Die GHM - ein Vorzeigeunternehmen. (Von außen betrachtet.)
Gut am Arbeitgeber finde ich
…., daß im anhängenden Kommentar meine Kritik ja schon bestätigt wurde. Ja, es gibt viele Maßnahmen, Tools, Formate usw., aber man muss diese ja auch umsetzen (können). Da hapert es wie unten beschrieben gewaltig. Viele Führungskräfte, angefangen ganz oben, sind damit überfordert bzw. können es einfach nicht. Ein Vorgesetzter muss sich auch in die Lage seiner Angestellten versetzen können und sehen, dass es noch andere Lebensmodelle als seine eigene gibt.
Ich genieße, daß in meinem neuen Job das gelebte Realität ist, was bei der GHM nur Phrasen waren.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Viele, der Personal-Verantwortung haben.
Verbesserungsvorschläge
Ich habe etliche Vorschläge in meiner GHM-Zeit gemacht. Hätte ich stattdessen mit meiner Katze geredet, wären die Reaktionen zwar nicht besser, aber wahrnehmbarer gewesen.
Arbeitsatmosphäre
Wer als Bewerber oder Besucher zur GHM kommt, wird nichts auszusetzen haben. Ein modernes, helles Gebäude, eine zuvorkommende Empfangsdame, freundliche Mitarbeiter, attraktive Räume, ein gemütlicher Treffpunkt mit Küche und Loungemöbeln, bunte Konferenzräume, Ruheraum, Garten mit Terrasse und Liegestühlen - perfekt!
Die Großraumbüros sind mit modernen ergonomischen Möbeln ausgestattet, haben schallgedämpfte Decken und bieten Think Tanks als stille Rückzugsorte.
Kommunikation
Es gibt eine Menge Austausch- und Infoformate, die alle der Transparenz und lückenlosen Information dienen (sollen). Die sollen den Mitarbeitern auch das gutes Gefühl der Teilhabe vermitteln und die Identifikation mit dem Unternehmen stärken. Das schafft Vertrauen und ist lobenswert. Am Ende stellt man dann fest: Es wurde viel gesagt, manchmal zu viel. Aber es wurde nicht immer alles gehalten bzw. umgesetzt.
Kollegenzusammenhalt
Nicht jedes Team ist ein echtes Team, nicht jeder, der dich auf dem Flur anlächelt, meint es gut mit dir. „Me first!“ ist häufig das Motto. Und es kam sogar vor, daß Führungskräfte Ideen von Mitarbeitern bei der Geschäftsführung als eigene verkauft haben.
Aber wie im richtigen Leben gibt es auch in dieser Firma viele Kolleg*innen, die über diese Zweifel erhaben sind!
Work-Life-Balance
Gleitzeit, Home Office, Gleitzeitkonto, Teilzeitangebote für Mütter - formal passt das.
Vorgesetztenverhalten
Eine Geschäftsführung, die modern und vor allem emphatisch sein will, dafür Coaches einkauft. Folge: die Authentizität ging verloren. Die GF ist mitverantwortlich für eine Kultur der alternativen Wahrheit, die viele Mitarbeiter daran hindert, ein Vertrauensverhältnis zu ihr aufzubauen. Einige Führungskräfte begründen ihre Autorität mit ihrer Position, nicht mit Kompetenz. Dazu kommt eine erstaunliche Unsicherheit, die sich in ihrem Führungsverhalten äußert. Die viel proklamierte flache Hierarchie wird ad absurdum geführt. Ober sticht Unter, selbst wenn Unter im Recht ist. Diese Besserwisser-Verhalten raubt den MA oft die Lust am Job, verunsichert und ängstigt. Gleichwohl spielen einige gerne den jovialen Kumpel, was je nach Charakter ans Peinliche grenzt. Auffallend ist bei einigen auch eine treue Ergebenheit gegenüber einem Teil der GF. Vor allem die Leiterinnen zweier übergeordneter Abteilungen haben einen besonders kurzen Draht dorthin, über den schon mancher MA schmerzhaft gestolpert ist. Wertschätzung, Vertrauen, Motivation, ehrliche Kommunikation - sie werden als unverzichtbare Bausteine der Unternehmenskultur hochgehalten. Leider so hoch, dass nur wenige drankommen!
Interessante Aufgaben
Per se schon. Leider werden neue Ideen häufig schneller als notwendig ausgebremst. Bewährte Modelle jährlich wiederholt. Abhängig vom Vorgesetzten variieren die Verantwortungsspielräume. Es gibt eine Menge guter Leute, denen man mehr zutrauen und eine größere Verantwortung übertragen könnte.
Gleichberechtigung
Auf dem Papier schon. Aber auch nur dort!
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt nicht viele ältere Mitarbeiter bei der GHM. Ich hatte keinen Job-Kontakt zu ihnen, weiß aber aus persönlichen Gesprächen, daß sich nicht alle respektiert, sondern eher nur toleriert fühlen.
Arbeitsbedingungen
Siehe oben. Oberflächlich sieht das gut aus. Wer aber mal einen Tag dort im Großraum verbracht hat und den tiefen, lauten Bass oder die schrille Telefonstimme von Kolleg*innen in Endlostelefonaten erleben durfte, sieht das etwas differenzierter. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehaltsstruktur ist ok, aber ausbaufähig. Wenn es das Betriebsergebnis erlaubt, wird auch eine Prämie ausgeschüttet.
Bei den Sozialleistungen kleckert man nicht.
Image
Es gibt einen Wendepunkt in der Kultur des Unternehmens: der Umzug in neue Räumlichkeiten in 2018. Die neue Immobilie vertrug sich wohl nicht mehr mit dem alten, eher gemütlichen, aber von einer starken kollegialen Gemeinschaft getragenen Firmenimage. Durch Coachings forciert musste man moderner, hipper, cooler werden. Das startete mit der Geschäftsführung und den Führungskräften und fand schon im Vorfeld seinen ersten Höhepunkt im anbiedernden Angebot eines Herren, ihn zu duzen.
Von da an bildete sich eine glatte Oberfläche, die dem Betrachter keine Möglichkeit zur Kritik bietet. Die perfekte Fassade. Wie es dahinter aussieht, habe ich erlebt und oben beschrieben.
Karriere/Weiterbildung
Wer ein flexibles Rückgrat hat, kann leichter Karriere machen. Es gibt aufgrund der Struktur allerdings nicht viele Positionen bzw. Möglichkeiten dazu. Ganz wichtig sind die oben beschriebene Eigenschaften und eine permanente linientreue Argumentation.
Weiterbildungsangebote gibt es. Die Gelegenheit, sie zu nutzen, nicht immer.