. Kolleg:innen jüngerer Altersklassen verbünden sich zumeist abteilungsübergreifend und bilden einen eigenen Safe Space. Dort ist der Zusammenhalt intensiv und für das mentale Bestehen notwendig.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance fokussiert Life. Es gibt einige wenige Kolleg:innen und Führungskräfte, die enorme Arbeit leisten und die DFS von Innen heraus stabilisieren.
Große Teile des Unternehmens, insbesondere langjährige Kolleg:innen, verfügen über eine unterirdische Arbeitsmoral. Es herrscht viel Zeit für Befindlichkeiten. Die Auslegung der Betriebsvereinbarung für die Arbeit im Home Office wurde teilweise penibel bis auf eine zeitliche Genauigkeit von 1% in einzelnen Abteilungen erstritten. Es kommt regelmäßig vor, dass Kolleg:innen tagsüber stundenlang nicht erreichbar sind.
Grundsätzlich hat das Nachdenken über die Arbeit und dessen detaillierte Rahmenbedingungen einen höheren Stellenwert als die tatsächliche Arbeit.
Der Campus verfügt des Weiteren über mehrere Cafeterias, die bereits zum frühen Morgen vollständig gefüllt sind. Wer hier an New Work denkt, irrt. Der durchschnittliche DFS-Mitarbeitende verbringt gute 3h pro Tag in, auf dem Weg oder auf dem Rückweg von/zu der Cafeteria oder dem Betriebsrestaurant.
Vor diesem Hintergrund lässt sich nur nochmals Hochachtung für den prozentual kleineren Anteil der Belegschaft formulieren, welcher das Unternehmen maßgeblich trägt.
Vorgesetztenverhalten
Mitarbeitende qualifizieren sich in der DFS für Führungspositionen primär über ihre Unternehmenszugehörigkeit sowie persönliche Beziehungen. Es fehlt grundsätzlich der Wille, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Das Delegieren nach oben wird meist als der sicherere Weg identifiziert, was das Unternehmen in seiner Entscheidungsfindung zwangsläufig lähmt.
Einzelne Vorgesetze legen einen äußerst modernen, respektvollen und dem Zeitgeist entsprechenden Führungsstil an den Tag.
Das Mitarbeiter:innen von ihren Abteilungsleiter:innen in großer Gruppe diskreditiert oder lautstark deren Können angezweifelt wird, gehört jedoch auch zum alltäglichen Bild. Diskriminierendes Verhalten, insbesondere ein grundsätzlicher Zweifel an Fähigkeiten von den wenigen Mitarbeiter:innen mit Migrationshintergrund sowie abschätzige Äußerungen gegenüber Frauen, habe ich bereits mehrfach selbst erlebt. Trotz Meldung sind hierbei keine Konsequenzen zu befürchten. Mir ist nicht bekannt, dass jemals ein/e Mitarbeiter:in in der DFS tatsächliche Konsequenzen aufgrund seiner/ihrer Äußerungen erhielt.
Lästereien und unprofessionelles Verhalten haben hier Hochkonjunktur.
Interessante Aufgaben
Ja, Flugsicherung ist spannend! Leider wird dies nicht gelebt. Gerade für administrative Kräfte ist es unfassbar schwer Einblicke zu gewinnen, da kein wirklicher Wissenstransfer stattfindet. Wissen wird ganz klar als Währung der Macht angesehen. Die Weitergabe erfolgt hierbei nur eingeschränkt. Eine grundsätzliche Offenheit ist nicht gegeben.
Gleichberechtigung
Aus Gleichberechtigung, Diversity und Offenheit setzt sich die Achillesferse der DFS zusammen. Die Belegschaft ist homogen. Es gibt nur extrem wenige Kolleg:innen mit Migrationshintergrund. Ein/Eine Diversity-Beauftragte/r ist nicht existent.
Frauen sind in Führungsgremien unterpräsentiert und erreichen diese nur, wenn sie das Verhalten ihrer männlichen Kollegen kopieren.
