Guter Arbeitgeber, leider mit Wachstumsschmerzen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Allgemeine Arbeitsatmosphäre, kollegiales Verhalten, menschliches Verhalten des Führungspersonals, weitgehend freie Hand in der journalistischen Arbeit, hoher Qualitätsanspruch.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Unklare Zuständigkeiten und Absprachen, wenig Flexibilität in Sachen Home Office.
Verbesserungsvorschläge
Dringende abhilfe ist bei den dysfunktionalen Strukturen innerhalb der Führung und bei den Kommunikationswegen geboten. Eine mögliche Lösung wäre eine Vergrößerung der Leitungsebene, dann aber mit schärferer Abgrenzung der Zuständigkeiten, oder das Einziehen einer zweiten Leitungsebene. Eventuell könnte eine externe Beratung hier beim Finden von Lösungen helfen. Nachzudenken wäre auch über das Schaffen einer Personal- oder HR-Stelle. Stärker am Tarif orientierte Bezahlung, um im "war for talents" mithalten zu können. Auf Arbeitnehmerseite könnte die Gründung eines Betriebsrats zum professionalisierten Interessensausgleich mit dem Arbeitgeber beitragen.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre ist für ein Medienunternehmen sehr gut. Die allgemeine Branchenkrise ist hier kaum ein Thema. Journalistische Qualität wird sehr hoch gehalten, die Trennung von Redaktion und Anzeigenabteilung ist sogar mustergültig. Hier findet fordernder, professioneller, im Rahmen des Themenfelds aber vielfältiger Wirtschaftsjournalismus statt. Erfreulicherweise wird meist auch akzeptiert, wenn Recherchen einmal ins Leere führen. Hier steht Qualität höher als möglichst großer Output.
Ein intensives Lektorat mit Qualitätssicherung findet statt. Das Führungpersonal setzt sich intensiv vor Veröffentlichung mit dem Material auseinander, was meist zur Qualitätssteigerung beiträgt. In Ausnahmefällen gehen die Anregungen der Redaktionsleitung allerdings ins Geschmäcklerische hinein bzw. zum Trimmen von Geschichten auf eine bestimmte, nur schwer haltbare aber plakative Grundthese.
Kommunikation
Das interne Kommunikationsverhalten ist recht ausbaufähig. Hier zeigen sich insbesondere drei Schwachstellen: Ersten ist augenfällig, dass die Führungspersonen es gewohnt sind, Dinge im Vorbeigehen in kurzen Gesprächen zu klären. Das ist sehr angenehm, wenn Kleinigkeiten zu klären sind, führt mit zunehmender Größe des Unternehmens aber zu Ausfallerscheinungen, weil sowohl Mitarbeiter als auch andere Führungpersonen oft nicht in solche Absprachen eingebunden sind.
Zweitens werden gerade wichtige Entscheidungen oft in sehr kleinen Kreisen getroffen und dann den Mitarbeitern nur verkündet. Hier wären breiter angelegte, dabei aber nicht ausufernde Diskussionen dringend angeraten.
Drittens sind die Führungsstrukturen, wohl auch als Folge des Unternehmenswachstums der vergangenen Jahre und der derzeitigen Umstrukturierungen im Leitungszirkel, inzwischen in Teilen dysfunktional. Absprachen und Zuständigkeiten sowohl innerhalb der Leitungsmannschaft als auch zwischen Mitarbeitern sind oft nicht klar geregelt, Mehr- und Doppelarbeit entsteht.
Kollegenzusammenhalt
Hier gibt es kaum etwas auszusetzen. Das Team harmoniert hervorragend. Rein menschlich ist auch das Verhältnis zwischen Führungsebene und einfachen Mitarbeitern sehr umgänglich, fast schon freundschaftlich, abgesehen von den genannten dienstlichen Kommunikationsdefiziten.
Work-Life-Balance
Das Arbeitspensum ist recht stramm, allerdings weit entfernt von der Dauer-Überforderung in anderen Redaktionen. Hier und da wäre etwas mehr Freiraum für umfangreichere Projekte und Recherchen wünschenswert. Leider zeigt sich die Führungebene recht unflexibel, was Home Office und Teilzeitarbeit betrifft. Grundsätzlich haben einzelne Mitarbeiter entsprechende Lösungen durchgesetzt, aber gegen offizielle und für alle gleiche Regelungen wehrt sich die Führunbgsebene. Auch innerhalb des Führungkreises scheinen einzelne Mitglieder überproportional stark mit Arbeit be- oder überlastet zu sein, was die unter "Kommunikation" genannten Probleme verschärft. Der Überstundenausgleich wird relativ freihändig von den einzelnen Mitarbeitern geregelt.
Vorgesetztenverhalten
Auch hier zeigen sich Probleme als Folge von Wachstum und Umstrukturierung. Bei einzelnen Vorgesetzten ist eine Mischung aus Überlastung (sowohl Menge als auch Vielfalt der Aufgaben), schlechtem Informationsstand und mangelnder Absprache festzustellen. Vor diesen Problemen werden aber die Augen verschlossen. Bei wichtigen Themen werden zwar Diskussionen geführt oder sogar angestoßen, es entsteht aber häufig der Eindruck, dass Vorgesetzte bereits Entscheidungen getroffen haben und Meinungen der Mitarbeiter nur noch pro forma gehört wird, um sich bestätigt zu sehen oder abweichende Beurteilungen zurückzuweisen.
Dabei ist das Verhalten der Vorgesetzten aber nie boshaft, sondern zugewandt und menschlich - gerade verlichen mit anderen Medienunternehmen. Bei kleineren Alltagsfragen funktioniert die Entscheidungsfindung im Dialog sehr schnell und unkompliziert. Problematisch sind die "großen Themen".
Allerdings scheint es im Dialog zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten oft auf die "persönliche Chemie" anzukommen. Wo diese stimmt, ist das Miteinander sehr angenehm, in anderen Fällen offensichtlich nicht. Hier wäre evtl. eine Professionalisierung hilfreich (Personalchef/in, Betriebsrat).
Interessante Aufgaben
Das Medium befasst sich mit einem sehr speziellen Themenfeld. Innerhalb dieser Einschränkungen sind die Möglichkeiten zur eigenen Schwerpunktsetzung aber sehr vielfältig. Im vernünftigen Rahmen trägt das Unternehmen auch größeren Rechercheaufwand mit.
Gleichberechtigung
Keine Auffälligkeiten feststellbar, gut gemischtes Team.
Umgang mit älteren Kollegen
Keine unterschiedliche Behandlung feststellbar.
Arbeitsbedingungen
Schöner, modernisierter Altbau im Zentrum von Wiesbaden, ca. 15 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof. Mitarbeiterparkplätze werden trotz des dafür schwierigen Umfelds nach Möglichkeit zur Verfügung gestellt. Große, teils vielleicht überdimensionierte Sozialräume. Durch andauernde Umbaukampagnen öfter mal Baustellenlärm.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Bezahlung liegt deutlich unter dem Tarif. Weihnachtsgeld wird als Erfolgsbeteiligung gewährt, ist aber nicht vertraglich gesichert. Der Arbeitgeberanteil am Presseversorgungswerk wird gezahlt.
Image
In der Branche hat die IZ einen hervorragenden Ruf. Sie bemüht sich sichtbar um neue, innovative Verbreitungswege und die Erschließung von neuen Geschäftsfeldern.
Karriere/Weiterbildung
Wie für ein mittelständisches Unternehmen üblich, sind die Aufstiegsmöglichkeiten begrenzt. Weiterbildungen bezahlt und ermöglicht das Unternehmen, man muss sich aber selbst darum bemühen.