Das Image wird leider nicht nach innen gelebt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Spannende Themen und Kooperationspartner:innen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Fehlende Strukturen und ein unprofessioneller, distanzloser und manipulierender Führungsstil.
Verbesserungsvorschläge
Professioneller Führungsstil und wertschätzender Umgang. Verständnis für individuelle Grenzen leben und offen mit Mitarbeitenden kommunizieren.
Arbeitsatmosphäre
Ich habe noch nie so viel unaushaltbaren Druck im Beruf verspürt wie in diesem Job. Mittagessen am Platz, selten Zeit für kurze Kaffeepausen, fast jeden Tag Überstunden. Die Atmosphäre war oft sehr angespannt und emotional. Einige Kolleginnen haben oft geweint aufgrund von meiner Ansicht nach unpassenden und unprofessionellen Bemerkungen der Leitung oder durch den enormen Druck, der aufgebaut wurde. Es gab auch Momente von ausgelassener Stimmung und gemeinsamem Lachen. Das war dann allerdings meist vom Erfolg eines Projekts abhängig.
HÁWAR.help beschäftigt sich mit wichtigen Menschenrechtsthemen, die Einblicke in schlimme Schicksale und Insiderwissen geben. Es gab leider wenig Awareness dafür, dass Mitarbeitende diese Themen auch psychisch verarbeiten müssen. Durch diese Themenschwerpunkte fiel es mir deutlich schwerer für mich einzustehen, da es ja „um die Sache“ geht. Setzt man hier eine Grenze, bedeutet das, dass ein wichtiges Projekt nicht sofort umgesetzt wird. Das war sehr viel Druck für ein zu kleines Team.
Meiner Ansicht nach wurde nicht gut mit Stress, Belastung und Fehlern umgegangen. Es fühlte sich oft so an, als müsste man sich gegenseitig vor der Leitung schützen.
Kommunikation
Ich empfand die Kommunikationsstrukturen als sehr unprofessionell und wenig effizient.
Das meiste wurde in Whatsapp-Chats diskutiert und beschlossen, was oft zu Missverständnissen, untergegangenen Infos und enormen Zeitverlusten führte.
Die Leitung versuchte oft mit regelmäßigen Motivationssprüchen in Meetings und Gruppenchats bei Laune zu halten, in den Einzelchats empfand ich den Ton allerdings meist nicht sehr wertschätzend. Dieses Vorgehen habe ich als manipulative Einschüchterung und Grenzüberschreitung wahrgenommen.
Für meinen Aufgabenbereich habe ich die Kommunikation als sehr unselbständig erlebt. Die meisten Mails sollten abgesegnet oder nach Diktat nur abgetippt werden, was viele Prozesse sehr verlangsamt hat. Es fühlte sich nach mangelndem Vertrauen seitens der Leitung gegenüber der eigenen Fähigkeiten an. Meiner Meinung nach litten die meisten Projektprozesse unter dem Mikromanagement von oben.
Kollegenzusammenhalt
Unter den Kolleg:innen bestand ein starker Zusammenhalt und viel Verständnis füreinander. Durch eine sehr emotionale Führung empfand ich es allerdings so, als würde manchmal versucht werden Mitarbeitende gegeneinander auszuspielen. Jobbeschreibungen waren oft nicht gut trennbar, wodurch Konflikte über die Zuständigkeiten entstanden.
Es war selten möglich einem Kollegen/ einer Kollegin Arbeit abzunehmen, wenn es zu viel wurde, weil alle anderen auch keine freien Kapazitäten hatten.
Bei den Mitarbeitenden-Events wie z.B. Weihnachtsfeiern war die Stimmung schön, weil viele herzliche und interessante Menschen dort arbeiteten.
Work-Life-Balance
In der Zeit, in der ich dort gearbeitet habe, war eine Work-Life-Balance für mich nicht möglich.
Oft wurden Entscheidungen sehr lange herausgezögert, wodurch wichtige Aufgaben erst ab 17 Uhr oder später fortgeführt werden konnten. Die Erwartungshaltung war jedoch immer, dass alle Aufgaben direkt umgesetzt werden – auch bis in den späten Abend/Wochenende.
Sehr viel passierte „auf den letzten Drücker“ – und das nicht nur in wichtigen Fällen, in denen auf die politische Situation reagiert werden musste, was für eine Menschenrechtsorganisation natürlich normal ist.
