Ferngesteuertes US-Anhängsel ohne eigenes Profil
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Unternehmen zahlt relativ gut, wenn man sich zu verkaufen weis, bietet gute Büros mit moderner Einrichtung, die Arbeit ist nicht zu anstrengend (wobei das auch wieder negativ sein kann, wenn es dröge wird). Familien, bzw. Angestellte mit Kindern erhalten Unterstützung und viel Verständnis. Es wird konsequent ausgebildet, wobei es eben schwierig ist in einem reinen Verwaltungsstandort alles abzudecken.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zu einem komplett unselbstständigen Anhängsel der US Mutter entwickelt. Starre Strukturen wurden implementiert und die Führung ist extrem passiv, entscheidungsunfreudig, in Personalfragen flegmatisch gegenüber der Mentalität der Amerikaner (Hire and Fire), Datenschutz, nun alles liegt in den USA. Prozesse sind stark reglementiert und schränken die Möglichkeit zu eigener kreativer Arbeit und Entfaltung im Berufsalltag enorm ein. Vieles ist rasch Routine und Abarbeiten von immer gleichen Checks. Die Arbeitsbelastung ist manchmal sehr ungleich verteilt, gegenseitige Hilfe aber kaum erwünscht, oder aus internen Prozessgründen nur begrenzt möglich. Auszubildende werden leider nicht übernommen.
Arbeitsatmosphäre
Gemischt, weil die Strukturen kaum eigene, verantwortungsvolle Arbeit zulassen, sondern das abarbeiten von genau definierten Checklisten und unflexiblen Prozessen.
Kommunikation
Von Änderungen in der Struktur, welche Kündigungen mitbringen, erfährt man aus Newsmails durch VP Sekretärinnen aus Übersee, welche ein Orgchart veröffentlichen, wo dann bestimmte Namen fehlen, braucht es da noch ein Beispiel für gelungene Kommunikation und Menschlichkeit? Quartalsweise gibt es Mitarbeiterinfoveranstaltungen, welche die Ergebnisse präsentieren. Jedoch alles typisch amerikanisch Positiv, negative Aspekte spielen keine Rolle, generell das größte Problem bei starren Hierarchien mit vielen Zwischenfiltern, es wird von vielen Führungskräften bewusst Negatives der nächsten Ebene verschwiegen oder geschönt dargeboten.
Kollegenzusammenhalt
Alles in allem, geteiltes Leid ist eben halbes Leid. In den Abteilungen ist es auf den unteren Ebenen oft mit gewissem Humor gut auszukommen, man hilft sich, wo es eben die Struktur zulässt.
Work-Life-Balance
Es kommt etwas auf die Abteilung an, aber man arbeitet sich nicht tod. Urlaub ist zusammanhängend und flexibel möglich. Homeoffice nur für ausgewählte möglich, kommt sehr auf die Abteilung und Vorgesetzten an.
Vorgesetztenverhalten
Jasager, ohne eigenen Willen, welche Untergebenen keinen Halt geben sind hier auf Positionen gebracht worden, wo sie keine Gefahr für die Entscheider aus den USA darstellen und willenlos alles umsetzen oder sich wegducken, wenn es etwas zu entscheiden gäbe.
Interessante Aufgaben
Mehr Schein als Sein, arbeitet man die Prozesse ab, wartet auf die Dinge die da kommen. Neue Aufgaben gibt es kaum, man macht sich aber auch nicht tot. Vieles hat man rasch durchschaut und ist eigentlich Kontrolle der Kontrolle oder Überwachung anderer Prozessteilnehmer, mit dem Wissen, dass irgendwer einen auch selber kontrolliert und überwacht. Entscheidungsfreiheit wird nicht gewährt, ist nicht gewollt. Sich kreativ einzubringen unerwünscht.
Gleichberechtigung
Im Innendienst herrscht sogar Frauenüberschuss und das bis in die Führungspositionen. Inwieweit das gleichberechtigt ist, kann jeder selber entscheiden.
Umgang mit älteren Kollegen
Nicht schlechter als andere.
Arbeitsbedingungen
Büros sind gut ausgestattet, Außendienstler haben diverse Ausstattung, Dienstwagen nach Wahl, im Innendienst wird auf Gesundheit geachtet und so weit es geht, ergonomische Arbeitsplätze eingerichtet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt ist eben relativ in der Halbleiterbranche, deren Ressourcen giftig sind, um den Globus geflogen, verschifft und CO2 und andere Gifte en masse ausstoßen. Sozial, na ja, hire and fire ist die Devise der US Mutter und wird auf alle Tochterfirmen mit aller Gewalt angewendet. Es wird ausgebildet, leider aber die Auszubildenden nicht übernommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Es gibt keinen Tarif, keine einheitlichen Löhne. Jeder muss sich selber präsentieren und bei der Einstellung nur gut verkaufen können, um knallhart für sich das Beste rauszuholen. Führt natürlich zu einem gewissen Ungleichgewicht, aber ist eben so. Der Boni ist nicht nachvollziehbar, es gibt aber einen, gekoppelt an sehr abstrakte Unternehmensziele, zu deren Erfüllung die GmbH praktisch kaum etwas beitragen kann, da sie von anderen Erdteilen abhängen. Altersvorsorge wird vom Betrieb unterstützt. Essenszuschuss gibt es, ebenso für MAs mit Kindern gewisse Unterstützung.
Image
In der Branche als Lieferant für Halbleiterproduzenten sehr angesehen und seit vielen Jahrzehnten gut im Geschäft. Eng an Intel und die Big Player gekoppelt.
Karriere/Weiterbildung
Die engen Strukturen lassen keine sonderlichen Aufstiegsmöglichkeiten zu, Weiterbildung ist kaum nötig, da die Prozesse eher simpel amerikanisiert sind (man bedenke, der normale Amerikaner hat keine gründliche Ausbildung, da reichen ein paar Wochen Einweisung). Drängt man selber danach, werden aber gewisse Bildungsmöglichkeiten via IHK und Co. durchaus unterstützt. Gebraucht? Nein.