Gute Idee, schlechte Umsetzung, falsche Besetzung & definitiv keine Zukunftsperspektive
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Team untereinander ist großartig. Vereinzelt gibt es vanity projects, jedoch im Großen und Ganzen hält das Team zusammen und zieht an einem Strang.
Die Aufgabe der Stiftung (Recht und Rechtsstaat zugänglich für Bürger:innen zu machen) ist super wichtig in Zeiten wie diesen, man muss aber auch hier einschränkend sagen, dass die Aufgabe, das neuartig und partizipativ zu gestalten, definitiv verfehlt wurde. Man kann auf Angebote und Formate der Bundeszentrale für politische Bildung verweisen, die dasselbe abdecken und nicht erfordern, Gebäude an 2 Standorten zu bauen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Mitarbeitende, deren Sorgen & Verbesserungsvorschläge nicht ernst genommen werden, es gibt keine Augenhöhe und die GF hält den Mitarbeitenden nie den Rücken frei
- Kein Vertrauen (Mikromanagement, Freigabeschleifen aus der Hölle)
- Kein Inhaltskonzept (!), keine Strategie: Mitarbeitende können ohne Zielvorgabe nicht effizient arbeiten; in Meetings wird man nie konkret, alles wird "mitgenommen" (cool, wohin?)
- Werte, mit denen hausieren gegangen wird (siehe Leitbild), werden nicht gelebt: Offene Kommunikation, Wertschätzung, Transparenz, Mut, Innovation uvm.
- Null Fehlerkultur: Die Stiftung ist als Arbeitsplatz so intransparent, dass offensichtliche Fehler (die teilweise durch Zeitungsberichte oder Rechnungshofberichte öffentlich sind) einfach nicht von der GF eingeräumt werden; Mitarbeitende verdienen offene und ehrliche Kommunikation
- Personalplan fernab jeder Realität: Es braucht mehr Personal für Konzeption, Umsetzung + Verwaltung
- Zu viele Elfenbeinturm-Projekte (Vortragsreihen, Lesungen, Podiumsdiskussionen)
- Bewerbungsgespräche viel zu tribunal-artig, zu viele Personen auf SFR Seite aber kein Achten auf Team Fit, keine sich organisch ergebende Gespräche dank Fragebogen
Verbesserungsvorschläge
Ein Direktorium, auf das Verlass ist, das den Mehrwert unterschiedlicher Meinungen wirklich anerkennt, seinen Mitarbeitenden zuhört, sie ernst nimmt und ihnen den Rücken freihält. Das den Mitarbeitenden Wertschätzung und Vertrauen zukommen lässt, indem es offen und transparent kommuniziert und nicht micromanaged. Eine Geschäftsführung mit Mut, um neue Wege zu gehen, niedrigschwellige Projekte zu unterstützen und eben dort, wo auch als Bundesstiftung Möglichkeiten gegeben sind, innovativ zu sein, diese ausschöpft. Die sich menschlich zeigt und Fehler eingestehen, aber auch Zielvorgaben kommunizieren und Entscheidungen fällen kann. Kurzum, ein Direktorium, das Mitarbeitende in modernen Zeiten zu führen weiß und auch versteht, was es bedeutet, all die schönen Buzzwords (agil, wertschätzend, partizipativ, innovativ, auf Augenhöhe, flache Hierarchien, eigenverantwortliches Arbeiten) tatsächlich (vor) zu leben. Ansonsten wirklich schade um eine schöne Idee die damals aus Karlsruhe hervorging- vermutlich mit der Rechtsform Bundesstiftung (= sehr eingeschränkte Möglichkeiten sowie damit einhergehender politischer Einfluss und Verschwendung von Steuergeldern) aufs falsche Pferd gesetzt.
Arbeitsatmosphäre
Zwischen den Kolleg:innen besteht eine herzliche Arbeitskultur, die auch von Vertrauen geprägt ist. Wie so oft bei schlechter Geschäftsführung, ist gemeinsames Leiden eben auch das, das ein Team noch inniger zusammenschweißt. Zwischen Mitarbeitenden und der Geschäftsführung herrscht Misstrauen und Mikromanagement. Die Diskrepanz zwischen Werten, die vorgegeben werden (Offene Kommunikation, Transparenz, Beteiligung der Mitarbeitenden bei Entscheidungen etc.) und dem tatsächlichen Verhalten der Geschäftsführung sucht ihresgleichen. Die extrem hohe Fluktuation der Mitarbeitenden bestätigt dies.
