Alles außer Software-Entwicklung...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Am besten fand ich in all der Zeit, etwas sehr sinnstiftendes für eine liebenswürdige Kundegruppe zu tun. Der direkte Austausch mit den Leuten, die das durch uns erstellte Produkt nutzen, war immer Motivation. Die (ursprünglich) mal vorhandenen Freiheiten im Entwicklungsbereich waren ebenfalls eine große Chance, die die Hasomed von anderen Arbeitgebern abgehoben haben. Aber... alles Vergangenheitsform, denn...
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es könnte perfekt sein - mit einer anderen Führungsetage. Jahrelanges hick-hack in der Unternehmensführung. Hohe Fluktuation im gesamten Unternehmen, aber die Entscheider, die das verursachen, bleiben (und sehen das als irgendwie "normale Dynamik" an).
Es gibt einen kleinen Kreis, der privat verbandelt ist, sich selbst in irrigen Ansichten bestärkt und auf wirklich niemanden hört, der Ahnung hat. Stattdessen lässt man sich mal so, mal so beraten, jagt jedem Hype nach, startet und beendet Projekte nach Laune und wenn's Mist läuft war es einer der mittleren Manager/Produktverantwortlichen oder die Entwickler, die einfach nichts richtiges hinkriegen - Hauptsache andere.
Verbesserungsvorschläge
Die Geschäftsführung loswerden ... der Rest wuppt das schon.
Oder einfach entscheiden, kein IT-Unternehmen zu sein, dann könnt ihr den aktuellen Kurs auch fortfahren und die letzten verbleibenden Entwickler gehen lassen. BI, Support, Vertrieb und nicht zuletzt das üppige Prozess- und Produktmanagement werden schon irgendwie das Geld reinbringen.
PS: Liebes HR-Team, ich weiß, ihr wollt/sollt hier kommentieren und zum Dialog einladen. Aber wir hatten genügend Gespräche, die Missstände sind kein Geheimnis für jeden, der bereit ist, zuzuhören. Insofern gerne ohne Kommentar. Ich wünsche ich euch alles Gute, achtet auch auf euch selbst.
Arbeitsatmosphäre
Als neuer ist man völlig hin und weg. und kann das in manchen Bereichen vielleicht auch bleiben. Sehr lebendig, quirlig, menschelnd - untereinander. Darüber hinaus Misstrauen, Mikromanagement und ein phänomenaler Wasserkopf. Meiner Erfahrung nach entzaubert es sich nach ca. 6 Monaten.
Kommunikation
Es klafft auseinander. Es wird viel geschnattert, der Buschfunk ist ultra-schnell. Die offizielle Kommunikation aber besteht aus Hau-Ruck-Präsentationen der GF an die Mitarbeiter, in denen neben einer stets gehörigen Portion Selbstbeweihräucherung einfach Tatsachen verkündet werden. Besonders fatal finde ich die völlig dysfunktionale Kommunikation zwischen Management und der mittleren Ebene. Hier gibt es einen tiefen Graben, der am Ende zum Scheitern der Produkte führt. Es pendelte zwischen Kontroll-Zwang und totalem Desinteresse, kleinteilige Einmischung gepaart mit Vermeidung der großen relevanten Entscheidungen. Steigerte sich zum Schluss in aktive persönliche Abneigung und dem Verbreiten von Falschaussagen.
Kollegenzusammenhalt
In der Entwicklung erlebt man großen Zusammenhalt untereinander, fachlichen Austausch, Humor. Auch jenseits der Abteilungen hatte ich viele gute Kontakte, auch wenn es zunehmend weniger wurde, da nach und nach fast alle bekannten Gesichter weg waren und durch neue ersetzt wurden (Stichwort Fluktuation)
Work-Life-Balance
Tja, was soll man da sagen... Benefits statt Sinn.
Für das Drumrum gibt es natürlich 5 Sterne premium. Das spiegeln ja auch die anderen sehr positiven Bewertungen wieder: Angenehme Räume, prima Essen, die Dogs-at-work (okay, wurden auch langsam viele für meinen Geschmack), tolle Feiern, flexible Zeiten, viel Sport und BGM.
