IS IT LOVE? NO!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Eine mittelgroße Agentur mit guten Kunden.
Könnte man was daraus machen.
Hafen ist schön.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Alles steht und fällt mit einer ehrlich gelebten Diskussionskultur,
die auch in der Lage ist, Kritisches zu akzeptieren und positiv
für den Erfolg der Agentur einzusetzen.
Verbesserungsvorschläge
Den tollen Namen leben:
MAKE LOVE not AVERTISING.
Arbeitsatmosphäre
EMPATHIE. Hätte man in dieser Agentur diese selbst so pathologisch postulierte Eigenschaft in nennenswertem Umfang, so würde man rasch bemerken, dass die Atmosphäre durchaus zu wünschen übrig lässt. Und das nicht erst seit gestern. Kreative Ergebnisse kommen so leider nicht zustande. Halb so schlimm. Ist auch nicht gewünscht! Wenn es doch mal passiert, scheitert es an der Arroganz der Führungsriege, die sich selbst deckt (o.k., es gibt Ausnahmen).
Kommunikation
WHAT? Es ist eine Ironie des Lebens, dass man in einer Kommunikationsagentur leider so schlecht kommuniziert, dass viele fähige Mitarbeiter Reißaus nehmen. Manch einer flüchtet schneller (schon nach knapp drei Wochen), manch einer hält länger durch. Alle verbindet, dass man irgendwann genervt und traurig aufgibt: Man ist doch einmal angetreten, um etwas Positives zu bewegen, man fand den Namen gut (er ist es, wenn er denn gelebt würde), doch dann resigniert man oder sagt seine Meinung, was sofort mit aller Vehemenz sanktioniert wird. LIEBE LEUTE: Würdet Ihr Euch nicht selbst immer die guten Kreativen vergraulen, Eure Agentur könnte schon sehr viel weiter sein. FOR SURE!
Kollegenzusammenhalt
GIBT ES. Innerhalb der Mitarbeiterschaft. Ohne den starken Zusammenhalt könnte die Agentur längst einpacken. Man baut gezielt darauf, dass die Leute "wegen der tollen Kolleginnen und Kollegen" bleiben. Und sieht derweil keinen Grund, auch nur das Geringste an den Strukturen zu ändern. Weil: Man müsste sich ja auch mal etwas sagen lassen und einsehen, dass ein Mitarbeiter recht hat. Das geht auf keinen Fall, wie Eingeweihte an unzähligen Beispielen belegen könnten. Lieber stirbt eine gute Idee (oder auch zwei), als dass die Elite ein Machtspielchen als verloren verbuchen würde. Wer das hier polemisch findet, wird sich wundern, wenn er sich bei einem Meeting plötzlich in einen schlechten Film versetzt fühlt. WEIL: Schauspielern kann diese Führungsriege weit schlechter, als sie meint.
Work-Life-Balance
JAJA. Hier macht man viel weniger Überstunden als woanders. Allerdings macht man auch viel weniger kreative Lösungen. Weniger? Im Regelfall eher gar keine. Viele Mitarbeiter verbringen Stunden in ihrem wohlverdienten Feierabend damit, sich fassungslos über die zum Teil frustrierenden Zuständen auf Arbeit bei guten Freunden, Partnern oder Kollegen "auszuheulen". Was am Ende doch jede Menge Überstunden produziert. Gute Work-Life-Balance sieht anders aus. OH YES!
Vorgesetztenverhalten
SCHLECHT. Vor allem im Kontext mit dem wohlmeinenden Firmennamen. Es gibt da ein Sprichwort: "Der Fisch stinkt vom Kopf her!" Passt perfekt auf die Zustände vor Ort. Wer nicht mitmacht, wird weggebissen. Mal davon abgesehen, dass man oft erst gar keine wirklich guten Leute anlocken kann. Ja-Sager sind beliebt. Leute mit verstellbarem Rückgrat gern gesehen. Chefs, die da meinen, kreatives Niveau bewerten zu können, scheitern daran, erfassen zu können, was das bedeutet. Zum Ausgleich zitiert man tausendmal kopierte Beispiele aus Werbungen des letzten Jahrhunderts. Auch beliebt: Die Marketing-Keule mit viel Denglisch. HEISSE LUFT.
