Viel Verpackung, wenig Inhalt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Onboardingprogramm überzeugt. Es gibt zudem Versuche der Beteiligung der Mitarbeitenden über verschiedene Formate, die m.E. jedoch unflexibel gestaltet und nur vordergründig allen zugänglich sowie zur echten Mitbestimmung geeignet sind.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich habe wenig bis keine Transparenz der Entscheidungen zur Übertragung von Arbeitsaufgaben, Definitionen zur Zielerreichung, Möglichkeiten der innerbetrieblichen Potenzial- und Personalentwicklung, Entfristungsstrategie und Gehaltsstruktur wahrgenommen. Trotz wiederholter Rückfragen, Feedback ( auch nach gezielter Aufforderung), eigenen Verhandlungsangeboten und Veränderungsvorschlägen war der angepriese kurze Weg zum Kontakt in die Entscheiderebene über Monate geprägt von Vertrösten und Nicht-Reaktion. Gerade für Mitarbeiterinnen mit ggf auch komplexen privaten Herausforderungen (Alleinerziehende, Allein-/Hauptverdienerin als Frau und Mutter, zu pflegende Angehörige etc) eine prekäre Ausgangslage.
Viele der nachstehenden Benefits werden erst längerfristigen und festangestellten Mitarbeitenden gewährt.
Verbesserungsvorschläge
Eine ernsthaft diverse Belegschaft würde m.E. den Blick auf die innerbetriebliche Organisation, das Klima und die Qualität der zu leistenden und geleisteten Arbeit öffnen, weiten und reflexiv verbessern. Ein Betriebsrat mit Anschluss an die Gewerkschaft wäre ebenso wünschenswert wie eine tarifliche Vergütung oder transparente Gehaltsverhandlungen wie sie in der freien Wirtschaft üblich sind. So mancher in der Führungsebene gepflegte Bias könnte zugunsten echter Zusammenarbeit und kollegialem Vertrauen ausgehebelt werden, würde sich due GF nicht hinter der gepriesenen "flachen Hierarchie" wegducken. Ein umfassendes Verständnis von Gesundheit am Arbeitsplatz wäre vermutlich sinnvoller als freier Kaffee, Wasser, Obst und Online-Yoga-Angebote in der Mittagspause.
Umgang mit älteren Kollegen
Es werden kaum ältere und erfahrene Mitarbeiterinnen neu angestellt.
Arbeitsbedingungen
Ergonomische Arbeitsplätze sind die absolute Ausnahme. Es gibt ein enges Homeofficemodell, das drei mögliche Szenarien zur Auswahl stellt. Die Arbeitsabläufe sind mit diesen (noch) nicht sorgsam abgestimmt, was die reale Arbeitsbelastung für viele zusätzlich erhöht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt eine Charta und eine NachhaltigkeitsAG, die außerhalb ihrer Arbeitszeit agiert bzw. nicht für ihren Einsatz entlastet wird.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter sind auf Berufsanfängerinnen zugeschnitten, nicht an üblichen Tarifen orientiert und Gehaltsverhandlungen finden ganz offenbar nicht regelmäßig statt. Es erfolgt ggf. eine Ausschüttung aus dem Gewinn der Gruppe in geringem prozentualen Anteil für Mitarbeiterinnen, die bereits eine Weile im Institut arbeiten. Darauf besteht jedoch kein Einfluss und kein Anspruch.
Image
Image und Realität klaffen nach meiner Erfahrung weit auseinander. Die Führungsebene ist m.E. nicht ernsthaft empfänglich für kritisch-konstruktive Äußerungen. Gerade jüngere Mitarbeiterinnen, die Familie haben oder gründen wollen, halten sich zurück, um ihre Übernahme in die Festanstellung vermeintlich nicht zu gefährden.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt eine vermeintliche Fülle unterschiedlicher Fortbildungsangebote über die Gruppe. Diese sind jedoch im Zuge der überlastenden Arbeitsaufträge und straffen Rahmenbedingungen kaum nutzbar und zudem auf niedrigem Qualitäts- bzw. Qualifikationsniveau gehalten. Das macht sie für erfahrenere Mitarbeiterinnen auf Dauer unattraktiv. Transparenz hinsichtlich der Förderung von Mitarbeiterinnen besteht nicht.