Am Ende von großen und kräftezehrenden Aufgaben/Projekten wurde eine kurze Ruhepause versprochen, zu der es dann allerdings selten kam. Wenn angesprochen wurde, dass die Arbeit in diesem Tempo sehr belastend sei, kam schnell das Gefühl auf, dass dies als Zeichen für Schwäche gesehen wird. Manche seien wohl nicht stark genug.
Die Kommunikation und der Umgang mit Erholungszeit der Mitarbeitenden empfand ich meist distanzlos und empathielos. Selbst bei Krankheit schien es mir als würden hier wichtige Grenzen nicht gewahrt werden bzw. überschritten.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten der Vorgesetzten war meiner Einschätzung nach sehr von Emotionalität und persönlichen Befindlichkeiten geprägt. Es fühlte sich so an als würden nicht alle Mitarbeitenden gleich behandelt werden, was demotivierend wirken kann.
Es gab zu dieser Zeit wenig sinnvolle Strukturen, die die Arbeit und das Wissensmanagement erleichterten, was zur Folge hatte, dass alle Entscheidungen nochmal abgesegnet werden mussten. Die Planbarkeit war dabei selten gegeben, da Feedback von der selben Person an zwei verschiedenen Tagen komplett unterschiedlich ausfallen konnte.
Grundsätzlich wurden wir Mitarbeitenden ermutigt zu signalisieren, wenn die Arbeit kapazitär nicht zu schaffen sei. Der Umgang damit fühlte sich jedoch nicht verständnisvoll an. So wird eine Arbeitsatmosphäre kreiert, in der Angst vor Schwäche und Fehlern herrscht.
Ich habe das Vorgesetztenverhalten als manipulativ wahrgenommen. Die psychischen Folgen aus meiner Arbeit in diesem Umfeld haben sich erst nach Verlassen der Organisation wirklich gezeigt.
Interessante Aufgaben
Der Aufgabenbereich ist sehr interessant und abwechslungsreich.
Ideen für Projekte werden immer gerne gesehen und jede/r darf sich theoretisch einbringen und kreativ sein.
Das war in meinem Fall (wie bei den meisten) aber meist aus Kapazitätsgründen selten möglich.
Gleichberechtigung
Das Team bestand überwiegend aus jungen Menschen, die flexibel arbeiten können.
Personen mit familiären Verpflichtungen hätten bei diesem Arbeitspensum vermutlich Schwierigkeiten, zumal für persönliche Anliegen wenig Verständnis aufgebracht wurde.
Ich persönlich finde es schwierig als vermeintlich feministische Organisation keine klaren Gehaltsstrukturen zu haben oder ihre überwiegend weiblichen Mitarbeitenden meiner Ansicht nach unterdurchschnittlich zu bezahlen.
Arbeitsbedingungen
Das Büro ist sehr schön und zentral und die Mitarbeitenden haben eine gute Ausstattung erhalten. Bei Sonderwünschen für Ausstattung, die notwendig für die eigene Arbeit war, gab es immer ein offenes Ohr.
Es gibt Kaffee und oft stehen Obst und Häppchen für alle in der Küche bereit.
Leider war das Büro zu klein für die Mitarbeitenden, weshalb Plätze oft geteilt werden mussten und der Lärmpegel sehr hoch war.
Homeoffice war möglich, allerdings hat es sich manchmal durch Bemerkungen so angefühlt als wäre es der Leitung nicht recht, wenn man nicht vor Ort war.
Es gab leider keine direkte Anlaufstelle für Personalthemen, wodurch persönliche und stellenspezifische Anfragen oft lange nicht – und oft nicht qualifiziert - bearbeitet wurden.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich empfand das Gehalt als unterdurchschnittlich – auch für den sozialen Sektor. Es wurden keine weiteren Benefits angeboten.
Image
Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass das Image nach außen wahnsinnig gut ist, die Werte allerdings nicht nach innen gelebt werden.
Gerade bei Menschenrechtsthemen sollte auf das Wohl der Mitarbeitenden geachtet werden, was hier für meinen Teil nicht der Fall war. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht krank sein darf, nicht „Nein“ sagen darf oder falls ich es doch tat, eine sehr kalte Schulter gezeigt bekommen habe.
Karriere/Weiterbildung
Wenig Aufstiegschancen.
Ich wurde nicht über Weiterbildungsmöglichkeiten informiert.