Eine Stiftung auf Abwegen
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Kolleg:innenverhältnis: man hilft sich gegenseitig, wo man kann.
- zentrale Lage beider Standorte (beide gut mit den Öffis erreichbar)
- moderne Arbeitsausstattung (Laptop/ Handy/ Arbeitsplatz)
- Gott sei Dank gibt es seit einiger Zeit einen Personalrat
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Starres und sehr altbackenes Management
- coole Ideen und innovative Vorschläge der Mitarbeitenden werden "mitgenommen" und verschwinden dann irgendwann irgendwo in der Versenkung (sehr großes Potential wird hier verschwendet)
- die Mitarbeitendenführung ist meiner Meinung nach unzureichend (Talente und Begabungen werden nicht erkannt und noch weniger gefördert)
- als Mitarbeitende fühlt man sich oftmals nicht ernstgenommen (z.B. wurden in der Vergangenheit in mehrtägigen Klausurtagungen Probleme und Hürden der SFR und der Mitarbeitenden im Team herausgearbeitet, was für alle Beteiligten nicht nur ein emotionaler Kraftakt war, sondern auch die Personalressourcen für mehrere Tage gebunden hat --> die konkreten Ergebnisse wurden durch das Direktorium NIE wieder auf die Agenda gebracht und noch weniger versucht diese zu lösen. Als Team, das seine volle Energie und seine Arbeitszeit in solche Vorhaben investiert, um diese Institution voranzubringen, kommt man sich natürlich nicht ernstgenommen vor, wenn am Ende des Tages so mit Ängsten und Nöten der Belegschaft umgegangen wird.
- Mikromanagement (großes Problem!) --> Fachbereichsleitungen erhalten nicht die notwendigen Kompetenzen, um frei und agil arbeiten zu können. Jede Kleinigkeit muss vom Direktorium freigegeben werden.
- meiner Meinung nach entspricht das Leitbild der Stiftung nicht den Werten, die intern tatsächlich gelebt werden
Verbesserungsvorschläge
- offene Kommunikation mit den Arbeitnehmenden auf Augenhöhe
- Mitarbeitende frühzeitig über Veränderungen/ Ziele/ Hürden/ Probleme informieren --> Verbesserungsvorschläge seitens der Belegschaft bitte auch erst nehmen und nicht in Schubladen verschwinden lassen
- Meiner Meinung nach gibt es immer noch kein konkretes Inhaltskonzept für diese Stiftung: fragt man die Belegschaft über die Ziele der SFR, kommen am Ende 10 unterschiedliche Meinungen raus. Die Geschäftsführung müsste ein ganz klar definiertes Konzept erarbeiten und das schon vorgestern (wurde meiner Meinung nach komplett verfehlt).
- gemeinsame Erfolge feiern und wertschätzen + aus Fehlern LERNEN und es beim nächsten mal besser machen
- Mikromanagement sofort abstellen! --> Ist ein ganz großes Problem in dieser Institution. Fachbereichsleitungen können nicht frei handeln, wie sie es eigentlich sollten, sondern müssen sich für für jede Kleinigkeit eine Freigabe des Direktoriums einholen.
- den Mitarbeitenden alle möglichen Benefits des TvöD ermöglichen (z.B. Leistungsprämien einführen, die aufgrund einer vorigen Zielvereinbarung erfolgen) + Jobticket + Jobrad etc. Alle der aufgeführten Benefits sind völlig normal im öffentlichen Dienst, in der SFR aber nicht.
Arbeitsatmosphäre
Toxische Arbeitsatmosphäre, fehlendes Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeitenden (hohe Fluktuation in der Belegschaft spricht Bände! --> fähiges Personal verlässt keine Firma/Stiftung, sondern ihre Chefs).
Kommunikation
eines der größten Probleme in dieser Institution. Mitarbeitende werden ganz lange im Unklaren gelassen über wichtige Meilensteine/ Änderungen/ Probleme etc. Anstatt gemeinsam an Problemen und Herausforderungen zu arbeiten (die Bereitschaft im Team ist auf jeden Fall da!), zögert man die Kommunikation so lange heraus, bis das Kind sozusagen bereits in den Brunnen gefallen ist. Das ist eigentlich symptomatisch für diese Stiftung.
