Narzissmus und verbrannte Erde - Ein Trauerspiel
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich habe die Personalführung als überwiegend toxisch und manipulativ empfunden. Es waren nicht die schweren Themen, die mein negatives Bauchgefühl und letztendlich meine Entscheidung zu gehen herbeigeführt haben, sondern die Art und Weise, wie diese Themen meiner Meinung nach für die eigene Selbstdarstellung genutzt wurden. Ich hätte mich sehr gerne weiterhin für diese Themen engagiert, aber mein Gefühl sagte mir immer wieder, dass sich das hinter den Kulissen nicht richtig oder authentisch anfühlt.
Es wirkte auf mich so, als würden sich die Führungskräfte unverhältnismäßig viel damit beschäftigen, wie sie vor der Kamera, in den sozialen Medien oder auf Bühnen dargestellt werden. Was die fachliche, technische und zwischenmenschliche Projektarbeit (die „Kernarbeit“) betrifft, habe ich die Führungspersonen nicht als besonders interessiert wahrgenommen – außer, wenn etwas fotografiert, gefilmt oder veröffentlicht werden sollte. Dann war das Ergebnis aber auch von sehr hoher Qualität.
Bei mir hat sich das Gefühl ausgebreitet, dass sowohl Mitarbeitende als auch externe Partner opportunistisch genutzt und gegeneinander ausgespielt wurden. Ich hatte den Eindruck, dass Wahrheiten und Tatsachen für verschiedene Zwecke gedreht und gewendet wurden.
Als ich begann, mich mit Narzissmus zu beschäftigen, wirkten die Erfahrungen, die ich in diesem Unternehmen gemacht habe, plötzlich wie im Lehrbuch. Es war für mich eine große Erleichterung, diesen Führungsstil endlich für mich einordnen zu können. Es half mir auch, mich mit anderen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern austauschen zu können, denn vielen ging/geht es meiner Meinung nach ähnlich, obwohl es sich für mich lange Zeit sehr einsam angefühlt hat, weil ich dachte, ich sei die Einzige, die das alles so empfunden hat.
Es war traurig für mich zu sehen, wie viele idealistische, junge Frauen, die etwas Gutes tun wollen und voller Hoffnung und Energie in dieses Unternehmen reingingen, nach kurzer Zeit desillusioniert und verbrannt wieder ausgetreten sind. Die Personalfluktuation habe ich als sehr hoch empfunden, und es war leider kein Einzelfall, dass ehemalige (und noch bestehende) Mitarbeiter in die Klinik oder Therapie mussten, um erst einmal ihren Glauben an die Menschheit wiederzufinden. Auch für mich war es eine ernüchternde Arbeitserfahrung, die mich sogar dazu gebracht hat, meine Tätigkeit in der Menschenrechtsarbeit zu überdenken.