Eine Altersdiskriminierung gegenüber jüngeren Generationen ist nicht abzustreiten. Insbesondere in der ersten Lebenshälfte wird man von älteren Kolleg:innen gar nicht wahrgenommen und als per se unfähig dargestellt. Selbstverständlicher Respekt muss sich hier erst verdient werden.
Wer im Arbeitsalltag gendert oder eine inklusive Sprache an den Tag legt sowie den Mangel an Vielfalt im Unternehmen kritisch thematisiert, muss sich auf provozierende Kommentare und niederträchtige Reaktionen einstellen.
Das in weiten Teilen dominierende Weltbild in der DFS lässt sich zeitlich in etwa zu Beginn der 2000er Jahre verorten.
Umgang mit älteren Kollegen
Meinem Empfinden nach ist der Umgang mit älteren Kolleg:innen zu gut, denn diese werden auf Kosten der jüngeren Generationen hofiert. An dieser Stelle lässt sich mit Verweis auf die breiten Befindlichkeiten auf die vorrangige Bewertung verweisen.
Die Altersteilzeitregelungen sowie Verdienstgruppen der älteren Kolleg:innen - nicht nur im operativen Dienst - sind utopisch.
Mit der Einführung eines neuen Tarifsystems wurde nun jünst das Leistungsprinzip abgeschafft, d.h. das die persönliche Zielerreichung und individuelle Leistungskomponente keinerlei Auswirkung auf die finanzielle Hochstufung hat. Das Entgelt berechnet sich primär an der Betriebszugehörigkeit.
Arbeitsbedingungen
New Work ist ein Fremdwort. Die Büros sind auf dem technologischen Stand der 2000er. Das Festnetz ist hier noch Standard.
Die IT-Ausstattung ist zweckmäßig, jedoch nicht besonders modern.
Der Campus hingegen ist einladend und ausgesprochen grün und könnte in Verbindung mit einem dynamischen und modernen Arbeitsklima als Katalysator für Innovation dienen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die DFS macht hierbei Fortschritte. Trotzdem ist nicht von der Hand zuweisen, das wahrscheinlich kein Unternehmen so viel innerdeutsch fliegt. Es gibt einzelne Mitarbeitende, die aktiv am Beitrag der DFS zur Reduktion des Klimawandels forschen und sich dafür aussprechen, jedoch sind diese klar in der Minderheit.
Eine Dienstreiseregelung zum Zwang der Bevorzugung des Schienentransports auf zumutbaren innerdeutschen Strecken, bspw. nach Bremen oder München, ist längst überfällig, wird jedoch an einer starken Gewerkschaft scheitern.
Unter dem Deckmantel der Unterstützung der eigenen Branche wird so munter weitergeflogen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist utopisch und meinem Empfinden nach nicht gerechtfertigt. Wer hier arbeitet, wird für den freien Markt verbrannt. Das hohe Entgelt fördert eine ausgesprochene Überheblichkeit.
Wer lediglich an maximalem finanziellen Zuwachs interessiert ist, sollte jedoch dringend eine Karriere in der DFS forcieren.
Image
Das Image der DFS ist grundsätzlich überdurchschnittlich, bekommt jedoch immer mehr Risse. Insbesondere in der Luftverkehrsbranche wird die exzellente, vor allem operative, Arbeit des Unternehmens gelobt, jedoch ist der kulturelle Nachholbedarf und die Überheblichkeit auch weit bekannt.
Die DFS wird nicht wirklich auf Augenhöhe als Teil der deutschen Luftverkehrsbranche gesehen, sondern viel eher als sekundärer Akteur im Hintergrund.
Karriere/Weiterbildung
Dies wird immer schlechter. Durch Abschaffung des Leistungsprinzip im neuen Tarifgeflecht, besteht keine Motivation mehr sich aktiv weiterzubilden.
Die internen Weiterbildungen sind schnell vergriffen und oftmals nicht mehr zeitgemäß.
Wer aktiv Karriere machen und sich konstant weiterentwickeln möchte, ist in der DFS definitiv falsch. Insbesondere junge Kolleg:innen mit Gestaltungswille und viel Energie werden von großen Teilen der Belegschaft kritisch beäugt.