Ausbildung teils gut, teils verbesserungswürdig
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Tarifvertrag (35 Stunden Woche, Vergütung)
- Praktika, Messen
- teils sehr kompetente Kollegen
- man durchläuft viele Abteilungen und erhält, wenn man mitgenommen wird, viele Einblicke
- sehr gute Betreuung bei meiner Fachaufgabe durch meine Abteilung
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- extreme Hierarchien (sehr ausgeprägt)
- fehlende Betreuung durch Ausbilder
- fehlende fachliche Ausbildung (durch überarbeitete Kollegen)
- Vorschläge werden konsequent abgelehnt (ohne Kompromisse finden zu wollen)
Es sind ein paar Dinge passiert, die ich absolut fragwürdig fand (in der Ausbildung, mit dem Betriebsrat, der Personalabteilung und zwischenmenschliches). Im Unternehmen arbeiten in einigen Positionen allerdings kompetente, nette Leute, von denen ich viel mitgenommen habe und ich bereue die Ausbildung nicht, würde es aber vermutlich nicht uneingeschränkt weiterempfehlen.
Alles was ich hier geschrieben habe, habe ich an meinem letzten Tag der Personalabteilung mitgeteilt. Ich kann nur hoffen, für die Azubis, die in Zukunft anfangen, dass sich Dinge verbessern. Ich habe das Unternehmen nicht im Bösen verlassen.
Meine Bewertung betrifft vor allem den kaufmännischen Bereich. Soweit ich das beurteilen kann, ist es im technisch/gewerblichen Bereich (zumindest was die fachliche Ausbildung betrifft), besser.
Verbesserungsvorschläge
- fachliche Ausbildungspläne pro Abteilung und gegenprüfen, ob diese umgesetzt wurden
- mehr Wertschätzung für die Azubis
- mehr Verantwortung übertragen, wenn es möglich ist; Azubis als Hilfe ansehen, nicht als Last
- scheint mittlerweile zu passieren, aber mehr Teambuilding ermöglichen (unter den Azubis)
Die Ausbilder
Meinen Ausbilder selbst hab ich selten gesehen, der monatliche Austausch hat in den drei Jahren zweimal stattgefunden. Ich konnte aber durchaus Dinge ansprechen. Wenn man denn mal erreichbar war ;)
Es waren andere Leute da (oder speziell eine), die immer ein offenes Ohr hatte, sich um das meiste gekümmert hat und dafür gesorgt hat, dass wir betreut wurden. Es hätte Sinn ergeben, wenn die Aufgabe der Ausbildung übertragen worden wäre...
Fachliche Ausbilder in den jeweiligen Abteilungen waren in einigen Abteilungen gut, in anderen weniger. Einigen fehlten die pädagogischen Kompetenzen Ausbildungsinhalte fachlich rüberzubringen und manchmal auch einfach die Lust, dem 20. Azubi etwas zu erklären.
Spaßfaktor
Es hat mir mit den anderen Azubis viel Spaß gemacht. Wir durften mit auf Messen, Praktika im Ausland, hatten manchmal Glück mit den Aufgaben und es gab viel zu sehen durch die riesige Produktion. Ich habe viele gute Erfahrungen mit einigen Kollegen gemacht und man hat Einblicke in verschiedene Abteilungen bekommen. Aber, man kann es nicht anders sagen, manchmal war es einfach langweilig und es gab Tage, da graute es mir zur Arbeit zu gehen.
Aufgaben/Tätigkeiten
Die meiste Zeit hab ich mich extrem unterfordert gefühlt. Da die Abteilungen meist so viel zu tun hatten, dass sie leider keine Zeit hatten "sich auch noch um den Azubi zu kümmern, der eh nur ein paar Wochen da ist", hatte ich wenig bis gar nicht zu tun und dann meist Aufgaben, die eigentlich keine waren. Ganz oft Fleißarbeit, für die die anderen keine Zeit hatten. Ich wurde an vielen Stellen nicht für meinen Beruf ausgebildet. Viele Aufgaben haben null Fachwissen vorausgesetzt, die hätte man auch sonst wem geben können.
Das trifft nicht auf jede Abteilung zu. Manche haben mich in ihre Arbeitsprozesse eingebunden und haben sich über meine Unterstützung gefreut.
Auf eigene Vorschläge und Wünsche wurde oft nicht eingegangen. Außer den Vorschlag Akten zu sortieren, das habe ich aus Langeweile manchmal gemacht.
Da ich mich mit anderen Auszubildenden austauschen konnte weiß ich jetzt, dass das nicht einer Ausbildung entsprochen hat und dass es definitiv besser geht. Meiner Meinung nach hat das Unternehmen aber Potential dazu, es besser zu machen.
Respekt
Ich fand es schrecklich, wie manche, die selbst ihre Ausbildung in dem Unternehmen gemacht haben, uns Azubis Aufgaben gegeben haben und gesagt haben "Ja, ist zwar nicht die spannendste Aufgabe, aber ich musst das auch damals machen". Viele, viele die dort arbeiten, sind in Denkmustern von vor 20 Jahren gefangen. Wie oben beschrieben, war ich für viele "nur" ein Azubi und somit zweitrangig. Aus Sicht der Kulturwandlung und der damit verbundenen Zukunftssicherheit hinsichtlich der neuen bzw. jungen Arbeitnehmer gibt es m.E. absolut gar keinen Plan. Schon mal was von dem Begriff Kulturwandel gehört? Ich frage mich ernsthaft wo das Unternehmen in den 10 Jahren stehen wird.
Zum Thema Respekt: Einige bei denen ich monatelang in der Abteilung saß konnten sich nicht mal meinen Namen merken. War nicht so schön.
Ich fand es außerdem sehr schade, dass ich nicht vom Unternehmen eingeladen worden bin zur Übergabe des Ausbildungszeugnisses. Kam per Post von der Personalabteilung förmlich unterschrieben. Ob gutes Ergebnis oder nicht, das fand ich nach drei Jahren sehr enttäuschend, auch wenn ich gegangen bin. Und dann wurde ich noch nicht mal irgendwo mit einem Wort erwähnt.
Karrierechancen
Unter Umständen wäre ich vielleicht geblieben, aber man wollte mir nicht entgegenkommen. Mein Wunsch war es, dass ich gerne zu einem späteren Zeitpunkt angefangen hätte. Ich habe viele Vorschläge gemacht, um mir einen Monat einzuräumen (Urlaub, Überstunden, etc.), alles abgelehnt leider. Als Begründung kam immer nur "wird von oben nicht gewollt"; hat mich aber an der Stelle nicht überrascht und mag an einigen Stellen auch legitim sein. Ich weiß nicht, wie transparent die Personalabteilung da sein muss.
Vieles läuft nach dem Motto: Wir sind ein angesehenes Unternehmen, wenn du nicht willst, wie wir es wollen, macht es ein anderer. Der Mensch als Produktionsfaktor Arbeit, wenig Platz für individuelle Wünsche und Flexibilität. Es gibt kaum Verhandlungsbasis, denn jeder ist ersetzbar. Was andere geschrieben haben, kann ich also bestätigen. Aber solange das Unternehmen so durchkommt, sollen sie machen. Passte dann mit meinem Wunsch nach mehr Flexibilität nicht zusammen.
Ausbildungsvergütung
Nach Tarif und somit super :) Vor allem bei der 35 Stunden Woche. Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, T-Zug.
Arbeitszeiten
Wie gesagt: 35 Stunden Woche und zum Ende meiner Ausbildung durfte ich die Gleitzeit nutzen und in Ausnahmefällen war Mobiles Arbeiten möglich.