Lehrreich für alle, die wissen wollen, was in einem Start-Up schief laufen kann
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre war überwiegend gut. Die überschaubare Anzahl an festangestellten Mitarbeitenden erlaubte es sie entsprechend besser kennenzulernen. Ansprechpartner waren schnell und leicht zu finden und insb. mein direkter Vorgesetzter zeigte großes Engagement.
Wies man hingegen direkt mein Chef auf Missstände hin, wurde die stets befristete Beschäftigung vielleicht nicht weiter verlängert.
Kommunikation
Das Positive an der Kommunikation war, dass man Ansprechpartner immer schnell erreichen konnte, egal ob für technische Belange oder in der Verwaltung. Der (techn.) Chef hingegen schob bei Problemen seine Mitarbeitenden vor und war für Probleme praktisch nicht erreichbar. Man arbeitet monatelang auf ein Versprechen hin, welches hinter den Kulissen längst verworfen wurde.
Kollegenzusammenhalt
Die meisten Probleme waren allen bekannt; das schweißt jenseits der Führungsebene zusammen.
Work-Life-Balance
Home-Office-Regelungen während der Pandemie werden binnen 4 Tagen komplett gestrichen ohne weitere Vorankündigung. Der (techn.) Geschäftsführer war der Meinung, als Werkstudent hätte man keinen Urlaubsanspruch (obwohl es der Gesetzgeber und der Arbeitsvertrag anders vorgeben). Urlaub nehmen darf man trotzdem, wenn es einem erlaubt wird und wenn man die Zeit unentgeltlich nacharbeitet.
Da ich zur Anfertigung meiner Abschlussarbeit in das Unternehmen kam sollte ich zur einen Hälfte an der Vorbereitung und zur anderen Hälfte normal im Unternehmen mitarbeiten. Nachdem drei Monate lang Vollzeit zu Halbtagslohn mitarbeitete und in Eigenregie ein Thema entwickelte und Vorschlug, war das Interesse plötzlich gering und meine Arbeitszeit vor Ort wurde auf das bezahlte Halbtagsniveau reduziert.
Vorgesetztenverhalten
Versprochen wurde bezahltes Einarbeiten, Lohnerhöhung mit Erreichen des gewünschten Abschlusses sowie Unterstützung beim Finden geeigneter Themen für die Abschlussarbeit. Mein letzter befristeter Vertrag enthielt eine andere Struktur in der Urlaubsplanung und entsprach einer faktischen Lohnsenkung.
Eigene Verbesserungsvorschläge konnte man auf fachlicher Ebene einbringen und auch ausarbeiten - insofern diese vom Geschäftsführer genehmigt wurden und man es schafft, diese zusätzlich zu den bestehenden Aufgaben in der gleichen Zeit zu bearbeiten.
Mein direkter Vorgesetzter war zwar sehr gewillt zu helfen, jedoch wurde er vom Chef als Barriere zum Schutz vor direktem Kontakt vorgeschoben. Insbesondere Nachfragen zur schriftlich versprochenen Lohnerhöhung wurden über Monate hinweg bis zu meinem Ausscheiden aus der Firma nie direkt oder persönlich begegnet.
Interessante Aufgaben
Hier sehe ich für mich persönlich eigentich noch den größten Nutzen. Neben verschiedenen Tätigkeiten in der IT lernte ich auch Hardwarebezogene Skills. Die genaue Ausarbeitung bestimmter Themenfelder bestimmt aber stets der Chef. Weitere anfallende Aufgaben wurden auf Mitarbeitende aufgeteilt. Alle außer der Chefetage war verpflichtet zu Putzen; Kontrolliert wurde das von allen nicht-studentischen Mitarbeitenden.
Arbeitsbedingungen
Zur Verfügung gesellte Arbeitsmittel waren begrenzt und ihnen mangelte es zum überwiegenden Teil an der nötigen Leistung. Die Nutzung privater Arbeitsmittel wurde gern gesehen.
Die Räumlichkeiten schwankten zwischen wichtigen ruhigen Werkstätten, kahlen Büroräumen und einer großen Halle im Keller. Letztere teilte man sich mit anderen Firmen, welche teils dauerhaft ohrenbetäubend laute Arbeiten durchführten. Gespräche mit Kollegen oder gar konzentriertes Arbeiten am Computer war da kaum möglich. Private Noise-Cancelling-Kopfhörer machten es erträglich. Bürostühle waren Mangelware. Im Keller hatte man immerhin noch rollende Drehhocker.
Gehalt/Sozialleistungen
Versprochenes Geld für mehrere Tage Einarbeitung habe ich bis heute nicht gesehen. Ein Jahr lang wurde mir eine Lohnerhöhung bei Vollendung meiner Abschlussarbeit versprochen, mündlich wie schriftlich, stets bekräftigt durch meinen direkten Vorgesetzten. Als es soweit war, wurde ich ohne Angabe von Gründen abgewiesen. Der befristete Vertrag, der mir danach unterbreitet wurde enthielt sogar eine Lohnsenkung.
Immerhin gab es auf einmal einen Pizza-Tag für alle anwesenden Mitarbeiter und eine Schale voll kostenlosem Obst.