Interessante Aufgaben
JEDE MENGE. Das wirklich tragische an dieser Agentur: Es gibt tolle Chancen! Es gibt super Kunden! Es gibt sogar Aufgaben, die sich die besten Agenturen des Landes wünschen würden. Allein: was man daraus macht ... meist gar nix. Oder, schlimmer noch: Lösungen, die der Rede nicht wert sind. Jeder Mitarbeiter hat in seiner Zeit in dieser Agentur einige Perlen ersonnen, die nur darauf warteten, in die Tat umgesetzt zu werden. Viele modern in den Schubladen der Agentur. Es sind Ideen, die bei anderen Agenturen groß rausgekommen wären, die vielleicht gar Awards gewonnen hätten. Dass dies auch Marken und Kunden etwas bringt, wird schlicht ignoriert. GROSSE LIEBE? Wohl doch eher ZWECKBEZIEHUNG.
Gleichberechtigung
LIEBLINGSTHEMA. Weil p.c. Sieht man mal von der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ab, werden hier die Menschen LEIDER NICHT gleich behandelt. Es gibt nach der uralten Denke der Führung "DIE DA UNTEN" und "UNS OBEN". Da nach mehrfachem Bekunden einzelner Vorgesetzter die Angestellten ohne klare Anweisungen nicht erwartungsgemäß funktionieren, werden sie zum Teil nicht wie Menschen, sondern wie Arbeitsdrohnen ohne eigenen Willen geführt. Dass sich die wenigen Menschen in mittleren Führungspositionen nicht trauen, der "oberen Heeresleitung" reinen Wein einzuschenken, leben diese teilweise tatsächlich im Glauben, Mitarbeiter gleichberechtigt zu behandeln (wider besseren Wissens),
Umgang mit älteren Kollegen
GNADENBROT. Weil man es sich nicht wirklich leisten kann, Leute (noch mehr als eh schon) zu vergraulen, hält man sich an die, die nicht so wählerisch sein können. Das sind, neben den Berufseinsteigern, eben auch die älteren Kollegen. Und in der Branche, die wie kaum eine zweite für Jugendgläubigkeit steht, ist man schon recht schnell alt. Leider wird der Fortbestand des Beschäftigungsverhältnis auch an absolute Ergebenheit geknüpft. so dass ein Creative Director sofort einknickt, wenn die Führungsmannschaft auftaucht und anderer Meinung ist. Konstruktiver Dialog? Leider nicht. Ältere Kollegen ergeben sich in ihr Schicksal, für sie ist das Gehalt eine Art Schmerzensgeld (den Blick in den Spiegel erleichtert das nicht).
Arbeitsbedingungen
BE LOVED! Mit dieser Formulierung werden sämtliche Sachen verziert, die man meint, als originäre Agenturleistung hervorheben zu müssen. Wenn Luft sich bekleben ließe, ein Sticker mit dem notorischen Schriftzug würde auch in der Agenturluft prangen. Da man aber, um sich wirklich geliebt zu fühlen, in erster Linie ein echtes Gefühl der Nähe, des erlebten Respekts und der existierenden Gleichberechtigung braucht, kleben sie vergebens.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
ASOZIAL. Leider.
Gehalt/Sozialleistungen
PFAU. Ankommen und auf großes Rad machen. Dann kriegt man in dem Laden ein halbwegs moderates Gehalt. Im Nachhinein durch Leistung überzeugen? Fehlanzeige.
Image
PARASITÄR. Wer liebt sie nicht, die Idee der großen Liebe? Auch wenn sie sich im wahren Leben rar macht, ist sie doch umso erhabener, wenn man sie findet. O.k., und ein wenig von ihrem schillernden Glanz schabt sich auch diese Agentur ab, um sie allüberall für sich zu proklamieren. Aber: LIEBE muss man LEBEN ...
Karriere/Weiterbildung
STILLSTAND. Wer lange genug ausharrt, ergattert irgendwann irgendwas. Man muss aber auch immer schön brav das gemacht haben, was einem aufoktroyiert wurde. Da erklären dann Creative Direktoren, dass die Lösung A von Person B in der Chefetage gewünscht wird und dass "man sich da nicht gegenstellen" sollte. Auch, wenn die Lösung nicht der Marke dient. Gerade ältere Kollegen werden mit der Angst um den Jobverlust in der Defensive gehalten. Gern auch der lapidare Satz "Du brennst nicht mehr richtig ...", der dann mit der Aufforderung gepaart ist, "jetzt aber mal so richtig abzuliefern". Liefert man dann ab, wird die Idee mit der bewährten Mischung aus Inkompetenz und Arroganz zu Staub zertrampelt,