Aber was nützt mir die nächste Rückenschule, wenn das Projekt, in das ich meine Leidenschaft gesteckt habe, abgesägt wird? Nach vielen Auf- und Ab-Phasen, die mich manchen Schlaf gekostet haben? Ich hatte Kollegen, die im vierten (!) gestoppten Projekt waren und jedes Mal wird alle Arbeit, aller Einsatz weggeschmissen, jedes Mal Schuld verteilt, über ineffiziente Kosten diskutiert.
Dann doch bitte eine BGM-Maßnahme weniger und vielleicht muss es auch kein Kindergarten für wenige Betroffene sein - wenn dafür sinnige Arbeit und tägliche Erfüllung geboten wird - ist mir jedenfalls zehnmal wichtiger, denn auch seelische Gesundheit gehört zu Work und Life!
Vorgesetztenverhalten
Den direkten Chef (Leiter Entwicklung) ausgenommen, habe ich hier unterirdisches erlebt. Es wird über und nicht mit den Menschen gesprochen, teils gar gelästert. Man trifft irrwitzige Entscheidungen ohne Fachkenntnis und stellt die Umsetzer dann vor vollendete Tatsachen. Kaum ein Kurs hat mehr als 6 Monate bestand und verstehen tut es sowieso keiner. Valide Produkte werden abgesägt, die zeitliche Erwartung an Softwareentwicklung ist von Ungeduld geprägt, man wird an unschaffbaren Deadlines gemessen. Das, was vor einem Jahr explizit gewollt war, wird einem jetzt zum Vorwurf gemacht und stattdessen ein Kurs eingeschlagen, den wir vor zwei Jahren verfolgt hatten und dann nicht mehr machen sollten. Gepaart mit fassungslos machender Naivität in Bezug auf IT-Sicherheit und moderne Software-Entwicklung - es ist ein Wunder, dass die Firma noch da ist und KEIN Wunder, dass die Entwicklungsabteilung zeitnah an Brain-Drain eingehen wird.
Interessante Aufgaben
Der Traum, tatsächlich. Sinnhaft, abwechslungsreich, tolles Team, nette Kunden, technologisch modern - genau was ich machen wollte. Umso bitterer, dass nichts mehr geht.
Gleichberechtigung
Man ist sehr stolz auf die Frauenquote und die ist auch hoch, auch im Entwicklungsbereich. In den Teams ging es sehr gleichberechtigt zu.
Trotzdem hatte ich ab und an den Eindruck, dass die Top-Etage eher auf die Kerle hört. Aber vor allem hören sie halt auf sich und die eigenen Egos - es bräuchte also eine ego-getrieben kumpelhafte Dame im Kreis, um das empirisch zu bewerten :)
Umgang mit älteren Kollegen
Wie auch bei den anderen Themen: Licht und Schatten. Die Kollegen gehen miteinander gepflegt und wertschätzend um, unser Team reichte von 25 bis 63 und Alter war kein Thema. Die GF hat aber auch keinen Schmerz damit, altgediente Mitarbeiter aufs Abstellgleis oder nach draußen zu befördern. Ehemals Leitungsposition und ein Pfund an Erfahrung? Egal, wir schieben dich durch ein paar Projekte rum. Noch drei Jahre bis zur Rente? Was solls, da ist die Tür ...
Gehalt/Sozialleistungen
Klafft völlig auseinander. Im Team lagen zwischen Topverdienern und der unteren Grenze über 1000 Brutto im Monat bei vergleichbarer Tätigkeit. Es kam auf Zeitpunkt und Geschick an. Der formelle Prozess ist eine Katastrophe, da er versucht, direkte Gespräche zu vermeiden und die Verantwortung auf Gremien abzuwälzen. Für die Entwicklung mangels Leiter auch seit einem Jahr völlig kaputt.
Karriere/Weiterbildung
Durch die Initiative einzelner waren Dinge möglich, bspw. Teilnahme an den Dev-Days und wertvoller Backend-Workshop. Aber dann wurde auch wieder versucht zu kürzen. Man stelle sich vor: Pompöse Feste, Mercedes-Dienstwagen und ne Kita - aber für eine Video-Lern-Plattform wird über die Anzahl der möglichen Lizenzen (je Person unterer 3stelliger Bereich) diskutiert. Es passt dazu, dass es einfach keine Führung, keinen langfristigen Plan für die Entwicklung gibt.