Case Study: Wie man eine Agentur kaputtspart
Gut am Arbeitgeber finde ich
Nette Lage in der Schanze, Hunde erlaubt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
JDB war mal eine gute Agentur mit tollen Kolleg*innen und einem klugen Management. Nach einem Wechsel in der GeFü Mitte der 2010er-Jahre ging es allerdings bergab. Es begann eine große Kündigungswelle, die bis heute nicht abgerissen ist. Langjährige Mitarbeiter*innen haben das Unternehmen verlassen, unter den Neuen wuchs die Fluktuation. "Jeder ist ersetzbar" hat sich offenbar als Leitlinie in der Personalpolitik durchgesetzt, gepaart mit einem harten Sparkurs, der unter dem Mäntelchen von "New Work" durchgesetzt wird.
Verbesserungsvorschläge
Mitarbeiter*innen wertschätzen, einbeziehen, fördern. Das bringt das ganze Unternehmen voran. Und spart letztlich sogar Geld, weil nicht ständig neue Kolleg*innen gesucht und eingearbeitet werden müssen.
Arbeitsatmosphäre
Immer mehr Arbeit, immer weniger Komfort. In den vergangenen Jahren wurden Büros zusammengelegt, die Etage mit der Dachterrasse eingespart bis hin zu der Clean Desk Policy, die hier aber leider wohl nur heißt: So wenig Tische wie nötig, so viel sparen wie möglich.
Kommunikation
In den Jahren, in denen ich bei JDB gearbeitet habe, wurde einiges an Kommunikationsmaßnahmen ausprobiert: Montagsmeeting der ganzen Agentur, regelmäßige Abteilungsmeetings. Dann, auf Mitarbeiter*inneninitiative, einen wöchentlichen Newsletter, der aber mit den Jahren vom Kommunikationsinstrument zum "internen Propagandakanal" verkam und mit Weggang der verantwortlichen Person ohne weitere Erklärung eingestampft wurde. Schließlich gab es unregelmäßige "Townshall (sic!)-Meetings", in der die Geschäftsführung berichtete und manchmal auch Raum für Diskussionen war.
Grundsätzlich galt aber: Viel heiße Luft, wenig Ergebnisse. Mitbestimmung gab es nur, wenn sei nicht zu höheren Kosten, zum Beispiel für Weiterbildungsmaßnahmen o.ä., führte.
Für eine Kommunikationsagentur finde ich das beschämend - und angesichts der vielen vertanen Chancen, der vielen motivierten Mitarbeiter*innen, die irgendwann aufgegeben haben, ziemlich traurig.
Kollegenzusammenhalt
Gab es. Wir hatten am Anfang eine richtig gute Zeit, und die Hilfsbereitschaft und Kollegialität hat viele dazu bewogen, doch noch länger bei JDB zu bleiben.
Work-Life-Balance
Musste man sich selbst schaffen, wenn es irgend ging. Die Geschäftsführung hat sich darum nicht gekümmert, im Gegenteil: Über jeden zusätzlichen Urlaubstag musste quälend verhandelt werden, und wenn man dann weg war, ist es durchaus passiert, dass man im Urlaub angerufen wurde.
Vorgesetztenverhalten
Unterirdisch. Ein echtes Interesse an der Arbeit der Mitarbeiter scheint nicht zu bestehen. Unhöfliches Verhalten (zu spät kommen, über den Mund fahren...) gepaart mit fachlichen Defiziten war zeitweise schwer zu ertragen.
Im Laufe meiner Betriebszugehörigkeit gab es auch in der Führungsetage viel Fluktuation. Einige haben durchaus versucht, für mehr Wertschätzung un transparentere Prozesse zu sorgen, konnten sich aber letztlich nicht durchsetzen. Das aktuelle Management setzt dagegen wohl nur noch auf Kostenreduktion.
Interessante Aufgaben
Interessante Kunden – interessante Aufgaben. Konnte man Glück haben oder auch nicht.
Gleichberechtigung
Viel Arbeit für alle, viel Geld eher für die männlichen Kollegen.
Umgang mit älteren Kollegen
Kaum Wertschätzung von Expertise und über die Jahre erbrachter Leistung.
Arbeitsbedingungen
Arbeitsplatzausstattung war mittelmäßig. In Teilen veraltet, Laptops gab es nur nach dem Zufalls- oder Sympathieprinzip. Private Handys wurden auch beruflich genutzt, was bei einigen sensiblen Projekten sicherheitstechnisch nicht ganz in Ordnung war. Um alles, was "extra" war, musste man kämpfen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Einmal im Jahr wurde an eine soziale Organisation gespendet.
Gehalt/Sozialleistungen
Unterdurchschnittlich. Gehaltserhöhungen mussten mit harten Bandagen verhandelt werden, Erfolg war dabei eher Zufall.
Um 2013,14 gab es mal jährliche Boni, die aber komplett intransparent und zufällig vergeben wurden. In einem Jahr, in dem ich ganz normal gearbeitet hatte, bekam ich einen hohen Bonus, im nächsten, in dem ich mehrere Male die berühmt-berüchtigte Extra-Meile gegangen war, nur noch die Hälfte. Danach kam ein sehr seltsames System, bei dem man zwischen einem festen oder einem variablen Bonus wählen konnte (der variable konnte aber auch "gar nicht" bedeuten). Logisch nachzuvollziehen war das alles nicht.
Karriere/Weiterbildung
Mitarbeiterförderung ist ein Fremdwort, Weiterbildungen mussten selbst bezahlt werden. Generell galt eher "Fake it 'til you make it".