Praktikum: kaum Einblicke in Forschung, fast nur Assistenz. Isolation u. Unterforderung.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Zusammenhalt unter Kollegen; freundliche, kompetente, hilfsbereite Kollegen; sehr lehrreiche Einblicke, wie es in der kommerziellen Marktforschung abläuft; stressfrei, entspanntes Tagesgeschäft; nettes Corporate Design, das Firmen-Logo ist recht schick
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Umgang mit Angestellten/Praktikanten:
minutengenaue, digitale Arbeitszeit- und Tätigkeiten-Erfassung bei Praktikanten(!): das führt dazu, dass man sich vorkommt, als werde man lediglich als austauschbare Kostenstelle/Nummer behandelt. Praktikanten erwirtschaften keinen Umsatz/Verlust für die Firma, sind im Grunde völlig belanglos - warum also werden ihre Arbeitszeiten/Tätigkeiten derart penibel getrackt, als habe man Angst, sie würden Projekte an die Wand fahren?! Ofizielle Antwort: Keine Kontrolle, "muss so, buchhaltungstechnisch". Meine Vermutung: Kontrolle und fehlenes Vertrauen!
- von mehreren Angestellten gehört: implizite Erwartung von "oben", dass Mitarbeiter ihren rechtlich zustehenden Rest-Urlaub nicht voll ausschöpfen, sondern in Arbeitszeit/Manpower "umwandeln", der Firma "schenken".
- konservative Arbeitsweise: Praktikanten erhalten viel Freiheiten und Raum für eigene Ideen - aber nur wenig Spielraum, eigene Ideen umzusetzen - es wird lieber so gemacht, wie es immer gemacht wurde bzw. wie es Vorgesetzte immer gemacht haben - weil die ja nunmal die Erfahrung, Verantwortung und das Sagen mitbringen. Im Tagesgeschäft natürlich zielführend; trotzdem: die ein oder andere Auffrischung/zeitgemäßere Herangehensweise täte manchmal gut.
- handlungsbeschränkter Privat-Sekretär der Vorgesetzten: habe das Praktikum in erster Linie gesatrtet, um Einblicke in die Forschung zu erhalten; erledigte aber drei Monate lang zu 90% der Arbeitszeit nur monotone, nicht fordernde Assistenz-Aufgaben: tagefüllendes Formatieren und Aufhübschen von Powerpoint-Folien, Pflegen von Telefonlisten. Listen abtelefonieren, Kontaktdaten für Akquise recherchieren, Listen updaten, Listen abtelefonieren, Angebote vorfertigen.
Demotivierend: Eigenständig verschicken durften Praktikanten nix - Angebote verschicken, E-Mail senden und "richtige" Korrespondenz mit Kunden blieb "Chefsache". Kurz: Job des Praktikanten war de facto Handlanger. Zumindest der Klischee-Klassiker "Kaffee kochen" blieb mir erspart.
- zu wenig Forschung, zu viel Administration/Betriebswirtschaft/Vertriebsarbeit. Ich war in der Forschung. Viel zu viel Akquise (ca. 90% meiner Tätigkeiten), viel zu wenig Einblicke in die Forschung (nur, wenn ich eigenständig nachgefragt habe; nur dann gab es zufriedenstellende/ausführliche interessante Auskünfte und Einblicke).
- miese Verkehrsanbindung: Gebäude liegt im Industriegebiet einer abgelegenen Gemeinde hinter Wiesbaden; ohne Auto ist man auf 1 Buslinie angewiesen, die 1x stündlich nach/von Wiesbaden verkehrt;
keine eigene Kantine; Kantine bei Nachbar-Firma "Britta" darf mitbenutzt werden, aber auf Dauer zu teuer; keine Vergünstigungen für Praktikanten; nächster Supermarkt zu Fuß 10-15 Minuten entfernt; nächste Kantinen in Nachbarorten während der Mittagspausenzeit nur mit Auto erreichbar;
Fazit:
Lohnt nur für Praktikanten, die
- gerne entspannt arbeiten
- gerne Powerpoint-Folien aufhübschen und Excel-Listen updaten
- nicht auf ÖPNV angewiesen sind bzw. nicht zu weit weg wohnen;
- vor lauter Abschottung/Isolation von menschlichem Leben (isolierte Lage des Firmengebäudes) nach wenigen Tagen/Wochen nicht eingehen
- kein Problem damit haben, 90% ihrer Arbeitszeit Sekretär zu spielen.
- vollzeit arbeiten und dabei vom Mindestlohn leben können.
Verbesserungsvorschläge
- interne Kommunikationskultur: bessere Kommunikation nach "unten" in die Fachabteilungen bzw. quer durch die Fachabteilungen: Mitarbeiter wissen oft nicht, was "im Großen und Ganzen" aktuell in der Firma und in der benachbarten Fachabteilung abgeht.
- mehr Vertrauen in die Kompetenz (kompetenter) Prakltikanten und in dereneigenverantwortliches Arbeiten.
- weniger Kontrolle von Praktikanten. Vor allem kein detailliertes Arbeitszeit-und Tätigkeiten-Tracking.
- eigene Kantine oder zumindest Vergünstigungen für Praktikanten bei Nachbar-Kantine.
- Allgemein: gebt den Arbeitnehmern (die keine Führungspositionen inne haben) das Gefühl, mehr als nur eine Kostenstelle zu sein!
Kommunikation
kann ich nicht beurteilen.
Work-Life-Balance
Angestellte trauen sich oft nicht, ihren rechtlich zustehenden (Rest)Urlaub zu nehmen; denn implizit - in meinem Fall recht unverblühmt dreist ausgesprochen - wird erwartet/verlangt, Rest-Urlaub verfallen zu lassen.
Umgang mit älteren Kollegen
kann ich nicht beurteilen.