Kommunikation
Vermutlich der Faktor, den man mit Minussternen bewerten müsste. Die GF denkt, Kommunikation sei eine Einbahnstraße und erwartet sich, dass jedes noch so kleine Detail an sie kommuniziert und freigegeben wird (ohne hier vorab konkrete Vorgaben zu machen). Wer jemals Micromanagement erlebt hat, dem eröffnet sich hier eine neue Dimension. Personen, die ihren Job seit 10 Jahren ausüben, werden hier trotzdem von der Geschäftsführung kontrolliert, auch lange nach Einarbeitungsphasen.
Kollegenzusammenhalt
Leiden verbindet.
Work-Life-Balance
Auf Grund dessen, dass sich die Stiftung (seit Jaaaahren) im Aufbau befindet und dieses Stadium anscheinend niemals verlassen wird, müssen viele Überstunden geleistet werden. Dies liegt auch am Personalplan, der an der Realität vorbei geplant wurde. Leitungspositionen sind en masse besetzt, jedoch gibt es kaum Personal um Projekte auch umzusetzen. Die Verwaltung ist ebenso massiv unterbesetzt.
Vorgesetztenverhalten
Kein Vertrauen in die Mitarbeitenden. Keine Kommunikation. Gelebte Intransparenz. Keine echte Wertschätzung. Die GF denkt, dass alles Bringschuld der Mitarbeitenden ist. Oft kam auf E-mails tage- oder wochenlang keine Rückmeldung. Entscheidungen werden einfach nicht gefällt, auch wenn nötig und dringend.
Arbeitsbedingungen
Je nach Standort sehr unterschiedlich. Großteils Großraumbüros, in einigen davon wird es sehr schwierig zu arbeiten, sobald jemand telefoniert. Für das Dämpfen des Schalls wurde meines Wissens nach bis heute nicht ausreichend gesorgt. Ansonsten gibt es einen Laptop, ein Handy und sonstiges technisches Equipment. Eine Ausstattung für Home Office (Stuhl, Monitor) wird aber nicht ermöglicht- es handelt sich somit nur um mobiles Arbeiten.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nachdem die Digitalisierung noch nicht bei Bundesinstitution angekommen ist (alles muss abgelegt und ausgedruckt werden usw.), steht die SFR nicht wirklich im Einklang mit Nachhaltigkeit.
Gehalt/Sozialleistungen
Wie schon einige andere erwähnt haben, erfolgt die Bezahlung nach TVÖD. Hier gibt es gar keinen Spielraum. Um Anrechnung von Stufen musste gestritten werden. Mehr Gehalt (wegen zusätzlicher Übernahme von Aufgaben) wurde zugesagt, aber nicht eingehalten. Infos gibt es keine (z.B. musste man auf Vermögenswirksame Leistungen selbst aufmerksam machen). Es gibt hier nichts geschenkt, also nichtmal den Kaffee im Büro. Es gibt keine Weihnachtsfeier die finanziert ist, es gibt keinen Zuschuss für ein Deutschlandticket o.ä.. Einerseits verständlich weil Steuergelder, andererseits, wenn man die Verschwendung selbiger in anderen Bereichen der Stiftung sieht, fragwürdig.
Image
Es handelt sich um eine Bundesinstitution- somit gibt es Gott sei Dank Institutionen, die die Stiftung überprüfen können. Die Berichterstattung entspricht mittlerweile in etwa einem echten Blick hinter die Kulissen. Wer mehr wissen möchte, darf gerne den Bericht des Bundesrechnungshofes googlen. In Karlsruhe selbst ist die Reputation nur noch mies.
Gesunde Skepsis gegenüber übermäßig positiver Bewertungen auf Internetplattformen sei an dieser Stelle ganz allgemein und generell empfohlen.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen wurden ab und zu ermöglicht, aber oft brauchte es dafür Überredungskünste. Kolleg:innen mussten für Weiterbildungen sogar schon Urlaubstage nehmen und/oder sie eigenständig finanzieren.