Kollegenzusammenhalt
Ist durchweg positiv zu bewerten.
Work-Life-Balance
normale Kernarbeitszeiten und die Möglichkeit Tage im mobilen Arbeiten zu verbringen.
Interessante Aufgaben
Alter Wein in neuen Schläuchen. Innovative Konzepte und Inhalte sucht man in meinen Augen hier vergebens. Die Ausgestaltung der Themenschwerpunkte Recht und Rechtsstaat ist nicht innovativ und spannend, sondern eher auf ein akademisches Publikum ausgerichtet. Wo bleiben z.B. Angebote für Nicht-Akademiker:innen, sondern für die "normale" Bevölkerung z.B. den/ die Arbeiter:in von der Baustelle von nebenan oder den/die KFZ-Mechatroniker:in?
Arbeitsbedingungen
Normales Büro mit Standardausstattung (ein Pluspunkt ist die Klimaanlage am Standort KA). Am Standort Leipzig gibt es keine Einzelbüros. Am Standort Karlsruhe sind die Bürogrößen gemischt. Meistens sitzt man aber mit mehreren Kolleg:innen in einem Büro. Hoher Lärmpegel vorprogrammiert.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Digitalisierung ist im öffentliche noch nicht vollends angekommen. Anstatt cloudbasierte Datenspeicherlösungen o.ä. zu nutzen, wird immer noch alles zusätzlich ausgedruckt und physisch archiviert. Ist ein strukturelles Problem öffentlicher Einrichtungen auf Landes- und Bundesebene. DE hat die Digitalisierung nun mal komplett verpennt.
Gehalt/Sozialleistungen
Im TvöD darf man keine überdurchschnittlichen Gehälter, wie am freien Markt, erwarten. Sehr gut ausgebildete Mitarbeitende werden meiner Meinung nach viel zu schlecht eingruppiert. Die Qualifikationsanforderungen der Stellen entsprechen in meinen Augen nicht den tatsächlichen Qualifikationen der Mitarbeitenden (Ungleichgewicht des Aufgabenprofils und der tatsächlichen Qualifikation). Das ist ein großes Manko des TvöD und fördert eine ungerechte Eingruppierung.
Image
Es kann sich jeder sein eigenes Bild vom Image der Stiftung machen, einfach mal die Berichterstattung des letzten Jahres verfolgen (+ Bericht des Bundesrechnungshofs), ich denke, das erklärt einiges. Außerdem herrscht ein sehr seltsames Verhältnis zwischen der Stiftung als Bundesinstitution und dem Förderverein Forum Recht. Eigentlich sollte ein Förderverein Drittmittel für Projekte in enger Kooperation mit der öffentlichen Einrichtung generieren. In meiner Zeit bei der Stiftung wurde diese Aufgabe jedoch nicht forciert, sondern ein ziemliches schlechtes Verhältnis kennzeichnete das "Zusammenleben" beider Parteien. Nicht sonderlich hilfreich für das Image der Stiftung, wenn der Förderverein Veranstaltungen durchführt, von denen die Stiftung überhaupt nichts weiß und selbst erst aus der Presse erfährt. Hier sollte man Eitelkeiten über Bord werfen und Hand in Hand zusammenarbeiten, um die Ziele der Stiftung zu verwirklichen. Das Justizministerium, dem die Stiftung unterstellt ist, behandelt diese stiefmütterlich und würde sie gefühlt am liebsten loswerden.
Karriere/Weiterbildung
Karriere macht man hier definitiv nicht. Der Aufstieg in höherwertige Positionen ist eigentlich nicht vorgesehen bzw. das System des öffentlichen Dienst macht dies auch eigentlich nicht möglich (auf jeden Fall in dieser Institution; wie es in anderen gleichwertigen Institutionen gehandhabt wird, kann ich nicht beurteilen). Ich musste um eine Fortbildung streiten und das Ende des Liedes war: ich habe meinen Resturlaub dafür genommen und die FoBi aus eigener Tasche gezahlt. Fortbildungen sollten meiner Meinung nach fester Bestandteil des Arbeitsalltags sein, denn man lernt nie aus.